Warnstreiks behindern Flugverkehr an deutschen Flughäfen

15.01.2019, 12:00 Uhr
· Online seit 15.01.2019, 03:21 Uhr
An mehreren deutschen Flughäfen ist seit dem frühen Dienstagmorgen das Sicherheitspersonal erneut in Ausstand getreten. Hunderte Flüge fallen daher voraussichtlich aus. Zehntausende Passagiere kommen nicht wie geplant an ihr Ziel.
Anzeige

Weil im Tagesverlauf acht Flughäfen betroffen sein werden, hatte der Flughafenverband ADV vor erheblichen Beeinträchtigungen für den gesamten Luftverkehr in Deutschland gewarnt.

Begonnen hat der Warnstreiktag der Gewerkschaft Verdi am Dienstag um Mitternacht an den Flughäfen Hamburg, Hannover und Bremen. Dort soll das Sicherheitspersonal den ganzen Dienstag nicht arbeiten.

Seit 2.00 Uhr beteiligt sich laut Gewerkschaftsangaben auch das Sicherheitspersonal an Deutschlands grösstem Flughafen in Frankfurt/Main an dem Warnstreik. Dort sind etwa 5000 Beschäftigte für die Kontrolle von Passagieren und Fracht zuständig. Der Arbeitskampf in Frankfurt soll bis 20.00 Uhr dauern.

Allein in Frankfurt wurden mit Stand Montagabend 570 der geplanten 1200 An- und Abflüge gestrichen. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hatte Fluggäste frühzeitig aufgerufen, möglichst umzuplanen. Warnstreiks sind zudem an den Flughäfen Dresden, München, Leipzig/Halle und Erfurt angekündigt.

In der Schweiz haben die Streiks nur geringe Auswirkungen. In Zürich fallen nach Angaben des Flughafens vier Flüge nach Hamburg und ein Flug nach Hannover aus. Gestrichen sind zudem drei Flüge von Hamburg. Betroffen sind die Fluggesellschaften Swiss und Eurowings. Der Flughafen schliesst weitere Streichungen nicht aus. Grössere Ausfälle werden aber nicht erwartet.

Swiss annullierte insgesamt fünf Flüge zwischen Zürich und Hamburg, wie die Fluggesellschaft auf Anfrage erklärte. Mögliche weitere Ausfälle werden aber nicht ausgeschlossen.

Am Flughafen Basel sind alle drei Rotationen der Lufthansa von und nach Frankfurt gestrichen, insgesamt also sechs Flüge. Und am Flughafen Genf fallen je fünf Lufthansa-Flüge von und nach Frankfurt aus, sowie je ein Flug von und nach München.

Die Gewerkschaften Verdi und DBB wollen mit den Warnstreiks Druck in der laufenden Tarifrunde machen. Sie verlangen Lohnsteigerungen für die Branche mit bundesweit 23'000 Beschäftigten und eine einheitliche Bezahlung im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle an den Flughäfen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte es Warnstreiks des Flugsicherheitspersonals gegeben - zunächst an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld, dann in Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart. Verdi begründet die jetzige Eskalation damit, die Arbeitgeber hätten trotz der Warnsignale «kein verhandlungsfähiges Angebot» vorgelegt.

Arbeitgeber, Tourismusverbände und Wirtschaft kritisierten die Ausweitung der Warnstreiks deutlich. «Erneut wird ein Tarifkonflikt einer einzelnen Berufsgruppe auf dem Rücken von Hunderttausenden Passagieren, den Luftverkehrsbetrieben und vielen weiteren Unternehmen der deutschen Tourismuswirtschaft ausgetragen», monierte der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Rabe. «Von Warnstreiks, also der Idee punktueller Warnsignale Richtung Arbeitgeber, kann hier definitiv keine Rede mehr sein. Spätestens mit diesem dritten Ausstand binnen zehn Tagen wird der Bogen masslos überspannt.»

Auch der deutsche Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) reagierte mit Unverständnis auf die aus seiner Sicht unverhältnismässigen Warnstreiks: Die Arbeitgeberseite habe bereits im Dezember klar gemacht, dass sie zu einem neuen Angebot und zu zügigen Verhandlungen ab Jahresanfang bereit sei. Angesetzt ist die fünfte Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt für 23./24. Januar in Berlin.

veröffentlicht: 15. Januar 2019 03:21
aktualisiert: 15. Januar 2019 12:00
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige