«Wissen nicht, wo wir jetzt skaten sollen»

20.07.2018, 12:00 Uhr
· Online seit 20.07.2018, 10:08 Uhr
Der Skatepark in Domat/Ems ist Geschichte. Am Mittwoch wurden die letzten Hindernisse abgebrochen. Die Skateszene ist enttäuscht, denn entgegen der Meinung der Gemeinde sei der Platz bis am Schluss rege genutzt worden.
Lara Abderhalden
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«Ich kam gerade von Zürich und wollte noch in den Skatepark, da hat mich eine Freundin darüber informiert, dass die Anlage gerade geräumt werde», sagt Maurus Cathomen, der sich bis am Schluss unter anderem mit einer Petition gegen den Abbruch des Parks gewehrt hatte. Er erfuhr am Mittwoch vom Abriss der Anlage: «Ich war überrascht. Wir wussten während des letzten Jahres nie, wann dieser Tag kommen würde.»

Park sollte in Pumptrack integriert werden

Überrascht und enttäuscht: «R.I.P.», schreibt Maurus Cathomen auf Facebook. Ruhe in Frieden. «Ich bin enttäuscht darüber, dass einfach Entscheidungen ohne unsere Beteiligung getroffen wurden. Wir haben uns für den Park eingesetzt bis am Schluss, genützt hat es nichts.»

Dass die Skateanlage weichen muss, hat die Gemeinde bereits im vergangenen Jahr entschieden. Zum einen stand der Skatepark auf Gewerbeland und durch die Realisierung eines neuen Pump Tracks wollte die Gemeinde den Skatepark in den Pumptrack integrieren: «Den Skatepark in den Pump zu integrieren, ist die ideale Ergänzung. Alle halfpipe- und runden Bewegungen können auch dort durchgeführt werden», sagte Erich Kohler, der Gemeindepräsident von Domat/Ems, bei der Eröffnung des Pumptracks im Juni 2017 der Südostschweiz.

Einzige Skate-Möglichkeit in der Region

Nur leider ist eine solche Integration schwieriger als gedacht: «Der Skatepark im Industriegebiet war 460 Quadratmeter gross und somit schon relativ klein. Beim Pumptrack war ein Park von 240 Quadratmetern geplant, ein Grossteil der Hindernisse hätte gar keinen Platz gehabt», erklärt Cathomen. Trotzdem seien der Gemeinde Pläne überreicht worden, wie der Platz am ehesten genutzt werden könnte, sollte es zu einem Abbruch der bestehenden Anlage kommen.

Der Pumptrack wurde eröffnet, der Skatepark abgerissen und kein Ersatz in den Pumptrack integriert. «Der Skatepark war die einzige Möglichkeit für Skater in der Region. Es ist einfach schade, dass das einzige Angebot in Graubünden verschwindet.» Wo Cathomen und seine Freunde in Zukunft skaten, weiss er nicht: «Das ist eine gute Frage. Auf den Strassen. Vermutlich. Aber dann wird es wieder viele Leute geben, die sich ab dem Lärm stören. Ich weiss es schlicht und einfach nicht.»

«Habe Hoffnung aufgegeben»

Andere Möglichkeiten in der Gemeinde gibt es nicht: «Ich weiss, dass es in Domat/Ems keine Alternativen gibt. Da sind wir nicht auf Gehör gestossen. Die einzige Möglichkeit wäre, dass uns eine andere Gemeinde einen Platz zur Verfügung stellt. Da wird aber auf die Schnelle nichts gehen und unsere Hindernisse bekommen wir nicht zurück. Ich habe die Hoffnung praktisch aufgegeben.»

Skateparks haben es in Graubünden tatsächlich schwierig. Dennoch gibt es ein kleines Lichtlein am Ende des Tunnels: In Chur soll im Frühjahr eine Skateanlage bei der Sportanlage Obere Au realisiert werden: «Doch auch dafür mussten die Jungs in Chur während sechs Jahren kämpfen», sagt Cathomen.

Park wurde oft genutzt

Maurus Cathomen will und kann nichts mehr unternehmen. Er ist resigniert, enttäuscht und wütend: «Die Gemeinde hat behauptet, der Platz werde kaum genutzt. Bis gestern gab es kaum einen Tag, an dem sich nicht mindestens ein Skater auf dem Platz aufhielt. Der Park wurde genutzt und hat niemanden gestört, da er sich in einem Industriegebiet befand.»

Die Skateszene findet den neuen Pumptrack eine coole Sache und mag es allen gönnen, die auf dem Pumptrack unterwegs sind: «Nur dass es auf Kosten von uns geschehen ist, ist schade.»

Der Gemeindepräsidenten von Domat/Ems war für FM1Today nicht erreichbar, da er bis Ende Juli in den Ferien weilt.
veröffentlicht: 20. Juli 2018 10:08
aktualisiert: 20. Juli 2018 12:00

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