WK: Fondue auf dem Bodensee statt Ausgang

29.11.2017, 14:30 Uhr
· Online seit 29.11.2017, 13:03 Uhr
Die Motorbootkompanie der Armee ist nur alle drei Jahre am Bodensee. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Während andere ihren WK mit Jassen, Marschieren und Warten verbringen, ist die Motorbootkompanie 24 Stunden unterwegs.
Fabienne Engbers
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Sie sind wie eine grosse Familie, spassen, nehmen sich gegenseitig hoch und sind ein eingespieltes Team. Der Motorbootkompanie, die dieses Jahr ihren WK am Bodensee verbringt, merkt man an, dass die Soldaten ihren Job gerne machen.

Kein 0815-WK

Anstatt wochenlang zu repetieren, was man bereits in der Rekrutenschule gelernt hat, sieht sich die Motorbootkompanie jeden WK mit neuen Aufgaben konfrontiert. Dieses Jahr verbringen sie ihren WK auf dem Bodensee, stationiert sind sie im Hafen in Arbon. Nur etwa alle drei Jahre sind die zehn Boote der Armee am Bodensee. Weil sie 2014 an der OSZE-Konferenz im Einsatz waren, ist es sogar noch länger her.

Im Ernstfall würde die Motorbootkompanie unter anderem die Grenzwacht unterstützen. Dies übt die Kompanie diese Woche. Tagsüber und in der Nacht sind die Boote auf dem Bodensee unterwegs und überwachen das Gebiet. «Falls die Boote auf ihrem Radar beispielsweise ein anderes Boot entdecken, das ihnen verdächtig vorkommt, ist es ihre Aufgabe, dieses zu überprüfen», sagt der Einsatzleiter, Stabsoffizier Marco Di Giacomo. Bei einer Übung könnte zum Beispiel ein überladenes Gummiboot auf dem See treiben, mit dem sich die Militärboote auseinander setzen müssten.

Übung mit der Seepolizei

Diese Woche kam unter anderem die Seepolizei der Kantonspolizei Thurgau bei den Soldaten vorbei und führte mit ihnen eine Übung durch. «Wir üben die Überwachung des Sees und die Rettung von Personen», sagt Wachtmeister Pascal Wartmann aus Bischofszell. Der 26-Jährige ist Bootsbauer und hat so zur Militärbootkompanie gefunden.

Bei der gemeinsamen Übung mit der Seepolizei lernen die Soldaten die Vorgehensweise der Polizei kennen und müssen gekenterte Personen retten. «Das ist eine Herausforderung, aber das macht es so spannend», sagt Pascal Wartmann. Im Verlaufe der Woche werden die Soldaten ausserdem das Abschleppen von grösseren Schiffen auf dem Bodensee lernen.

«Eine familiäre Geschichte»

Die WK-Soldaten schlafen nicht in Kasernen sondern auf ihren Booten. Jeweils acht bis zwölf Mann pro Boot. «Es herrscht eine familiäre Stimmung, wir sind ein Team, jeder muss am gleichen Strang ziehen, um ans Ziel zu kommen», sagt Soldat Hubert Zimmermann. «Das macht die Zeit, die man hier verbringt, unvergesslich.»

Von Montag bis Freitag sind die Männer auf ihrem Boot. Geschlafen wird im Schichtbetrieb, im Boot hat es fünf bis sieben Schlafplätze. «Man lernt in der RS, so zu leben. Im WK ist es vor allem ein schönes Zusammenkommen unter Kameraden», sagt Soldat Zimmermann. Gleicher Meinung ist auch Wachtmeister Wartmann. «Wir sind lieber auf dem See als in einem Bunker. Alle sind jeweils gespannt auf den Moment, wenn es wieder aufs Boot geht.»

Soldat Hubert Zimmermann ist gerne im WK:

Unterstützung für Polizei und Grenzwacht

Etwa alle drei Jahre wird die Militärbootkompanie für einen Einsatz aufgeboten, bei dem sie zivile Organisationen unterstützt. Zuletzt war dies die Konferenz des OSZE im November 2014 in Basel. «Wir haben dort die Wasserwege gesichert und kontrolliert. Ausserdem mussten wir während der Demonstration aufpassen, dass niemand ungesehen ins Wasser fällt», sagt Stabsoffizier Marco Di Giacomo. Vor allem die Grenzwacht und Seepolizei, die bei Grosseinsätzen schnell an ihre Grenzen kommen, können auf die Hilfe des Militärs zurückgreifen.

Fondue statt Ausgang

Während andere Truppen im WK regelmässig Ausgang haben und in die Beiz dürfen, bleibt die Militärbootkompanie auf See. Die Soldaten stört das überhaupt nicht. Stabsoffizier Marco Di Giacomo weiss, warum dem so ist. «Die Soldaten dürfen zwar nicht in den Ausgang. Weil sie aber eine so spezielle Funktion inne haben, ist der Umgangston teilweise etwas gelassener. Ausserdem machen wir am Abend zum Beispiel gemeinsam ein Fondue.»

veröffentlicht: 29. November 2017 13:03
aktualisiert: 29. November 2017 14:30

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