Fasnacht

Zehntausende feiern in Luzern nach Coronapause ersten Fasnachtstag

· Online seit 24.02.2022, 17:18 Uhr
Nach einem pandemiebedingten einjährigen Unterbruch hat das Fasnachtsvirus Luzern wieder im Griff: Zehntausende haben am Schmutzigen Donnerstag bei bestem Wetter ausgelassen den Start in die Fünfte Jahreszeit gefeiert.
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Erst seit dem 16. Februar ist es definitiv, dass die Fasnacht in der Stadt Luzern ohne Einschränkungen stattfinden kann. Dem Fasnachtsfieber hat dies keinen Abbruch getan. Optimisten hatten schon zuvor trotz den Coronaeinschränkungen ihre Arbeit an neuen Sujets begonnen, andere Fasnächtlerinnen und Fasnächtler griffen nun kurzentschlossen auf den Fundus zurück.

Das Treiben in den Luzerner Strassen und Gassen war am Schmutzigen Donnerstag bei bestem Wetter somit wie immer farbig, laut und ausgelassen. Der Sicherheitsabstand der Pandemie war vergessen, Masken hatten aber wieder Hochkonjunktur.

Nicht weniger Volk als in anderen Jahren

Das Fasnachtsvolk drängte trotz des noch immer grassierenden Coronavirus in Scharen ins Stadtzentrum. Nach Angaben der Polizei wohnten 16'000 Personen dem Urknall bei - 3000 mehr als bei der letzten Fasnachtseröffnung 2020. Am Nachmittag verfolgten wie vor zwei Jahren 30'000 Personen den grossen Umzug. Bis am späten Nachmittag verlief die Fasnacht friedlich und ohne grössere Zwischenfälle.

Begonnen hatte die Fasnacht am am Morgen Punkt 5 Uhr mit der von der Zunft zu Safran organisierten Tagwache und dem Urknall am Seebecken. Zunftmeister und Fritschivater Viktor M. Giopp empfing mit Fritschimutter Denise die Fritschifamilie, die mit dem Nauen beim Schweizerhofquai eintraf.

Anschliessend marschierte der Tross, umrahmt von Guuggenmusiken, zum Kapellplatz. Beim Fötzeliregen schwirrten 200 Kilogramm Papierschnitzel vom Himmel. Sie stammten von 300 Telefonbüchern, von denen die Zunft angesichts der Digitalisierung vor einigen Jahren eine grosse Charge gekauft und eingelagert hat. Der Vorrat reiche noch einige Jahre.

Mit alten statt neuen Kostümen

Weil die Vorbereitungszeit kurz war, marschierten am Umzug vom Nachmittag mehrere Formationen mit Kostümen vergangener Jahre oder uneinheitlicher Kostümierung mit - was aber kein Schaden war. Teilweise verzichteten Guuggenmusiken auch auf Wagen.

Ein neues und aktuelles Sujet zeigte am Umzug etwa die Wey-Zunft mit dem «Velochäller». Dabei handelt es sich um ein unterirdisches Parking für 1200 Velos. Die Stimmberechtigten hatten das 19 Millionen Franken teure Vorhaben kürzlich beerdigt.

Djokovic und Odermatt

«Tanze muesch, so chasch alli Vire kille», lautete der Ratschlag der Fidelitas Lucernensis, die mit einem Lovemobile am Umzug mitmarschierte. Als Einzelmaske war in Luzerns Gassen Tennisspieler und Impfgegner Novak Djokovic unterwegs - er verpasste Passanten eine Corona-Impfung. Auch Bundesrat Berset wurde gesichtet.

Die Coronathematik spielte insgesamt an der Fasnacht aber keine grosse Rolle. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit waren aber andere aktuelle Sujets zu sehen. So marschierte Olympiasieger Marco Odermatt samt Skis und Nidwaldner Fahne durch die Altstadt.

Am Güdismontag folgen die Tagwache der Wey-Zunft sowie der Wey-Umzug. Der Monstercorso bildet den Abschluss am Dienstagabend. So fulminant die Fasnacht in der Stadt Luzern startete, die Pandemie hinterliess ihre Spuren besonders auf der Luzerner Landschaft. Gab es da in früheren Jahren rund 100 Fasnachtsveranstaltungen, spricht die Luzerner Polizei dieses Mal von mehreren Dutzend.

Solothurner Fasnacht mit Chesslete

Auch in der Stadt Solothurn startete die Fasnacht in diesem Jahr fast wie in den Zeiten vor der Corona-Pandemie: Um 5 Uhr ging es mit der gewohnt lärmigen Chesslete auf dem Friedhofplatz los.

Fasnächtler in ihren weissen Nachthemden nahmen ihre Glocken, Rätschen und Hörner in Betrieb und zogen lärmend durch die Solothurner Altstadt und Vorstadt. Das Motto der Solothurner Fasnacht lautet in diesem Jahr: «VERCHERT22» («Verkehrt22»). Auf die grossen Fasnachtsumzüge wird jedoch verzichtet.

Solothurn nennt sich während der fünften Jahreszeit kurzerhand Honolulu. Der seit dem Jahr 1888 bekannte Brauch der Chesslete soll den Winter vertreiben - und für viel gute Laune sorgen.

Weiter wurde am «Schmutzigen Donnerstag» auch in anderen Zentralschweizer Kantonen, im Aargau, in St. Gallen, Teilen des Tessins sowie im Wallis der Start in die fünfte Jahreszeit ausgiebig gefeiert. Bis am Aschenmittwoch ist es in den Stammlanden der Fasnacht mit der winterlichen Ruhe vorbei.

veröffentlicht: 24. Februar 2022 17:18
aktualisiert: 24. Februar 2022 17:18
Quelle: sda

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