Gendersprache

«Birreweicher Blödsinn» – das hält TV-Legende Baumann vom Gendern beim SRF

17.02.2023, 11:51 Uhr
· Online seit 16.02.2023, 17:00 Uhr
Werber und Regisseur Frank Baumann hat auf Social Media ein Bild gepostet, in dem er sich über angebliche Political Correctness beim SRF mokiert. Er findet: «Gästin – was für ein birreweicher Blödsinn.» Stimmt nicht, entgegnet der Sender.
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Frank Baumann, jahrelanger Fernsehproduzent, Moderator und Autor, fotografiert bei einem SRF-Besuch ein Plakat mit der Aufschrift: «Bitte nach der Sendung der Gästin/dem Gast & der Moderatorin/dem Moderator das Mikrofon abnehmen.» Er kommentiert es mit «Gästin! Soeben gesehen. Grossartig.» Neben dem Post finden sich Hashtags wie «politicalcorrectnessgonemad».

Wie ist das denn nun gemeint, Frank Baumann? Satirisch, oder finden Sie es tatsächlich «grossartig»? «Neeein!», sagt Baumann auf Anfrage von ZüriToday. Das sei ein völliger Blödsinn und man habe hier offenbar die Ursprungsbedeutung der deutschen Sprache vergessen. Er erklärt: «Die deutsche Sprache unterscheidet zwischen dem natürlichen Geschlecht, Sexus, und dem grammatischen Geschlecht, Genus. Beides wird heute gerne verwechselt oder wild durcheinandergewirbelt.»

«Missverständnisse führen zu Deppensprache»

Das Genus werde auch für Objekte ohne irgendwelche Parallelen zum Geschlecht verwendet, sagt Baumann. Zum Beispiel: Der Herd, die Strasse, das Buch. «Es gibt drei Genus-Formen: männlich, weiblich und sächlich, das Neutrum. Aber es gibt in unserer Sprache nur zwei biologische Geschlechter: männlich und weiblich.»

Bei Gast, Leser oder Kunde werde das Genus, also das Übergeschlechtliche verwendet. Der Mensch, die Person, das Kind, das Individuum, während der Sexus eine Aufsplittung darstellt, nämlich in weiblich und männlich. Dann gäbe es noch Wörter, die eine völlig andere Bedeutung hätten, aber gleich hiessen, wie «der Flügel» – was ein Klavier sein kann, Teil eines Vogels oder einer Fussballmannschaft.

Manchmal seien diese Synonyme nicht einfach auseinanderzuhalten und es käme eben zu dieser «Deppensprache» wie «Gästin». Man wisse ja auch, dass mit «der linke Flügel» einer Damen-Fussballmannschaft, selbstverständlich Frauen gemeint seien. Wer würde hier schon «Flügelin» sagen?

«Frauen werden sprachlich nicht unterdrückt»

Eine gängige Behauptung sei, dass heutzutage immer nur von Männern gesprochen werde, und die Frauen unter den Tisch fielen, erklärt Baumann weiter. «Aber ohne Oberbegriff lässt sich jede Beschreibung, die für beide Geschlechter gilt, überhaupt nicht formulieren.»

Pseudo-Political-Correctness oder nötig?

«Alles wäre simpel, wenn wir nicht so eine Pseudo-Political-Correctness aufbauen würden.» Dieses Verhalten komme einerseits daher, dass die Menschen immer besonders korrekt sein und nicht anecken möchten. Und andererseits, dass sie keine Ahnung von der Sprache hätten. Die Summe der Ereignisse sei, dass man mittlerweile die «Gästin» schreibe, was einfach «birreweich» sei, findet Frank Baumann.

Sollte man es also anders machen? Baumann führt aus: «Ich bin der Meinung, man sollte den Frauen lieber auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen, beispielsweise in dem man schaut, dass sie gleich viel Lohn haben wie die Männer. Aber solche Dinge wie Gästin – das hilft niemandem.»

«Gästin» ist schon im Duden aufgeführt

Was sagt das so heftig kritisierte SRF dazu? Der Sender erklärt das Plakat so: «SRF macht die Gesellschaft in der Schweiz in ihrer ganzen Diversität hör- und sichtbar, wie in der SRG-Konzession gefordert. Wir diskriminieren keine Gruppen oder Personen aufgrund ihres Geschlechts, Alters, ihrer Herkunft, sexuellen Identität oder Religion.»

Eine geschlechtergerechte Sprache in der Berichterstattung, aber auch im internen Austausch werde als Ausdruck der Wertehaltung und des Selbstverständnisses verstanden, für das SRF und die Mitarbeitenden einstünden. «Die Verwendung von ‹Gästin› ist zwar noch selten, im Duden aber bereits seit längerer Zeit aufgeführt und somit auch sprachlich korrekt.»

Baumanns Post beflügelt seine Follower zu Lösungen. Comedian Fabian Unteregger meint: «Einigen wir uns auf: Das Gast» Und ein anderer User sieht noch mehr Genderpotential: «Bitte das Mikrofon/-in abnehmen».

veröffentlicht: 16. Februar 2023 17:00
aktualisiert: 17. Februar 2023 11:51
Quelle: ZüriToday

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