Monte-Carlo

«Verrückt» – Zürcher Magier räumt bei «Oscars» der Zirkusszene ab

05.02.2023, 16:09 Uhr
· Online seit 05.02.2023, 15:30 Uhr
Sie sind die Oscars der Zirkusszene: Wer einen der Clowns und Auszeichnungen am Internationalen Zirkus-Festival von Monte-Carlo gewinnt, hat es in die Top-Liga der Szene geschafft. Der Zürcher Magier Peter Marvey gehört nun dazu.
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Das Internationale Zirkusfestival von Monte-Carlo fand dieses Jahr zum 45.Mal statt, und ist das berühmteste Zirkusfestival der Welt, das als die Weltmeisterschaft der Artistik gilt.

Neben den Clowns gibt es seit 2008 etliche Spezialpreise, die von verschiedenen Zirkussen oder Zirkusorganisationen vergeben werden. Einer dieser begehrten Preise hat dieses Jahr der weltbekannte Zürcher Magier Peter Marvey (52) gewonnen, der in Feusisberg im Kanton Schwyz sein Magic House betreibt und erstmals am Festival teilnehmen konnte.

ZüriToday hat ihn gleich nach seiner Rückkehr getroffen und wollte natürlich wissen, ob er das illustre Zirkuspublikum mit seiner Magie verzaubern konnte.

ZüriToday: Peter, an der Gewinnergala haben Sie das Publikum mit Ihrer «Diamond Illusion»-Show von den Sitzen gerissen. Es waren einflussreiche Agenturen und Zirkusdirektoren vor Ort. Haben Sie lukrative Angebote erhalten?

Peter Marvey: Ja es ist verrückt. Nach dem Stillstand während Corona kamen vornehmlich Anfragen aus der Schweiz. Mit dem Festival hat sich das nun geändert. Ich habe das Gefühl, die Welt öffnet sich wieder und man kann international planen und vertrauen. Während dem Festival bekam ich Anfragen für Produktionen in Italien, Chile, Argentinien, Deutschland, Usbekistan, Frankreich, aber auch von den grössten Kreuzfahrtschiffen der Welt und überraschenderweise auch wieder von China. Letzteres freut mich ganz besonders, da vor kurzem ein Austausch mit Veranstaltern aus China noch undenkbar erschien.

Warum geht man als gestandener Magier an ein Festival? Brauchen Sie diese Bühne überhaupt noch? Sie sind doch bereits weltbekannt für Ihre Illusionen.

Man besucht dieses Festival, weil es eine Ehre ist, angefragt zu werden. Ganz abgesehen von der Gage. In meinem Fall kamen noch weitere Besonderheiten hinzu: Illusionisten werden äusserst selten überhaupt angefragt. Das Festival wollte nicht wie üblich eine Nummer von mir, sondern gleich deren fünf. Die Fürstenfamilie wollte zudem meine Kartennummer „Magic Hands“ als einzigen Act des ganzen Festivals an ihrem privaten Anlass sehen. Mit dieser Nummer hatte ich bereits 1996 in Monaco Gold erhalten aus den Händen von Fürst Albert.

Was war das Schwierigste und was das Schönste, das Ihnen in Monte-Carlo widerfahren ist?

Das Schwierigste war bestimmt der technische Einbau der Illusionen im Zusammenspiel mit den anderen Artisten und Tiernummern. Auf- und Abbauten mussten sehr gut überlegt und geplant werden, um sich mit andern Nummern nicht zu stören. Gemeinsam fanden wir aber immer gute Lösungen.

Mein ganz persönliches Highlight war ein Artistenpaar – sie aus der Ukraine, er aus Russland – welches mit ihrer Liebesgeschichte ein starkes Zeichen setzte.

Haben Sie neue Nummern gezeigt? 

Meine Nummern sind generell neu und aussergewöhnlich für die Zirkuswelt, da sie offen sind – also ohne Abdeckung oder Kisten – und trotzdem umringt vom Publikum funktionieren. Dadurch erkläre ich mir auch die aktuell grosse Nachfrage. Kommt dazu, dass Tiernummern weltweit immer weniger gefragt sind und Magie im Circus entsprechend interessanter wird.

Die Zirkusmanege ist rund und nicht wie ein Theater. Man kann die Tricks von allen Seiten begutachten. Mussten Sie viele Änderungen vornehmen, um im Zirkus auftreten zu können?

Ja, das dauert Jahre. Ich hatte schon früh begonnen, Illusionen zu entwerfen, die eben umringt funktionieren und dazu noch neue Massstäbe setzen. Aber auch diese sind auf der Bühne einfacher zu präsentieren als im Zirkus. Dort greife ich dann schon tief in die Trickkiste und benutze Systeme, die man auch in der Szene noch gar nicht kennt.

Quelle: TeleZüri

Erfinden Sie Ihre Nummern denn selber?

Ja, das ist so. Ich tüftle da oft nächtelang rum. Man kann mich deshalb auch sehr oft in Baumärkten antreffen, weil ich ständig geeignete Materialien brauche für die Tricks.

Lief eigentlich alles am Schnürchen oder gab es Pannen am Festival? 

Ja, es gab eine Panne! Oder wohl eher eine Verkettung von Missverständnissen: Am Ende meiner Nummer war es plötzlich mucksmäuschenstill für etwa 10 Sekunden. Keine Musik, keine Absage, nichts! Es stellte sich heraus, dass unsere Finalmusik abgestellt wurde, da die Technik davon ausging, dass das Orchester übernimmt. Das Orchester wiederum konnte nicht spielen, da das Licht im Orchester abgestellt wurde wegen unserer Illusionen. Und der Ringmaster hat vor lauter Schreck den Text vergessen! Wir lachen jetzt noch über diesen Moment.

Sie haben den «Prix Societé des Bains de Mer Hotels & Casinos» erhalten. Bedeutet dieser Preis nun, dass man Sie öfters in Casinos sehen kann? 

Das Festival ist ja jetzt vorbei, aber es besteht bereits wieder eine Anfrage für einen Anlass im exklusiven Sporting Club Monte-Carlo. Ich würde mich sehr freuen, wenn das zustande käme, vor Jahren hatte ich bereits dort gespielt. Der Saal ist auf einer Halbinsel, vom Meer umringt und die Wände sowie die Decke lassen sich öffnen. Ein wunderbarer Ort.

Wie geht es nun weiter? Kann man Ihre Shows in nächster Zeit auch in der Schweiz besuchen?

Aber klar doch! Es war ja immer mein Bestreben, auch regional aufzutreten, wann immer es halt möglich ist zwischen meinen Engagements. Somit habe ich mich entschieden, alle Nummern, die ich am Festival gezeigt habe, auch bei mir im Magic-House in Feusisberg in der aktuellen Show „Believe in your Dreams“ zu zeigen. Diese ist an den Wochenenden vom 24. März bis zum 2. April 2023 zu sehen und es hat noch einige Plätze.

veröffentlicht: 5. Februar 2023 15:30
aktualisiert: 5. Februar 2023 16:09
Quelle: ZüriToday

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