Ostschweiz

Badis kämpfen gegen Handy-Spanner

Badis kämpfen gegen Handy-Spanner

29.05.2017, 17:40 Uhr
· Online seit 29.05.2017, 17:24 Uhr
Fotos knipsen in der Badi – ein Thema, das diesen Sommer heisser diskutiert wird als je zuvor. Dank den Handy-Kameras ist heimliches Fotografieren viel leichter geworden – was Spanner und Pädophile auf den Plan ruft. Auch Ostschweizer Badis kämpfen gegen heimliche Fotografen.
Laurien Gschwend
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In den meisten Badis ist das Fotografieren verboten, trotzdem halten sich viele nicht daran, sagt Lars Köhler, Bademeister des Schwimmbads Arbon. «Wenn wir jemanden beim Fotografieren erwischen, machen wir ihn darauf aufmerksam, dass dies nicht erlaubt ist.»

Auch schon habe sich ein Badegast beschwert, weil er von einer fremden Person fotografiert wurde. «Wir sind auf diese Person zugegangen und haben sie aufgefordert, das Foto zu löschen. Anschliessend musste sie unsere Badi verlassen», sagt Köhler. Die Betroffenen könnten auch Anzeige erstatten. So weit sei es aber noch nie gekommen, die Fotografen seien bisher immer einsichtig gewesen.

Gegen generelles Handyverbot in Arbon

In vielen Bädern in Deutschland dürfen Badegäste ihr Handy nur noch mit Kameraaufkleber benutzen oder der Gebrauch von Handys ist generell verboten. Ein Handyverbot in Schweizer Badis kann sich Bademeister Lars Köhler nur schwer vorstellen. «Manchmal sind wir zu zweit für 4000 Gäste verantwortlich. Da ist es unmöglich, auch noch auf alle Handys zu achten.»

Rorschacher Bademeister will Handyverbot

Roman Niedermann, Bademeister des Strandbads Rorschach, ist da anderer Meinung. Er hält ein Handyverbot in Schweizer Badis für angebracht, vor allem zum Schutz der Kinder. «Am Sonntag war ein älterer Herr in der Nähe des Kinderbeckens unterwegs und hat Fotos gemacht. Als ich ihn dabei erwischte, sagte er, er fotografiere nur seine Enkel», so der Bademeister. «Das habe ich schon öfters erlebt. Womöglich landen dann noch Fotos von nackten Kindern auf Facebook, das finde ich problematisch.»

Wer in der Badi unbedingt ein Foto oder ein Video machen wolle, vielleicht, um den Salto vom Sprungbrett festzuhalten, solle sich direkt beim Bademeister melden. Dieser könne dann eine entsprechende Erlaubnis geben.

Säntispark greift rigoros durch

Im Säntispark in St.Gallen herrscht schon heute ein Smartphone-Verbot. «Die Problematik von Spannern kennen wir», schreibt Natalie Brägger, Projektleiterin Kommunikation bei der Migros, in einem Statement. In der Vergangenheit sei es vereinzelt vorgekommen, dass Personen unerlaubterweise Gäste gefilmt oder fotografiert hätten. «In solchen Fällen greifen wir rigoros durch und ziehen die Polizei bei. Die Personen erhalten Hausverbot.»

Die Freibäder in Altstätten, Oberriet, Montlingen, Eschenz und Herisau haben bislang keine Erfahrungen mit illegal fotografierenden Spannern gemacht, lassen sie auf Anfrage verlauten.

Polizei: «Alle Fälle sind anders»

Die Kantonspolizei St.Gallen kann nicht beziffern, wie oft in den St.Galler Badis heimlich fotografiert wird. Je nach Qualifikation des entstandenen Materials durch die Staatsanwaltschaft variiere der Strafbestand. «Es gibt einige Fälle, sie sind aber immer anders», sagt Mediensprecher Gian-Andrea Rezzoli.

Werde eine Patrouille aufgrund eines mutmasslichen Spanners in eine Badi gerufen, werde dieser einvernommen. «Die Kamera wird sichergestellt, um die Bilder zu beurteilen.» Bestehe ein Verdacht, jemand könne weiteres pornografisches Material besitzen, komme es zu einer Hausdurchsuchung und allenfalls zur Festnahme.

veröffentlicht: 29. Mai 2017 17:24
aktualisiert: 29. Mai 2017 17:40
Quelle: kov/lag

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