Böhmermann unter Polizeischutz

12.04.2016, 18:02 Uhr
· Online seit 12.04.2016, 15:58 Uhr
Das «Neo Magazin Royale» vom Donnerstag wurde abgesagt. Grund sei die «massive Berichterstattung» um die Satire-Diskussion um Moderator Jan Böhmermann.
René Rödiger
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«Grund ist die massive Berichterstattung und der damit verbundene Fokus auf die Sendung und den Moderator. Die Entscheidung erfolgte in Abstimmung mit dem ZDF», begründet «Neo Magazin Royale» die Absage auf Facebook. Die nächste Ausgabe hätte am Donnerstag ausgestrahlt werden sollen.

Die Produktionsfirma btf GmbH und Jan Böhmermann haben entschieden, die für Donnerstag geplante nächste Ausgabe von Neo...

Posted by NEO MAGAZIN ROYALE on Tuesday, April 12, 2016

Jan Böhmermann und das «Neo Magazin Royale» sorgen derzeit für Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei. Nachdem die türkische Regierung wegen eines Erdogan-Lieds der Satiresendung «Extra 3» den deutschen Botschafter einberufte, veröffentlichte Böhmermann ein Schmäh-Gedicht auf den türkischen Premier Erdogan.

Darauf verklagte Erdogan den Moderator. In Deutschland steht die Beleidigung von ausländischen Staatsoberhäuptern unter Strafe. Die Frage ist nun, ob das Schmäh-Gedicht Satire oder eine Beleidigung war.

Böhmermann steht mittlerweile unter Polizeischutz. «Ein Streifenwagen steht vor der Tür», sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Köln. Man stehe auch mit anderen Sicherheitsbehörden im Kontakt.

Zuvor habe es eine Beurteilung der Gefährdungslage gegeben. «Wenn man etwas nicht ausschliessen kann, dann muss man etwas tun», sagte der Polizeisprecher.

Merkel betont Meinungsfreiheit

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm am Dienstag in allgemeiner Art Stellung zum Fall. Dabei betonte sie die Meinungsfreiheit in Deutschland.

«Wir haben die Grundwerte des Grundgesetzes. Dazu gehört der Artikel fünf, das ist die Freiheit der Meinung, der Wissenschaft und natürlich auch der Kunst», sagte Merkel am Dienstag in Berlin. «Diese Grundwerte gelten unbeschadet aller politischen Probleme, die wir miteinander besprechen», fügte sie mit Blick auf die mit der Türkei hinzu. «Dazu gehört auch das Thema Flüchtlinge.»

Es gebe ein gemeinsames Interesse der Türkei und der EU, in der Flüchtlingsfrage eine Lösung zu finden. Aber das alles sei völlig unabhängig davon, dass «die Grundrechte in Deutschland gelten, und davon völlig entkoppelt sind», sagte die Kanzlerin.

Sie selbst hatte das Gedicht in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu nach Angaben ihres Sprechers als «bewusst verletzenden Text» bezeichnet.

Der Wunsch der Türkei nach Strafverfolgung Böhmermanns werde von der Regierung geprüft. Diese sehr sorgfältige Prüfung solle in den nächste Tagen abgeschlossen werden, sagte Merkel.

Rache von A-Haber

Übrigens hat sich der türkische TV-Sender A-Haber, der Erdogan nahe steht, für die Satire bereits «gerächt». Ein Reporter berichtet von der ZDF-Zentrale in Mainz und soll herausfinden, wie es um die Pressefreiheit steht.

Der Moderator wird von den Wachleuten nicht auf das private Firmengelände gelassen. Für A-Haber ein klarer Beweis, dass in Deutschland die Pressefreiheit nicht gilt.

veröffentlicht: 12. April 2016 15:58
aktualisiert: 12. April 2016 18:02

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