Der Autor von «Fegefeuer der Eitelkeiten» wird 85
Wolfe polarisierte schon immer. Millionenfach verkaufte und erfolgreich verfilmte Bücher und treue Fans auf der einen Seite, scharfe Kritik des literarischen Establishments auf der anderen Seite. «Massenunterhaltung» sahen Literaturstars wie Norman Mailer und John Updike in seinen Werken, John Irving lästerte über die «Geschwätzigkeit» seines Kollegen.
Auch Literaturkritiker zeigen sich gespalten. An seinem Status als «erster Pop-Journalist» («Guardian») und zumindest Miterfinder des New Journalism, der Literarisches und Nichtfiktionales mischt, wird nicht gerüttelt.
Aber der Autor ist auch als eitler Selbstdarsteller verschrien, als «Amerikas grösster Satz-für-Satz-Angeber» («Guardian»), der genüsslich die Schwächen anderer Menschen beschreibt. Wolfe leugnet das nicht. «Wenn die meisten Schriftsteller ehrlich mit sich selbst wären, würden sie zugeben, dass sie nur das erreichen wollen: Vorher nahm sie niemand wahr, jetzt schon.»
Geboren wurde Wolfe in Richmond , Virginia, in eine reiche Professoren- und Plantagenbesitzer-Familie. Seine Mutter führte ihn in die Künste ein, liess den kleinen Tom in Ballett- und Stepptanz ausbilden, zeichnete und las viel mit ihm. Kaum neun, soll der Junge versucht haben, eine Biografie von Napoleon sowie einen illustrierten Band über Mozarts Leben zu schreiben.
Er studierte an der Elite-Universität Yale und bewarb sich dann als Journalist.. Die «Springfield Union» in Massachusetts stellte ihn ein.Über einige andere Zeitungsjobs landet Wolfe schliesslich in New York und bei der Belletristik. «Acht Monate lang sass ich jeden Tag an meiner Schreibmaschine und wollte das ‹Fegefeuer der Eitelkeiten› anfangen und nichts passierte. Mir wurde klar, dass ich es nur schaffen kann, wenn ich mir eine Abgabefrist setze.»