Schweiz

Diagnose ohne Arztbesuch

Diagnose ohne Arztbesuch

· Online seit 29.01.2018, 20:00 Uhr
Dank einer Plattform können Hautärzte ohne Arztbesuch eine Diagnosen stellen. Die Patienten laden dazu online ein Foto ihres Hautproblemes hoch. Dahinter steckt ein Start-up mit Sitz in St.Gallen.
Vanessa Kobelt
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Wer im Internet seine Symptome googelt, fühlt sich danach oft unheilbar krank und todgeweiht. Trotz unnötiger Angstmacherei suchen viele Leute im Internet nach Diagnosen, sei es, weil man nicht bis zum Arztbesuch warten kann. Gerade für einen Termin beim Hautarzt wartet man gerne zwei bis drei Monate. Ein St.Galler Start-up bietet nun eine Lösung, schreibt 20Minuten. Hautärzte stellen Ferndiagnosen anhand von Fotos.

Diagnose über «onlinedoctor»

Der Ablauf ist einfach: Auf www.onlinedoctor.ch wählt man seinen Hautarzt aus, beantwortet ein paar Fragen und lädt anschliessend ein Foto seines Hautproblemes hoch. Innert 48 Stunden erhält man eine erste Einschätzung. Dazu gibt es eine Behandlungsempfehlung oder der Patient wird aufgefordert, in die Praxis zu kommen. Die Idee stammt vom Dermatologen Paul Scheidegger aus Brugg, zusammen mit zwei HSG-Dozenten hat er die Online-Plattform entwickelt. Mittlerweile bieten darauf 13 Ärzte ihre Dienste an, darunter auch solche aus dem FM1-Land. «Die Idee ist entstanden, weil mir viele Patienten immer wieder Bilder ihrer Hautprobleme zugeschickt haben, per Mail, SMS oder WhatsApp», so Paul Scheidegger. «Die Effizienz war zwar so auch sehr hoch, jedoch war die Datensicherung ungenügend. Durch die Plattform ist der ganze Prozess viel professioneller.»

Kostenpunkt 55 Franken

Während eine Arztkonsultation bis zu 150 Franken kostet, zahlt man für eine Ferndiagnose 55 Franken. Dass sich die Krankenkasse nicht daran beteiligt, spielt laut Scheidegger keine Rolle. «Die Patienten zahlen diesen Preis gerne für den Service. Ausserdem fällt ja zum Beispiel auch die Anreise weg. Durch dieses System können Arztkosten gespart werden.»

Fehldiagnosen

Dass es vermehrt zu Fehldiagnosen kommt, befürchtet Paul Scheidegger nicht. «Die Kameras in den Smartphones sind mittlerweile extrem gut. 85 Prozent der Probleme können so gelöst werden.» Ausserdem wird laut Scheidegger jedes Hautproblem anders beurteilt. «Ein Ekzem ist leicht zu erkennen und zu behandeln. Anders sieht es bei Muttermalen aus. Hier wäre es nicht sinnvoll zu sagen, ob es gut oder bösartig ist. Jedoch kann man allenfalls Entwarnung geben und den Patienten erst in sechs Wochen aufbieten.»

Bei etwas Dringendem kommt der Patient nach einer Ferndiagnose auch schneller zu einem Termin.  «So ist der Patient nicht einfach dem Internet überlassen und gleichzeitig wird das ganze Zeitmanagement für uns Ärzte einfacher zu handhaben.»

Bösartige Knoten und Blutvergiftung

Paul Scheidegger konnte über die Online-Plattform bereits erste Erfolge erzielen. «Ein Patient mit einem bösartigen Knoten unter der Haut konnte dank den Fotos direkt zu einer Operation kommen. Sonst hätte er vielleicht mehrere Wochen oder Monate warten müssen.»

Auch ein anderer Fall ist dem Dermatologen besonders geblieben. «Die Spitex hat mir Fotos eines Patienten geschickt, der eine Entzündung am Stumpf seines amputierten Beines hatte. Ich erkannte sofort, dass er eine schwere Blutvergiftung hatte und konnte über die Apotheke sofort Antibiotika verordnen.»

Beruf: Online-Doktor

Pro Tag hat Paul Scheidegger rund zwei Anfragen und braucht dafür gut 10 Minuten. Die Patienten kommen primär aus seiner Region und kennen ihn bereits. Sollten es einmal mehr werden, hätte Scheidegger kein Problem damit. «Ich könnte mir gut vorstellen, drei Tage die Woche als Online-Doktor zu arbeiten. Das System ist eine super Ergänzung für die Medizin»

veröffentlicht: 29. Januar 2018 20:00
aktualisiert: 29. Januar 2018 20:00
Quelle: kov

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