U. K. kommt nicht auf freien Fuss

09.08.2017, 08:55 Uhr
· Online seit 08.08.2017, 14:11 Uhr
Der Pferdehändler U. K. kommt nicht auf freien Fuss. Ein Amtsarzt hat die fürsorgerische Unterbringung angeordnet. Unterdessen wird sein Hof evakuiert. Die Kritik am Veterinäramt reisst nicht ab.
Dumeni Casaulta
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U. K. ist am Dienstagnachmittag nicht aus dem Gewahrsam entlassen worden. Dies bestätigt die Polizei gegenüber der «Thurgauerzeitung online». Der Amtsarzt habe eine fürsorgerische Unterbringung des Pferdehändlers angeordnet. Es handelt sich um eine Zwangsmassnahme. U. K. sei in eine geeignete Einrichtung gebracht worden.

Abtransport hat begonnen

Die Polizei und die Armee haben am Dienstag im Auftrag des Thurgauer Veterinäramtes den Abtransport der rund 300 Tiere vollzogen. Die rund 90 Pferde wurden ins Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere nach Schönbühl BE gebracht. «Während dieser Unterbringung werden sie gefüttert, gepflegt, bewegt und beschäftigt. Zudem wird die tierärztliche Betreuung sichergestellt», heisst es in einem Schreiben des Kantons Thurgau. Anschliessend werde über den weiteren Verbleib der Pferde entschieden.

«Sehr zur Freude der Hufschmied-Rekrutenschule»

«Viele Rösser weisen einen ganz schlechten Hufzustand auf», sagt Kantonstierarzt des Kantons Thurgau, Paul Witzig an einer Medienorientierung vor Ort. Dieser Zustand ‹freue› die Hufschmied-Rekrutenschule, da man das nicht jeden Tag sehe, sagt Witzig lächelnd. «Die Rekruten werden viel Arbeit haben, das ganze aber professionell meistern», ist sich der Kantonstierarzt sicher. Viele Tiere seien zudem stark verschmutzt und müssen gewaschen werden. «Es gibt viele magere Tiere unter denen, die wir abtransportiert haben. Akutes Tierleid haben wir allerdings nicht gesehen.»

Kantonstierarzt Paul Witzig:

Alle Tiere sind transportfähig

Eine erste Kontrolle der Tiere vor dem Abtransport durch das Veterinäramt des Kantons Thurgau hat ergeben, dass alle Pferde transportfähig sind und somit keine Sofortmassnahmen ergriffen werden mussten.

Die restlichen Tiere - rund 100 Schweine, 50 Rinder, ein Dutzend Schafe, drei Ziegen und einige Lamas - wurden am Dienstagmorgen unter Beizug von Tierhändlern evakuiert. Für die Nutztiere würden geeignete Viehhändler gesucht und für die Lamas ein spezialisierter Betrieb.

Veterinäramt verfügte Tierhalteverbot

Zum vorbestraften Tierhalter werden die Tiere nicht zurückkehren. Am Montag hat das Veterinäramt für den 49-Jährigen ein sofortiges Tierhalteverbot ausgesprochen. Dies nachdem in der vergangenen Woche war publik geworden war, dass auf dem Hof des Mannes in Hefenhofen in den letzten Monaten rund ein Dutzend Pferde verendet waren. Weitere Tiere waren abgemagert und mussten verschimmeltes Brot fressen, wie eine Frau, die seit Jahren auf dem Hof verkehrt, mit Fotos dokumentierte. Dem Tierhalter wurde eine superprovisorische Verfügung ausgehändigt.

Tierschutzverband will Initiative lancieren

Trotz des Tierhalteverbots für U. K. reisst die Kritik am Veterinäramt nicht ab. «Der Fall Hefenhofen ist kein Einzelfall», sagt Reinhold Zepf, Präsident des Thurgauer Tierschutzverbandes auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Im Kanton Thurgau würden Tierhalteverbote nicht konsequent durchgesetzt. Der Tierschutzverband kündigte an, eine Volksinitiative zu lancieren, damit die «Missstände im Veterinäramt» beseitigt werden. «Wir prüfen, welche gesetzliche Möglichkeiten es gibt», so Zepf.

Regierungsrat wehrt sich gegen Kritik

Der zuständige Regierungsrat Walter Schönholzer wehrt sich gegen die Vorwürfe im Fall Hefenhofen. «Wir waren alles andere als untätig», sagte er am Montag vor den Medien. In den letzten neun Monaten hätten auf dem Betrieb diverse Kontrollen stattgefunden.

Ohne polizeilichen Schutz sei aber niemand mehr auf den Hof geschickt worden. Bei Kontrollen seien Mitarbeiter des Veterinäramts, vor allem der Kantonstierarzt Paul Witzig, immer wieder massiv beschimpft, behindert und bedroht worden, sagte Schönholzer.

U. K. noch in Gewahrsam

Seit Montagnachmittag befindet sich der Tierhalter in Gewahrsam der Polizei, um die mit der Evakuierung der Tiere betrauten Personen nicht zu gefährden. Der Polizei liegen mehrere Anzeigen gegen den 49-Jährigen vor, wegen Tierquälerei, Nötigung, Gefährdung des Lebens und wegen Verdacht auf Umweltverschmutzung. Für U. K. gilt die Unschuldsvermutung.

veröffentlicht: 8. August 2017 14:11
aktualisiert: 9. August 2017 08:55
Quelle: red./sda

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