FC Rebstein singt von Brüsten und Bällen

· Online seit 17.01.2017, 17:41 Uhr
Andere Fussballvereine trinken nach dem Spiel Bier in der Dusche, geben sich die Kante im Vereinslokal und johlen höchstens einmal ein «ole, ole». Der FC Rebstein ist anders. Zwar trinken auch sie Bier, aber es wird auch noch richtig gut gesungen: Die Alteingesessenen haben ein Repertoire von rund 200 Liedern. Diese werden nun alle digitalisiert und ein Buch herausgegeben.
Lara Abderhalden
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Sie sitzen im Kreis. Echte Kerle mit Bärten und Bierbäuchen und strammen Waden. Alles aktuelle oder ehemalige Fussballer des FC Rebstein. Sie treffen sich zum Singen. In der Hand hat jeder ein Liederbuch. Dieses hat Otto Graf, ehemaliger Clubpräsident und Ehrenpräsident hergestellt. 180 Lieder sind niedergeschrieben und fein säuberlich zu einem Büchlein gebunden worden.

Ein halbes Jahr hat Otto Graf dafür gebraucht: «Es war nicht immer einfach - zum Teil fehlten uns die Melodien oder der Text. Zusammen mit ein paar anderen Senioren ist es mir aber gelungen, die Lieder zu sammeln und aufzuschreiben.»

Zwei Stunden am Stück singen

Fast 200 Lieder müssen digitalisiert werden. Für Otto Graf und seine fast ausschliesslich männlichen Gesangskumpane ein Heidenspass: «Wir singen zum Teil seit 50 Jahren zusammen und das vermutlich häufiger als jeder Männerchor. Nach jedem Spiel ob nun Sieg oder Niederlage, werden bis zu 150 Lieder gesungen.» Manchmal singen die Fussballer bis zu zwei Stunden am Stück.

Natürlich stehe der Fussball stets im Vordergrund, aber beim FC Rebstein geht das eine nicht ohne das andere: «Wir möchten, den Jungen etwas mit auf den Weg geben. Den FC weiterleben lassen. Als altes Mitglied etwas für die Jungen tun», erklärt Bruno Langenegger. Er ist Rentner und war früher Goalie und ist einer von jenen, welche viele Lieder auswendig singen können. «Irgendwann kommen wir in ein Alter, in dem wir nicht mehr singen können, dann müssen die Jungen übernehmen und den Karren vorwärts schieben.»

Unsaubere Lieder

Nebst dem offiziellen Liederbuch gibt es noch die «unsauberen Lieder». Diese wurden zum Teil selber in feucht fröhlichen Runden komponiert und sind für Jugendliche nicht geeignet. Die Liedlein dort handeln von Brüsten und Frauen und Sex. Auch diese werden aufgenommen: «Auch diese Lieder sind Kultur», sagt Bruno Langenegger, «und ich hoffe nicht nur wir alten Seckel haben Freude daran.»

Früher waren es nur Männer, die gesungen haben. Heute mischen sich auch Frauen unter die Bierbäuche und Bärte. Und auch wenn die Texte manchmal von Brüsten und vielen schönen Frauen handeln, sind weibliche Stimmen am Stammtisch herzlich willkommen.

«Jeder soll mitsingen»

Schon lange haben die Jungen Otto Graf dazu gedrängt, endlich die vielen Lieder schriftlich festzuhalten. «Die Jungen kennen die Lieder nicht. Sie wollen zwar mitsingen, kennen den Text aber nicht.» Das Buch soll das Liedergut des FC Rebsteins wieder aufleben lassen.

Langsam sei es auch wirklich Zeit geworden: «Viele, welche die Lieder kannten, sind mittlerweile verstorben. Ich wusste, wir müssen die Lieder jetzt aufnehmen, sonst ist es bald zu spät.»

Einerseits sei deshalb das Liederbuch entstanden, andererseits trifft sich Otto Graf mit Clubmitgliedern und jedem der will um die Lieder aufzunehmen und anschliessend ins Netz zu stellen: «Jeder hat doch heute ein Telefon und kann damit ins Internet. So hören sie die Melodie und können gleich mitsingen.»

Ein kleiner Vorgeschmack:
Und dieses Lied ist aus der Sparte «unsaubere Lieder»:
veröffentlicht: 17. Januar 2017 17:41
aktualisiert: 17. Januar 2017 17:41
Quelle: abl

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