FC-Wil-Fans greifen Jusos in Wil an

07.05.2018, 14:18 Uhr
· Online seit 07.05.2018, 13:40 Uhr
Rund ein halbes Dutzend FC-Wil-Fans haben am Sonntag eine Karl-Marx-Party der Juso in Wil gestört. Die Polizei rückte aus, verhaftet wurde niemand.
Angela Mueller
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«Wir sind wütend, wir sind enttäuscht, wir sind traurig», scheibt die Juso Wil-Toggenburg in einer Medienmitteilung. In der Volkshochschule Wil veranstaltete die Gruppe ein Podium zum 200. Geburtstag von Karl Marx mit einem anschliessendem Fest im «Hof zu Wil». «Doch kaum war das Podium beendet wurde der Anlass von rechten FC-Wil-Fans unterbrochen, die pöbelnd und gewaltbereit hereinkommen wollten», schreibt Timo Räbsamen, Vorstand der Juso Wil-Toggenburg.

Frauen als «Nutten» beschimpft

Den Veranstaltern gelang es die sechs FC-Wil-Anhänger zu vertreiben, diese setzten sich dann in eine Gartenbeiz in der Nähe. «Wir haben die Polizei informiert, diese lies jedoch lange auf sich warten.»

Als aber kurze Zeit später eine Gruppe Juso-Anhänger am Bahnhof einige Kollegen abholten, wurden sie auf dem Weg dorthin von diesen jungen Männer zwischen 16 und 23 Jahren massiv angepöbelt: «Ihr Jusos seid hier nicht willkommen», riefen sie. Sie wurden auch als «Nutten» beschimpft, wie eine Betroffene schildert. «Nur knapp konnten die Jusos entkommen und so wurde glücklicherweise niemand verletzt», schreibt Räbsamen. Auch eine Flasche sei nach ihnen geworfen worden.

Polizei war 15 Minuten später vor Ort

Gemäss eigenen Angaben kam der Anruf der Jusos um 22 Uhr und die Polizei war rund 15 Minuten später beim «Hof zu Wil». «Die Polizei hat alle sechs Ruhestörer in einer Gartenbeiz in der Nähe angetroffen, diese kontrolliert und die Personalien aufgenommen», sagt Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der Kantonspolizei St.Gallen. Ausserdem habe die Stadtpolizei die FC-Wil-Fans aufgefordert, sich ins Restaurant hinein zu setzen.

Am Bahnhof holten die Jusos ihre Kollegen ab und wurden wieder von FC-Wil-Fans angepöbelt. «Wir hatten Angst und ich habe die Polizei alarmiert», sagt eine junge Juso-Anhängerin. Wieder rückte die Polizei aus, war aber nicht bereit, die verängstigen Jugendlichen zurück zum Fest zu begleiten. «Wir wurden auf dem Weg retour von einzelnen Männern behelligt, haben aber auch festgestellt, dass die Polizei in der Altstadt anwesend war», sagt die junge Frau.

Polizei begleitet Jugendliche zum Bahnhof

Nach der Veranstaltung um Mitternacht hat die Polizei die Juso-Anhänger zum Bahnhof begleitet. «Wir habe unser möglichstes gemacht», sagt Rezzoli und betont: «Bei der Polizei ist keine Anzeige gegen jemanden eingegangen.»

In einer Medienmitteilung zeigt sich die Juso empört über den Vorfall: «Was läuft falsch in einer Stadt, wenn junge Linke nicht ungestört eine Party feiern können?», schreibt der Juso-Vorstand und kündigt auch schon das nächste Kapitel an: «Das können wir nicht tolerieren und setzten uns zur Wehr.»

veröffentlicht: 7. Mai 2018 13:40
aktualisiert: 7. Mai 2018 14:18

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