«Gschenklädeli»-Souvenirs ziehen um

· Online seit 23.01.2018, 05:41 Uhr
Das «Gschenklädeli» an der Schmiedgasse gehörte 37 Jahre lang zum St.Galler Stadtbild. Anfang Januar schlossen die Betreiber des einzigen Souvenirladens der Stadt die Türe zu ihrem Geschäft das letzte Mal. Für die Souvenirs wurde nun im «Dreamcatcher» eine neue Heimat gefunden.
Angela Hess
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Nur wenige Gehminuten entfernt vom Kloster betrieb das Ehepaar Meier fast 40 Jahre lang ihr «Gschenklädeli». Als einziges Fachgeschäft für Souvenirs in ganz St.Gallen war das zweistöckige Lädeli am Grüningerplatz nicht nur bei vielen Touristen, sondern auch bei Einheimischen bekannt. Anfang 2017 haben Kurt und Elisabeth Meier den Mietvertrag schliesslich gekündigt - und nun, ein Jahr später, das Geschäft aufgelöst.

Keinen Nachfolger gefunden

«Die Kündigungsfrist für das Lokal beträgt ein ganzes Jahr», sagt Geschäftsführer Kurt Meier. «Am Anfang haben wir einen Nachmieter gesucht, der den Laden in dieser Form übernehmen würde.» Einen geeigneten Nachfolger haben die Meiers jedoch nicht gefunden: «Viele Leute hatten Interesse am ‹Gschenklädeli›, aber einige waren sich nicht bewusst, dass die Arbeit als Geschäftsführer mehr bedeutet als nur Kunden bedienen.»

Für die Betreiber der kleinen Geschäfte wird es zudem immer schwieriger, sich zu behaupten: «Mit einem kleinen Lädeli wird man kein Millionär», sagt Meier. Auch die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ladenbetreibern sei nicht immer einfach - gerade den kleinen Geschäften würden Bürokratie und hohe Gebühren für Schilder beispielsweise oft zu schaffen machen.

Ein neues Daheim für die Souvenirs

Das «Gschenklädeli» wurde Anfang Januar geschlossen und die Lokalität wird in der Zukunft nicht mehr als Souvenirladen betrieben. «Wir wollten aber nicht einfach eine Mulde vor das Haus stellen und alles entsorgen», sagt Kurt Meier. «Viele Artikel konnten wir an die Lieferanten zurückgeben. Auch verschiedene Organisationen haben uns Teile des Restbestands abgenommen.» Teile des Souvenirsortiments haben jedoch in einem anderen Geschäft nicht weit vom «Gschenklädeli» eine neue Heimat gefunden: Der von der Hilfsorganisation «international blackboard organisation» (IBBO) betriebene Laden «Dreamcatcher» in der Rosengasse hat rund die Hälfte des Souvenirbestands übernommen. Wo bisher Artikel aus fernen Ländern verkauft wurden, damit gemeinnützige Projekte auf der ganzen Welt unterstützt werden können, werden nun auch St.Gallen-Souvenirs angeboten.

«Ich bin immer am ‹Gschenklädeli› vorbei gelaufen und habe den Artikel über die Schliessung des Geschäfts im Schaufenster gesehen», sagt Felix Rütsche, Präsident von IBBO. «Ich habe mir gedacht, wir blicken mit unseren Projekten immer weit in die Ferne, aber bei uns um die Ecke gibt es auch die Möglichkeit, zu helfen. Deshalb habe ich Kurt Meier kontaktiert und ihm vorgeschlagen, das Kernsortiment der Souvenirs zu übernehmen. Es wäre für den Tourismus schade, wenn man in der Stadt St.Gallen kein einziges Geschäft mehr hätte, das Andenken verkauft.» Auch einen Zuwachs an Kunden erhofft sich Rütsche durch die Erweiterung des Sortiments im «Dreamcatcher».

Es gibt nach wie vor viel zu tun

Für Kurt Meier und seine Frau Elisabeth ist die Zeit im «Gschenklädeli» noch nicht ganz vorbei. Bevor das Ehepaar in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann, müssen noch verschiedene Abschlussarbeiten erledigt werden. «Ich werde noch einige Zeit mit Buchhaltung und anderen Sachen beschäftigt sein. Es fühlt sich deshalb noch gar nicht so an, als ob unsere Zeit als Ladenbetreiber vorbei ist», sagt Kurt Meier lachend. Nichtsdestotrotz freut er sich auf das, was folgen wird: «Dinge, für die in den letzten Jahren keine Zeit war, kann ich dann in Angriff nehmen.»

veröffentlicht: 23. Januar 2018 05:41
aktualisiert: 23. Januar 2018 05:41
Quelle: anh

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