Hausaufgaben im Kreuzfeuer der Eltern

26.01.2017, 19:22 Uhr
· Online seit 26.01.2017, 17:59 Uhr
Viele Schüler sind mit der Menge ihrer Hausaufgaben überfordert. Doch nicht nur die Lernenden, auch ihre Eltern geraten immer mehr ans Limit. Der Verband der Schweizer Schulleiter hat deswegen laut über die Abschaffung der klassischen Hausaufgaben nachgedacht. Und diese Überlegung hat viele Reaktionen ausgelöst.
Claudia Amann
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Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen - ganz nach diesem Motto drücken viele Schüler zu Hause ihre Hausaufgaben durch. Nicht selten brauchen sie dafür über eine Sunde Zeit, oft auch noch am Abend vor dem Schlafengehen.

Die Debatte um die Abschaffung von Hausaufgaben nimmt immer mehr Fahrt auf. Dabei gehen die Meinungen der Eltern, Schulleiter und übergeordneten Personen mitunter weit auseinander.

Beschränkung erwünscht

Dietmar Klement, der Präsident des Elternvereins Flawil, sitzt mit seinem Sohn einen ganzen Nachmittag bei den Hausübungen. Dass sein Kind zu Hause noch stundenlang büffeln muss, zeigt ihm, dass etwas nicht stimmt. Er ist deshalb der Ansicht, dass es Hausaufgaben nicht braucht.

TVO-Beitrag zum Thema:

Der Leiter des Amts für Volksschule St.Gallen wiederum sieht das ganz anders: «Es braucht Hausaufgaben», sagt Alexander Kummer. Dabei geht es seiner Ansicht nach nicht nur um die Schüler, sondern auch um die Eltern. «Denn diese können durch die Hausaufgaben ihrer Kinder erkennen, wo das Kind in der Schule steht.» An eine Abschaffung möchte er nicht denken.

Bernard Gertsch, Präsident des Verbands SchulleiterInnen Schweiz, sieht das ähnlich. Für ihn machen Kinder schneller Fortschritte, wenn sie den Schulstoff zu Hause noch einmal anschauen.

Immerhin gibt es einen Punkt, in dem sich und Husi-Kritiker und Husi-Anhänger einig sind: Hausaufgaben müssten viel mehr jedem einzelnen Kind angepasst sein. Auch sollten die Aufgaben aus kleinen Übungen bestehen und nicht ein abendfüllendes Programm ausmachen.

Individuelle Betreuung gefragt

In Vilters hat es extra zu diesem Thema einen Infoabend gegeben. Medienpädagoge Marc Böhler referierte in der Turnhalle vor über 300 Personen über die Do's und Dont's bei typischen Husi-Situationen.

«Jedes Kind ist ein anderer Lerntyp», sagt dieser. «Das Wichtigste ist, individuell auf das Kind einzugehen. Denn nicht jedes Kind hat die gleichen Bedürfnisse oder die gleiche Art, zu lernen.» Für Eltern sei es wichtig, den Lerntyp des Kindes herauszufinden, um dieses optimal unterstützen zu können. «Es gibt viele Möglichkeiten, um einem Kind ein trockenes Thema ‹gluschtig› zu machen», sagt Böhler.

(red.)

veröffentlicht: 26. Januar 2017 17:59
aktualisiert: 26. Januar 2017 19:22

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