Kann die Elfenbeinküste den Titel verteidigen?

· Online seit 13.01.2017, 12:47 Uhr
In den nächsten drei Wochen sind die Augen aller Fussballinteressierten auf Gabun gerichtet. Vom 14. Januar bis zum 5. Februar wird im zentralafrikanischen Staat der 31. Africa Cup of Nations ausgetragen. Selten war die Ausgangslage sportlich und politisch spannender.
René Rödiger
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Eigentlich hätte Gabuns-Präsident Ali Bongo ganz andere Probleme. Seit 2009 - als Nachfolger seines Vaters Omar Bongo - ist er an der Macht. Nach der letzten «Wahl» im August 2016 kam es landesweit zu Protesten. In der Hauptstadt Libreville wurde gar das Parlamentsgebäude angezündet. Ja, in einer solchen Zeit hat man als Staat vielleicht andere Sorgen als einen Fussball-Wettbewerb.

Nur schon die Vergabe an Gabun war umstritten. Alle Beobachter waren sich einig, dass die Mitbewerber Ghana und Algerien bessere Eingaben machten. Doch Issa Hayatou, Präsident der Confederation of African Football (CAF), hatte andere Pläne. Der 70-Jährige, der zwischen der Suspendierung Sepp Blatters und der Wahl Gianni Infantinos die Fifa interimistisch leitete, sprach sich immer wieder für Gabun aus. Immerhin galt das Land 2015 noch als äusserst stabil und überzeugte als Co-Gastgeber des Africa Cup 2012 mit Äquatorialguinea.

Reiches Land, arme Bevölkerung

Rund 700 Millionen Dollar (713 Millionen Franken) wird Gabun für das Fussball-Fest ausgeben. Kein kleiner Betrag angesichts der schwindenden Einnahmen aus dem Öl-Verkauf des Landes. Noch immer ist Gabun eines der reichsten Länder der Subsahara. Der Reichtum ist allerdings sehr ungleich verteilt. Laut dem CIA Factbook lebt über ein Drittel der Bevölkerung in extremer Armut.

Mit genau dieser Armut ist eine der grössten Sorgen der CAF und der Veranstalter verbunden: Leere Tribünen auf den TV-Bildschirmen. Gabun hat lediglich rund 1,7 Millionen Einwohner, die Infrastruktur im Land ist schlecht. Zudem hat die Opposition zum Boykott aufgerufen.

Leere Stadien drohen

Wie bringt man nun die Bevölkerung in die Stadien? Ausländische Fans gibt es beim Africa Cup nie in den Massen wie zum Beispiel an einer WM oder einer Europameisterschaft. Als erste - sanfte - Massnahme hat die CAF Firmen in Gabun dazu aufgefordert, ihren Angestellten Tickets zu schenken.

Dass die Stadien trotzdem einigermassen gefüllt sein werden, liegt vor allem am Superstar der Nationalmannschaft Gabuns: Borussia Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang. Zudem ist für die «Panthères» ein Weiterkommen in ihrer Gruppe A Pflicht. Sie treffen auf Guinea-Bissau, die erstmals an einer Endrunde dabei sind, auf ein äusserst geschwächtes Burkina Faso und auf Kamerun. Kamerun würde hier sicher als Favorit gelten, wenn sich die Mannschaft nicht gerade mitten in einer Übergangsphase befände.

Das ist die Ausgangslage aller Gruppen

Gruppe A

Mit Gabun, Guinea-Bissau, Burkina Faso und Kamerun gibt es klare Stärkeverhältnisse. Gabun und Kamerun sollten hier eine Runde weiterkommen.

Gruppe B

In dieser Gruppe sind Algerien, Tunesien, Senegal und Simbabwe dabei. Wirkliche Favoriten gibt es hier nicht. Algerien hat jedoch die beste Ausgangslage mit «Afrikas Fussballer des Jahres» und Leicester-Star Riyad Mahrez. Den Ausschlag für Senegal könnte Liverpool-Stürmer Sadio Mané geben.

Gruppe C

Auch ohne die Touré-Brüder und den verletzten Gervinho ist die Elfenbeinküste klarer Favorit. Der Titelverteidiger hat einige junge Talente dabei. Um den zweiten Platz müssen sich Kongo, Marokko und Togo streiten.

Gruppe D

In der Gruppe D ist alles offen. Ghana gilt immer wieder als grosser Titelanwärter. Allerdings ist auch Rekord-Sieger Ägypten mit Mohamed Salah erstmals seit sieben Jahren wieder beim Turnier dabei. Mali konnte immer wieder überraschen. Die grosse Wundertüte ist Uganda, das sogar 38 Jahre lang nicht mehr an einem Africa Cup war.

Diese Stars sind dabei

Bertrand Traoré, Ajax Amsterdam (Burkina Faso), Mario Lemina, Juventus Turin (Gabun), Pierre-Emerick Aubameyang, Borussia Dortmund (Gabun), Nicolas N'Koulou, Olympique Lyon (Kamerun), Jacques Zoua, Kaiserslautern (Kamerun), Edgar Salli, Ex-FCSG und jetzt Nürnberg (Kamerun), Liassine Cadamuro, Servette (Algerien), Yacine Brahimi, Porto (Algerien), Nabil Bentaleb, Schalke 04 (Algerien), Riyad Mahrez, Leicester (Algerien), Kalidou Kouibaly, SSC Neapel (Senegal), Sadio Mané, Liverpool (Senegal), Moussa Konaté, Sion (Senegal), Balde Diao Keita, Lazio Rom (Senegal), Serge Aurier, Paris Saint Germain (Elfenbeinküste), Adama Traore, FC Basel (Elfenbeinküste), Eric Bailly, Manchester United (Elfenbeinküste), Wilfried Zaha, Crystal Palace (Elfenbeinküste), Serey Die, FC Basel (Elfenbeinküste), Salomon Kalou, Hertha Berlin (Elfenbeinküste), Wilfried Bony, Stoke (Elfenbeinküste), Giovanni Sio, Rennes (Elfenbeinküste), Joel Kiassumbua, Wohlen (Kongo), Medhi Benatia, Juventus Turin (Marokko), Aziz Bouhaddouz, St.Pauli (Marokko), Emmanuel Adebayor, vereinslos (Togo), Omar Gaber, FC Basel (Ägypten), Mohamed Elneny, Arsenal (Ägypten), Mohamed Salah, AS Rom (Ägypten), Abdul Rahman Baba, Schalke 04 (Ghana), Ebenezer Assifuah, Sion (Ghana), Bernard Tekpetey, Schalke 04 (Ghana)

Diese Spieler werden für Aufsehen sorgen

Jean-Michaël Seri, Nizza (Elfenbeinküste), Franck Yannick Kessié, Atalanta (Elfenbeinküste), Kalidou Koulibaly, Napoli (Senegal), Vincent Aboubakar, Besiktas (Kamerun), Ramadan Sobhi, Stoke City (Ägypten), Yacine Brahimi, Porto

veröffentlicht: 13. Januar 2017 12:47
aktualisiert: 13. Januar 2017 12:47
Quelle: Algerien

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