Magnin ist ein «Super-Pro»

16.03.2018, 08:06 Uhr
· Online seit 16.03.2018, 04:00 Uhr
Experten halten Ludovic Magnin nicht nur für einen innovativen Coach, sie trauen ihm einen grossen FCZ-Weg zu. Ein früherer Zürcher Meistermacher schwärmt von seiner exemplarischen Professionalität.
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Die Jahre in der Bundesliga färbten ab. Magnin redet Klartext, seine Botschaften vermittelt der Ex-Werder und Stuttgart-Professional laut und deutlich. Auch im wöchentlichen Austausch mit den Journalisten wählt der 62-fache Nationalspieler im Bedarfsfall die direkte Linie: «Hey Leute! Ich habe diese Frage schon ungefähr 500-mal gehört, eine Antwort habe ich immer noch keine.»

24 Tage nach seinem Aufstieg zur Leitfigur an der Seitenlinie vertritt der Romand ambitionierte Ziele. Ihm schwebt vor, die Marke FCZ wieder in prominenten Kreisen zu etablieren; er wünscht sich die zeitnahe Abkehr vom eher monotonen Stil, der FC Zürich soll wieder für das attraktive Kurzpassspiel von einst stehen.

«Wie lange das dauert, bleibt abzuwarten», will sich Magnin nicht festlegen. Aber er will die Zuschauer in Zukunft abholen: «Die Fans sollen wieder gern ins Stadion kommen.» Taktisch-technisch denkt der frühere Abwehrspezialist auffällig oft an die Offensive. Er spricht vom gemeinsamen Konzept, davon, dass der Verein mit seiner Einsetzung ein Zeichen habe setzen wollen, vom Tempo-Fussball à la Magnin.

Er ist einer von neun Einheimischen auf der Liste der Super-League-Trainer. Mit Heimatschutz habe die hohe Akzeptanz der Schweizer Coaches nichts zu tun, so Magnin: «Unsere Ausbildung wird in ganz Europa anerkannt.» Der positive Trend einer neuer Generation. «Es ist an uns, das Vertrauen zu rechtfertigen und den Beweis zu erbringen, dass wir fähig sind.»

Zusammen mit seinem erfahrenen Assistenten René van Eck schafft Magnin Reibung und setzt Reizpunkte. Der «Boulevard» verglich das Duo mit der Sprengstoffmischung Nitroglycerin. Magnin hat sich über jene Schlagzeile gefreut. «Gut, sehr gut. Der Vergleich gefällt mir.» Dabei ist er eigentlich von anderen Methoden angetan: «Giovanni Trapattoni war in Sachen Menschenführung überragend. Bei Ottmar Hitzfeld hat mich sein Krisenmanagement beeindruckt.»

Ludovic Magnin lotete schon immer die persönlichen Grenzen aus. Früher als sprintender, manchmal galoppierender Linksverteidiger und immer als unermüdlicher Anpeitscher. Lucien Favre hat seinen ehemaligen Nachwuchsspieler in exakter Erinnerung: «Er arbeitete ausgesprochen seriös, in jedem Training gab er Vollgas - ein Super-Pro!»

Als Teenager lernte Favre den Aussenverteidiger in Echallens kennen und schätzen. Im kommenden April empfängt der Nice-Coach den UEFA-Pro-Lizenz-Anwärter an der Côte d'Azur zu einer Stage. «Magnin hat sich die Zeit genommen, eine gute, fundierte Ausbildung zu machen», sagt der Waadtländer Trainer mit bald 20-jähriger Erfahrung auf oberster Ebene zur Nachrichtenagentur sda. «Er kennt das Geschäft und hat viel vor.»

Zürich sei eine sehr gute Adresse für Magnin, ist Favre überzeugt. Beim FCZ empfahl er sich mit einer Meister-Doublette einst selber für höhere europäische Aufgaben. «Später werden aber andere Punkte entscheidend sein: die harte Arbeit, das Gefühl, was zu tun ist, die Intuition während des Spiels.»

Klubchef Ancillo Canepa hat Magnin früh viel zugetraut: «Er war schon als U16-Coach bereit, alles aufzusaugen und ist auch empfänglich für konstruktive Hinweise.» Während der sechsjährigen Ausbildung habe sich Magnin wunderbar entwickelt: «Für mich war klar, dass er eines Tages in der höchsten Liga ankommen würde - nur der Zeitpunkt war offen.»

Den neuen Verantwortlichen der Super-League-Equipe nimmt der Präsident als integre und kooperative Persönlichkeit wahr: «Er arbeitet innerhalb unserer Rahmenbedingungen und bringt den Mut auf, junge Spieler einzusetzen.» Der Nachfolger von Uli Forte sehe sich als Ausbildner für sämtliche Altersklassen: «Ludo will alle weiterbringen.» Canepa hält den neuen Hoffnungsträger für «pragmatisch und realistisch».

Auf die Gründe der personellen Rochade will der Präsident öffentlich nicht eintreten. Der Zeitpunkt sei richtig - basta. Die Strategie, auf einen Mann aus den eigenen Reihen zu setzen, ist beim FCZ nicht neu. Urs Fischer und Urs Meier hatten vor ihrer Beförderung ebenfalls die U21-Equipe betreut. «Ich bin stolz, dass ein Coach, den wir ausgebildet haben, den Sprung in die Super League geschafft hat», so Canepa.

veröffentlicht: 16. März 2018 04:00
aktualisiert: 16. März 2018 08:06
Quelle: SDA

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