Libanesischer Töchter-Entführer wieder vor Gericht

· Online seit 12.04.2016, 06:45 Uhr
Der Vater, der seine Töchter in den Libanon entführt hat, über eineinhalb Jahre festhielt und zwangsverheiraten wollte, steht am Dienstagmorgen erneut vor Gericht. Die Töchter verlangen ein Kontakt- und Rayonverbot und höhere Genugtuungen.
Christine König
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Im Juni des letzten Jahres hat das Kreisgericht Rheintal den Vater der Mädchen zu sechs Jahren Freiheitsstrafe und knapp 60'000 Franken Genugtuung verurteilt. Seinen Töchtern - den Opfern - und ihrem Anwalt war das zu wenig. Sie forderten mindestens zwölf Jahre Freiheitsentzug und eine Viertelmillion Franken Genugtuung und Schadensersatz. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre Gefängnis gefordert und zeigte sich zufrieden mit dem Urteil.

Vater fordert Freispruch

Der Fall wird nun am Dienstagmorgen vor dem Kantonsgericht St.Gallen wieder aufgenommen. Der heute 49-Jährige Mann muss sich erneut wegen Freiheitsberaubung und Entführung verantworten. Seine Töchter verlangen ein Kontakt- und Rayonverbot sowie höhere Genugtuungssummen. Der Vater seinerseits will einen vollumfänglichen Freispruch und die Abweisung der Zivilforderungen erreichen. Die Staatsanwalt beantragt, die Berufung abzuweisen.

Töchter sollten zwangsverheiratet werden

2009 hatte der Libanese mit Schweizer Bürgerrecht seine ganze Familie unter einem Vorwand in ein abgelegenes Dorf im Libanon gelockt. Er nahm seiner Frau und den vier Kindern die Pässe, Flugtickets und Handys ab und entschied, die Familie werde die nächsten zwei Jahre in seiner Heimat bleiben. Die Mutter und die beiden Söhne durften nach drei Wochen nach Hause reisen. Die Töchter aber - damals 14 und 16 Jahre alt - mussten bleiben. Der Vater misshandelte sie und drohte mit Zwangsheirat. Erst nach 19 Monaten gelang den Teenagern mithilfe einer Sozialarbeiterin und eines Richters die Flucht aus dem von der Hisbollah beherrschten Gebiet zurück in die Schweiz.

TVO berichtete damals über den Prozess vor dem Kreisgericht Rheintal:

veröffentlicht: 12. April 2016 06:45
aktualisiert: 12. April 2016 06:45
Quelle: red

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