Medien dienen den Terroristen

· Online seit 24.03.2016, 05:41 Uhr
Brüssel ist das jüngste Opfer des brutalen IS-Terrorismus, der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Der Politikwissenschafter Herfried Münkler spricht von einem «Krieg der Bilder». Die Medien spielen in diesem Krieg eine entscheidende Rolle und helfen den Terroristen abermals.
Leila Akbarzada
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Am Morgen in der Rush-Hour explodierten zwei Bomben im Flughafen Brüssels. Nur wenige Minuten später kursierten die ersten Bilder und Videos auf Twitter, Facebook und Youtube. Die Aufnahmen des Terrors verbreiteten sich unglaublich schnell und unglaublich weitläufig. In den Medien nahmen andere Themen kaum Platz ein an diesem Tag, es dominierten Bilder der Explosionen im Flughafen und des späteren Anschlags in der Metrostation Maelbeek. Und genau damit helfen wir den Terroristen, beschreibt Herfried Münkler in seinem Buch «Kriegssplitter». Im Vergleich zu früheren Kriegen zählen heute fast nur noch Bilder.

«Nunmehr sind Berichte und Bilder von Terroranschlägen und Geiselnahmen von Anfang an wichtiger als deren physische Folgen, ja, die physischen Zerstörungen dienen vielfach nur noch dazu, Angst und Schrecken (...) zu erzeugen.»

Bilderflut schürt Angst

Als Beispiel nennt Münkler die Terroranschläge des 11. September 2001. Die langfristige Wirkung auf die Menschen gründe vor allem auf den zahlreichen späteren Fernsehdokumentationen über den Anschlag. In diesen werde wiederholend gezeigt, wie die Flugzeuge ins World Trade Center fliegen, und wie danach die Türme in sich zusammenbrechen. Gäbe es diese Bilder nicht, hätte sich laut Münkler, der Eindruck des Anschlags schneller abgeflaut, wie das oftmals bei solchen Ereignissen passiert.

Mit der Wiederholung in den Medien und deren Sensationsgier sowie Anschlägen in kurzen zeitlichen Abständen werde die Angst in den Köpfen der Menschen geschürt. Je mehr Bilder gezeigt werden, desto grösser der Effekt des terroristischen Anschlags. Münkler spricht davon, dass das Verbreiten von Bildern den Terroristen dazu diene, eine Gesellschaft zu brechen.

Geschickter Umgang mit Bildern

Doch was kann man dagegen tun? Nachrichtensperren, wie es sie früher für Printmedien oder Rundfunke gab, sind im Zeitalter des Internets keine Option mehr. Panische Reaktionen sind beispielsweise durch die unmittelbare Verbreitung von Twitter-Nachrichten unvermeidbar. Man könne Bilder nicht blockieren, müsse aber geschickt mit ihnen umgehen. So könne der Schrecken eines Terrorangriffs und damit das Ziel der Terroristen geschwächt werden. Ständige Unterbrechungen von Sendungen oder Eilmeldungen seien nicht ratsam. «Nimmt man dem Schrecken die Wirkung, verwandelt sich der Anschlag in einen Unfall oder eine kleinere Katastrophe, und mit beidem haben wir umzugehen gelernt.»

veröffentlicht: 24. März 2016 05:41
aktualisiert: 24. März 2016 05:41
Quelle: lak

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