Mehr Flüchtlinge als im Tessin

· Online seit 15.10.2015, 18:05 Uhr
Immer mehr Migranten erreichen die Schweiz über den Balkan und die Länder Osteuropas. Erstmals war im September die Zahl der Flüchtlinge an der Ostgrenze höher als im Tessin. Auch die meisten Schlepper werden in der Ostschweiz aufgegriffen.
Marco Latzer
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1427 rechtswidrige Aufenthalte registrierte das Grenzwachtkorps III im vergangenen Monat. Damit liegt die Ostschweiz erstmals vor dem Tessin mit 1063 rechtswidrigen Aufhalten. Das zeigen die neusten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV), über die der «Blick» am Donnerstag berichtete.

Griffen die Grenzwächter im ersten Halbjahr monatlich zwischen 76 und 289 Flüchtlinge auf, stieg die Zahl im August auf 725. Alleine im September hat sich diese Zahl fast verdoppelt. Zurzeit hält das Grenzwachtkorps III jeden Tag rund 50 Personen wegen rechtswidrigen Aufenthalts an.

Dies sei die direkte Auswirkung davon, dass seit Mitte Juli die Migrationsroute über den Balkan nach Ungarn, Österreich und Deutschland seit Jahren erstmals die Mittelmeerroute zahlenmässig übertroffen habe, heisst es beim EZV auf Anfrage.

Rund 220 Grenzwächter kontrollieren die Ostgrenze, zu der die Kantone St. Gallen, Graubünden, Glarus, beide Appenzell und das Fürstentum Liechtenstein gehören. Seit mehreren Wochen wird die Region mit Grenzwächtern aus anderen Regionen verstärkt. Wie viele das sind, wird aus «taktischen Gründen» nicht bekannt gegeben.

326 mutmassliche Schlepper verhaftet

Höhere Zahlen gibt es nicht nur bei der illegalen Migration, sondern auch bei den Schleppern. An den Grenzen zur Schweiz kommt es immer häufiger zu Verhaftungen. Die Zahlen der mutmasslichen Schlepper haben sich in den letzten vier Jahren mehr als verdreifacht: 2011 lagen sie bei 114, 2012 bei 96, 2013 bei 211 und 2014 bei 384.

In diesem Jahr dürften rund 500 mutmassliche Schlepper gefasst werden. Vor allem in der Ostschweiz sind die Grenzwächter erfolgreich. Von den 326 mutmasslichen Schleppern, die bis Ende September gefasst wurden, wurden 139 in der Grenzwachtregion III geschnappt.

Die meisten Schlepper sind kosovarische Staatsangehörige. Daneben stammen sie hauptsächlich aus Eritrea, Syrien, Somalia und der Türkei. Die Festgenommen werden den kantonalen Staatsanwaltschaften übergeben, welche prüfen, ob eine Förderung der rechtswidrigen Einreise vorliegt. Parallel dazu prüft das Migrationsamt ausländerrechtliche Massnahmen.

veröffentlicht: 15. Oktober 2015 18:05
aktualisiert: 15. Oktober 2015 18:05

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