Mehrheit der Schweizer fährt zu schnell

24.08.2017, 14:23 Uhr
· Online seit 24.08.2017, 12:00 Uhr
Laut einer aktuellen Studie hält sich nur eine Minderheit der Schweizer Autofahrer an die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Viele fahren zu schnell, obwohl sie mit einer Kontrolle rechnen. Bei Alkohol hält sich die Mehrheit ans Gesetz.
Fabienne Engbers
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Zwischen 19 und 37 Prozent der Autofahrer halten sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit, die Mehrheit der Schweizer fährt zu schnell. Bei Alkohol sieht es anders aus: Lediglich acht Prozent der Befragten setzen sich noch hinters Steuer, nachdem sie ein oder zwei Gläser Alkohol getrunken haben. Dies zeigt eine Studie des Bundesamtes für Unfallverhütung, bfu.

«Gefahr wird unterschätzt»

Dass zu schnelles Fahren gefährlich ist, wird von Autofahrern oft unterschätzt. «Überhöhte Geschwindigkeit ist und bleibt seit Jahren eine der häufigsten Unfallursachen», sagt Nicolas Kessler, Mediensprecher des bfu. Dies gilt sowohl für Fahrten innerorts, als auch ausserorts. «Innerorts sind oftmals Fussgänger, Velofahrer oder E-Bikes involviert, diese sind verletzlicher. Ausserorts sind in die Unfälle vor allem PKWs und Töff verwickelt, durch die erhöhte Geschwindigkeit ist aber auch dort die Verletzungsgefahr gross», sagt Kessler.

Dabei sei man durch schnelleres Fahren nicht übermässig viel schneller am Ziel. «Man denkt, wenn man zwei drei Stundenkilometer schneller fährt, ist man viel schneller am Ziel, dabei spart man sich höchstens ein paar Minuten», sagt Nicolas Kessler.

Alkoholkontrollen werden nicht erwartet

Während viele Autofahrer damit rechnen, in eine Verkehrskontrolle zu geraten, sind Alkoholkontrollen laut Gefühl der Autofahrer weniger häufig. Trotzdem halten sich hier deutlich mehr Schweizer an das Gesetz, wie die Studie zeigt.

Acht Prozent der Autofahrer fahren, auch wenn sie ein oder zwei Gläser Alkohol getrunken haben. Die restlichen 92 Prozent geben an, ihr Auto dann stehen zu lassen. «Hier sehen wir eine erfreuliche Entwicklung, immer weniger Schweizer fahren, nachdem sie Alkohol getrunken haben», sagt Kessler. Trotzdem sei Alkohol weiterhin die viertgrösste Ursache für Unfälle. Wie gross die Dunkelziffer in diesem Fall ist, könne man nicht sagen.

Freisprechanlagen und Handys immer noch häufig

Im Gegensatz dazu telefonieren immer mehr Leute, wenn sie im Auto sind. Das Benutzen des Handys während der Fahrt ist verboten, eine Freisprechanlage ist allerdings erlaubt. «Mit der Ausrüstung der Autos heutzutage wird es immer häufiger, dass man eine Freisprechanlage benützt», sagt Nicolas Kessler. Dies bringe auch Gefahren mit sich.

«Wenn eine Person im Auto sitzt und man mit ihr spricht, ist man auch abgelenkt. Aber der Beifahrer ist aktiv da und kann einen auf Gefahren aufmerksam machen. Wenn man mit Freisprechanlage spricht, fehlt dieses zweite Augenpaar auf der Strasse», erklärt Kessler die Gefahr der Freisprechanlage. Daher empfiehlt das bfu, für Telefonate eine Pause zu machen.

Unfälle im Sport sind selten tödlich

Die Studie, die das bfu heute Donnerstag veröffentlichte, zeigt nebst den Unfällen im Strassenverkehr auch die Unfälle im Sport und im Haushalt und der Freizeit auf. Beim Sport verletzen sich jährlich rund 410'500 Menschen. Tödlich sind die wenigsten der Unfälle, vor allem im Bergsport können diese aber vorkommen. 2016 sind insgesamt 72 Bergsportler tödlich verunglückt. Im Wintersport waren es 35.

Die meisten Verletzungen gab es im Fussball mit rund 80'000 Verletzungen aller Art, danach folgt der alpine Skisport mit über 50'000 Verletzten.

Skurrile Freizeitunfälle passieren

Die meisten Unfälle passieren im Haus und in der Freizeit, 566'180 Verletzte gab es im Jahr 2014. Amüsant ist, dass sich rund 10'000 Menschen jährlich bei der Körperpflege verletzen, 16'500 Menschen beim Schlafen und Ausruhen und rund 14'000 Menschen beim Essen und Trinken.

In die Rubrik Haus und Freizeit fallen auch der Arbeitsweg (ohne Strassenverkehr), die unbezahlte Arbeit und die Schule. Bei der unbezahlten Arbeit verletzen sich jährlich rund 126'000 Schweizer.

veröffentlicht: 24. August 2017 12:00
aktualisiert: 24. August 2017 14:23
Quelle: enf

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