Niederlande gegen Dänemark unter Schweizer Aufsicht

06.08.2017, 09:42 Uhr
· Online seit 06.08.2017, 09:39 Uhr
Heute Abend bestreiten Gastgeber Niederlande und Dänemark den von der Schweizerin Esther Staubli geleiteten EM-Final in Enschede. Zuletzt hatte Deutschland seit 1995 sechs Mal in Folge triumphiert.
Anzeige

Sechs Geschichten zu den Finalisten: Ob die Niederlande oder Dänemark - am Sonntag wird erstmals seit 1989 wieder ein neuer Europameister gekürt. Der Sieger geht nach Schweden, Norwegen und Deutschland als erst vierter Europameister in die Geschichte ein. Für beide Teams ist bereits die Teilnahme am Final eine Premiere. Die Niederländerinnen waren 2009 im Halbfinal an England gescheitert, Dänemark überwand beim 3:0-Sieg im Penaltyschiessen gegen Österreich sein Halbfinal-Trauma und steht im sechsten Anlauf erstmals im Final.

Mit dem Gewinn des EM-Titels könnte der Gastgeber seinem Heimturnier die Krone aufsetzen. Die «Oranje Leeuwinnen» lösten mit ihren Erfolgen und ihrem «totalen» Fussball im 4-3-3-System eine Euphorie aus. Bereits im Startspiel gegen Norwegen verzeichnete der TV-Sender NOS eine Millionenquote, in den Stadien wurden die Spiele des Gastgebers zu Fan-Festen. Auch der Final am Sonntag in Enschede wird mit 27'093 Zuschauern ausverkauft sein. Während der männlichen Auswahl des «Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond» in der Qualifikation für die WM 2018 in Russland die nächste Pleite droht, schreiben die Frauen ihr oranges Sommermärchen. «Wir schreiben unsere eigene Geschichte», hatte Trainerin Sarina Wiegman bereits vor dem Turnier angekündigt. Sie behielt recht.

Die Niederlande steigt als Favorit in den Final. Der Gastgeber hielt dem Druck stand und spielte bislang ein überragendes Turnier. Die Niederländerinnen gewannen ihre fünf Spiele mit einer Tordifferenz von 9:1, im zweiten Gruppenspiel der Vorrunde bezwangen sie den Finalgegner Dänemark dank eines verwandelten Foulpenaltys von Captain Sherida Spitse 1:0, im Halbfinal hatte Topfavorit England mit 0:3 das Nachsehen. Dänemark landete seinen grossen Coup in den Viertelfinals, als es nach einem 0:1-Rückstand Titelverteidiger Deutschland 2:1 besiegte.

Als eine der grossen Entdeckungen dieser EM gilt die 22-jährige Jackie Groenen. Die nur 1,64 m grosse niederländische Mittelfeldspielerin glänzte mehrfach als Vorbereiterin, so auch im Halbfinal gegen England, als sie beim Führungstreffer Mittelstürmerin Vivianne Miedema mit einer herrlichen Flanke in Szene setzte. Die im belgischen Flandern geborene Groenen wechselte bereits mit 15 Jahren nach Deutschland, wo sie derzeit beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag steht. Die einstiege EM-Bronzemedaillengewinnerin bei den Juniorinnen im Judo trägt zu Ehren von Johan Cruyff die Nummer 14. Dies hatte ihr Trainerin Wiegman erlaubt, nachdem deren Vorgänger Arjan van der Laan nicht auf Groenen gesetzt hatte.

Stoff für eine Hollywood-Story bietet die Geschichte der dänischen Stürmerin Nadia Nadim, die gegen Deutschland das 1:1 erzielte. Geboren und aufgewachsen ist sie in Afghanistan als eine von fünf Töchtern eines Armeegenerals, der nach einem Treffen mit dem Taliban-Regime ermordet wurde, als Nadia zehn Jahre alt war. Die Mutter und die fünf Schwestern flüchteten via Pakistan nach Europa und landeten zufällig in Dänemark. Heute hat die 29-Jährige ein abgeschlossenes Medizin-Studium und spielt in den USA bei Portland.

Dänemarks Torhüterin Stina Petersen avancierte innerhalb von zwei Partien vom Depp zur Heldin. Nach ihrem schweren Patzer im Viertelfinal gegen Deutschland, als sie einen harmlosen Schuss passieren liess, galt Petersen als Unsicherheitsfaktor im dänischen Team. Gegen Österreich avancierte sie im Halbfinal aber zur Heldin, als sie keinen der vier Penaltys der Österreicherinnen passieren lassen musste und im Penaltyschiessen zwei Versuche abwehrte.

veröffentlicht: 6. August 2017 09:39
aktualisiert: 6. August 2017 09:42
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige