«Oben ohne geht absolut gar nicht!»

· Online seit 08.07.2016, 11:42 Uhr
Am Openair Frauenfeld wird heiss gefeiert, dass da viel nackte Haut gezeigt wird, ist klar. Doch was meinen die Festivalbesucher zum Openair-Styling? Einige Meinungen zum Thema.
Raphael Rohner
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«Kleider machen Leute», dieser Grundsatz gilt nicht nur im normalen Leben sondern auch am Openair Frauenfeld. Wer sich hip kleidet, fällt auf, und wer sich gar nicht kleidet, fällt umso mehr auf. Wir liessen uns auf dem Festivalgelände inspirieren und haben einige Tipps mitbekommen:

Unauffällig auffallend

Mitten auf dem Gelände stehen sie. Dabei reden sie über Fussball, Musik und das Neueste aus der Welt. Was der 32-jährige Javier aus Bern und der 28-jährige Cen aus Biel nicht merken: Sie fallen auf. Javiers Handgelenk zieren nicht nur Festivalbändel, sondern auch farbige Perlen, die zum Rest seines Outfits passen. Cen dagegen bevorzugt den blauen Look mit Jeans und Cap. Dass die beiden auffallen, glauben sie nicht: «Wir ziehen uns schlicht bequem an und zeigen damit, dass wir es easy nehmen.» Dabei finden die beiden Style am Festival gar nicht so wichtig: «Das schöne an einem Openair ist doch, dass man alle Facetten der Leute sieht», schwärmt Javier. An Festivals seien doch alle hip.

 

Farbige Caps sind der Renner

Auf dem Weg zu einen frischen Erdbeer-Caipirinha trafen wir Samira. Mir ihrem weissen gestrickten Umhang sticht sie deutlich aus der Masse. Die 27-Jährige aus Kirchberg setzt bei ihrem Openair-Outfit auf leichte, luftige Kleider: «Bei diesen Temperaturen muss man sich ein bisschen frei machen.» Dabei rät sie den Leuten aber eindeutig, dass nichts mieser aussieht als ein Sonnenbrand am Festival. Was ihrer Meinung nach wirklich hip ist: «Farbige Caps sind der Renner.»

Wer sich ordentlich stylt, hat Erfolg bei den Girls

In der wilden Partymeute tummeln sich haufenweise junge Männer, die im gleissenden Sonnenlicht ihren nackten Oberkörper zur Schau stellen. Für viele gehört es dazu. Doch einige finden dies total out - was den Style angeht. «Sein Shirt einfach auszuziehen, ist einfach sowas von langweilig», sagt der 26-jährige Simon aus Zürich. Für ihn ist klar, dass man sich an einem Festival ordentlich anziehen soll und damit eine gewisse Wertschätzung zeigt. «Man(n) soll den Frauen zeigen, dass man sich pflegt und bewusst auf sein Äusseres schaut.» Im Endeffekt müsse aber jeder selber mit dem Sonnenbrand leben.

Lola mag es eigentlich schwarz

Sie geniesst neben den Sonnenstrahlen vor der Bühne auch die Blicke vieler Männer. Ist dem aber nicht abgeneigt: «Schwarz ist elegant und zieht meistens Blicke auf sich», schmunzelt die 20-jährige Lola aus Zürich. Sie liebt schwarze Kleider, empfiehlt es aber nur bedingt fürs Openair: «An Festivals ist Schwarz nicht unbedingt von Vorteil, wegen der Wärme. Aber immer noch besser als Grau.» Für Lola müssen Festival-Kleider leicht und funktional sein. Schwarze Kleider seien zudem am Tag wie in der Nacht angesagt.

Die Leute schätzen den Hip-Hop-Style nicht mehr

Genüsslich nippen sie an einem Bier und begutachten andere Festivalgänger am Openair Frauenfeld. Für die St.Galler Hip-Hop-Fans, Gian Luca, Roman und Kevin Gates ist klar, dass sich am Openair Frauenfeld immer mehr Fremdlinge dazugesellen: «Das hier ist ein Festival für Hip-Hop und Rap und keine Hipster!» Über die schönen (fremden) Frauen freut sich das Grüppli trotzdem: «Schöne Frauen haben alle Style, ganz egal was sie tragen.» Während die nächsten Fremdlinge vorbeiziehen, macht sich das Grüppli einen Sport daraus, die Leute zu begutachten und gemeinsam gnadenlos über sie her zu ziehen: «Wir meinen es ja nicht böse, aber wer mit einem AC/DC-Shirt hier rumläuft, ist fehl am Platz.» Lauthals lachen sie und warten auf ihren Act des Abends: «Ghostface Killah»

Echter Style ist ein Ausdruck von Natürlichkeit

Gerade machten die Freestyle-Hip-Hop-Battles einen Break, da ging die 18-jährige Thenuja rasch nach draussen, um einen letzten Blick auf die untergehende Sonne zu erhaschen. Für sie hat Schönheit nichts mit Style zu tun, sondern mit Natürlichkeit. Style heisst für sie, dass man sich selber treu sein kann und keine Scheu hat, sich zu bleiben. «Was nützt es mir, wenn ich mich für andere kleide? Ich muss in meiner Haut und den Kleidern durch die Welt», sagt Thenuja und schaut den Journalisten mit ihren tiefen braunen Augen an, als würde sie durch einem hindurch sehen. Sie erhofft sich, dass Menschen einen Blick für das darunter Liegende bekommen. Dann verschwindet sie wieder in der rauchigen Halle.

Frauen sehen gerne, was sie bekommen

Der «Ich geh jetzt auf alles»-Style unter Männern. Wenn man diese Männer fragt, warum sie obenrum blank ziehen bekommt man unterschiedliche Antworten: «Wir zeigen halt gern, was wir haben», als eine der häufigeren, «weil wir uns so schön finden und es teilen wollen», als eine der selteneren Antworten. Warum dieser Style sehr verbreitet ist, weiss niemand so genau. Aber er ist und bleibt ein Dauerbrenner - wie die Haut, die sich in der prallen Sonne in ein feuriges Rot wandelt. Ob es gut aussieht oder nicht, überlassen wir den Betrachtern.

 

 

veröffentlicht: 8. Juli 2016 11:42
aktualisiert: 8. Juli 2016 11:42
Quelle: rar

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