Kinder im Internet

«Könnte mehr Geld verdienen» – so stehen Influencer zu Kinderfotos im Netz

05.03.2024, 08:24 Uhr
· Online seit 05.03.2024, 05:14 Uhr
Fotos auf Social Media mit Freunden, Familie oder der Öffentlichkeit zu teilen, ist mittlerweile zur Normalität geworden. Selbst Kinder werden von diesem Trend nicht verschont. Influencer aus der Ostschweizer erklären, wie sie zu Fotos ihrer Kinder im Internet stehen.

Quelle: Instagram / FM1Today

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Ob plantschend in der Badewanne, mit Tomatensauce im Gesicht am Esstisch oder tobend auf dem Boden – im Internet sind solche Videos von Kleinkindern und Schulkindern haufenweise zu finden. Doch soll man Fotos seiner Kinder im Internet veröffentlichen? Eine heikle Thematik, die oft heiss diskutiert wird.

Stolz nach Aussen tragen

Jede Mutter und jeder Vater kennt wohl den Moment, in dem sie oder er das Kind in einem besonders herzigen oder lustigen Moment mit einem Schnappschuss festhält. Völlig verständlich, wenn dann das Bedürfnis aufkommt, das Bild mit seinem Netzwerk teilen und den Stolz nach Aussen tragen zu wollen.

Einen Stolz, den auch die Radio-FM1-Moderatorin Katerina Mistakidis zu gut kennt und kürzlich in der Morgenshow thematisiert hat. Sie achtet bei ihren Posts im Internet darauf, dass ihr Sohn möglichst wenig mit Gesicht abgebildet wird und hat eine Faustregel: «Ich überlege mir jeweils, ob ich mich so auf einem Foto sehen wollen würde. Wenn die Antwort nein ist, halte ich das Foto privat.»

«Mit Kinderfotos könnte ich mehr Geld verdienen»

Die St.Galler Influencerin und Ex-Bachelorette Eli Simic postet auf ihrem öffentlichen Instaprofil viele Beiträge aus ihrem Alltag als Mutter. Ihre Tochter Mia ist auch immer wieder zu sehen, konsequent von hinten und ohne Gesicht. «Ich will sie aus Sicherheitsgründen nicht zeigen. Zudem soll sie selbst irgendwann einmal entscheiden, ob sie das möchte», sagt Simic. Fotos ohne Kleidung oder in Windeln seien für sie ein absolutes No-Go.

«Ich könnte mehr Geld verdienen mit Kooperationen, auch die Content-Gestaltung wäre einfacher, wenn ich meine Tochter ganz präsentieren würde», so Simic. Kein Geld auf der Welt könnte sie aber dazu bringen, wie sie sagt.

Influencer-Paar: «Entscheidung soll beim Kind bleiben»

Auch das Influencer-Paar Loredana und Kilian Bamert, auf Social Media bekannt als Saturday and Sunday, sah sich irgendwann mit der Entscheidung konfrontiert, wie sie ihre beiden Kinder im Internet zeigen möchten. Obwohl die Kinder nicht im Fokus ihres Contents stehen, tauchen sie hin und wieder auf ihrem Profil auf, ebenfalls ohne Gesicht. «Ich finde, die ganze Thematik wird jeweils etwas heiss gekocht. Aber sie sollen das selbst entscheiden können, wenn sie alt genug sind», sagt Kilian. Loredana stimmt ihm zu: «Es ist nicht unsere Entscheidung.»

Zu Content Creatorn, die ihren Inhalt rund um ihr Kind aufbauen, haben die zwei eine klare Meinung: «Man sollte einen Weg finden, wie man den Leuten effektiv einen Mehrwert bieten kann, der nicht von den Kindern abhängig ist.» Kinder auf Social Media zu zeigen, sei zwar die einfachste Art von Content, der lustig und herzig ist. «Man muss sich nicht viele Gedanken machen. Man zeigt einfach sein Kind und es kommt gut an, eigentlich ultrasimpel», führt Loredana aus. So verlockend die schnellen Klicks auch sind, für die beiden ist das der falsche Ansatz.

Werden Kinderfotos irgendwann peinlich?

Loredana und Kilian glauben nicht daran, dass ihre Kinder die Fotos irgendwann peinlich finden. Im Gegenteil: «Wer weiss, vielleicht fragen sie sich dann, wieso von ihnen nichts online ist und von allen anderen Kindern schon», sagt Loredana. Und Kilian ergänzt: «Ich denke, dass man in den kommenden Generationen diesbezüglich offener sein wird.»

Ihre 4-jährige Tochter sei jetzt schon manchmal enttäuscht, wenn sie nicht in einem Video vorkommt oder möchte bei einem Videodreh dabei sein.

Die Moderatorin Katerina Mistakidis äussert diesbezüglich mehr Zweifel:  «Klar möchte ich manchmal gerne Fotos zeigen, aber ich habe teilweise etwas Bedenken, dass mein Sohn es irgendwann einmal sehr peinlich finden könnte.»

Verhaltenstipps

Doch was ist jetzt das Beste für das Kind? Pro Juventute, die Schweizer Stiftung für Kinder- und Jugendförderung, rät Eltern zu folgendem Verhalten:

  • Das Kind sollte erst gefragt werden, ob es möchte, dass andere Leute dieses Foto sehen. Bereits 4-Jährige wissen, wenn ihnen ein Bild gefällt oder nicht. Wichtig ist, dass Kinder frei entscheiden dürfen und ihr Wunsch respektiert wird.
  • Eltern sollten sich sorgfältig überlegen, welche Bilder von ihren Kindern im Netz landen. Sie sollten sich fragen, wie das Kind das Bild bewertet, wenn es älter ist. Könnte es sein, dass das Kind später vielleicht wegen des Bildes von Schulfreundinnen, Schulfreunden ausgelacht oder gar gemobbt werden könnte?
  • Auf gar keinen Fall sollten Fotos oder Filmchen von dem Kind gepostet werden, wenn ihm ein Missgeschick passiert, es einen Wutanfall hat oder krank im Bett liegt. Auch Fotos von nackten Kindern sollten nicht gepostet werden.
  • Vor dem Posten sollte immer daran gedacht werden, dass die Kontrolle über das Bild schnell verloren gehen kann und auch gelöschte Bilder nie ganz aus dem Internet verschwinden. Auch eingegrenzte Gruppen in den sozialen Netzwerken sind keine Garantie dafür, dass die Inhalte nicht weiterverbreitet werden.
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veröffentlicht: 5. März 2024 05:14
aktualisiert: 5. März 2024 08:24
Quelle: FM1Today

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