Rege Beteiligung bei Präsidentschaftswahl in Frankreich

23.04.2017, 13:02 Uhr
· Online seit 23.04.2017, 04:24 Uhr
Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich zeichnet sich eine rege Beteiligung ab. Das Innenministerium in Paris meldete am Sonntagmittag vier Stunden nach Öffnung der Wahllokale eine Beteiligung von 28,5 Prozent - etwas mehr als bei der letzten Wahl 2012.
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Rund 50'000 Polizisten und Soldaten sollen für einen sicheren Wahlablauf sorgen. Elf Kandidaten treten an, von denen laut Umfragen aber nur vier Bewerber echte Chancen auf den Einzug in die Stichwahl am 7. Mai haben.

Favoritenrolle für Emmanuel Macron

Als Favorit geht der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron in die Wahl. Der 39-Jährige gilt als Reformer und Anhänger der europäischen Integration. Knapp hinter Macron liegt die rechtsextreme Euro-Gegnerin Marine Le Pen. Sie will den Euro in Frankreich abschaffen und das Volk über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen.

In Umfragen hat sich der konservative Ex-Ministerpräsident François Fillon wieder in Schlagweite zu den Führenden geschoben. Aussenseiterchancen werden auch dem linken EU-Skeptiker Jean-Luc Mélenchon eingeräumt. Der scheidende sozialistische Präsident François Hollande tritt nicht mehr an.

Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen ziehen in die Stichwahl ein. Auch dafür werden Macron die besten Chancen eingeräumt. Mit ersten Prognosen ist nach Schliessung der letzten Wahllokale in den Grossstädten um 20.00 Uhr (MESZ) zu rechnen. Die Franzosen in den Übersee-Gebieten haben bereits gestern gewählt.

Knappes Rennen zeichnet sich ab

Die letzten Wahllokale schliessen am Abend um 20.00 Uhr, damit fällt auch die Nachrichtensperre in Frankreich. Weil sich ein ungewöhnlich knappes Rennen abzeichnet, war unklar, wann tatsächlich erste Ergebnisse öffentlich werden.

Allerdings könnten schon vorher erste Zahlen durchsickern: Medien in der Schweiz und in Belgien hatten beim vergangenen Mal schon am späten Nachmittag erste Trends verkündet.

Mit ausschlaggebend bei dieser Abstimmung könnte das Mass der Enthaltungen sein. Kurz vor der Wahl zeigte sich noch rund ein Drittel der Wähler unentschlossen. Das wäre ein neuer Höchststand.

Die Wahlbeteiligung lag bis zum Mittag bei rund 28,5 Prozent und damit in etwa so hoch wie vor fünf Jahren. Dies ging aus Zahlen des Innenministeriums hervor. 2012 lag die Wahlbeteiligung am Ende bei rund 79,5 Prozent.

Die französischen Überseegebiete, die teils schon am Samstag votiert hatten, sind bei den Zwischenständen nicht eingerechnet. Sie machen aber nur einen sehr kleinen Teil der Wähler aus.

Macron gegen Le Pen am wahrscheinlichsten

Unter den sechs Varianten für die Stichwahl in zwei Wochen gilt ein Duell von Macron gegen Le Pen als am wahrscheinlichsten - und damit eine Abstimmung für oder gegen die EU. Allerdings könnte es auch zu einer Wahl der Extreme kommen, wenn die Rechte Le Pen auf den Altlinken Mélenchon trifft.

Zum Kampf um die Mitte käme es bei einem Rennen zwischen Macron und Fillon. Fillon und Le Pen wiederum würden beide versuchen, mit «Law and Order» zu punkten. Die schwächelnde Sozialistische Partei des Amtsinhabers Hollande wird den Elysée wohl nicht verteidigen: Ihr Kandidat Benoît Hamon ist in den Umfragen weit abgeschlagen.

 

Ausnahmezustand seit Anschlägen

Nach einer Reihe von Anschlägen herrscht der Ausnahmezustand. Seit Anfang 2015 wurden mehr als 230 Menschen bei Attentaten getötet, zuletzt am Donnerstag ein Polizist in Paris.

Ein Bombenalarm hat am Samstag zur vorübergehenden Räumung des französischen Konsulats in New York geführt, wo hunderte im Ausland lebende Franzosen ihr Stimme bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl abgeben sollten. Wie Konsulin Anne-Claire Legendre sagte, liess die Polizei das Gebäude an der Fifth Avenue gegen 17 Uhr Ortszeit evakuieren.

Grund war ein verdächtiges Fahrzeug. Nach etwa 50 Minuten wurde der Alarm aber wieder aufgehoben. Das Wahllokal sollte regulär um 19:00 Uhr schliessen.

veröffentlicht: 23. April 2017 04:24
aktualisiert: 23. April 2017 13:02
Quelle: SDA

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