Retro-Züge als Publikumsmagnet

29.03.2017, 05:57 Uhr
· Online seit 28.03.2017, 09:35 Uhr
Viele Museen in der Schweiz kämpfen um jeden Besucher. Nicht so das Locorama in Romanshorn, die Führungen durch die Eisenbahn-Erlebniswelt sind so begehrt wie noch nie.
Fabienne Engbers
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Am 7. Mai beginnen die Züge im Locorama in Romanshorn wieder zu rollen. Jeden Sonntag kommen Familien und Eisenbähnler aus der ganzen Schweiz in den Thurgau, um alte Züge zu besichtigen und mit ihnen eine Spritztour zu machen.

Die Saison beginnt eigentlich erst in knapp zwei Monaten, doch schon jetzt haben sie mehr Anfragen als in den vergangenen Jahre, 28 Anmeldungen seien es bis jetzt, davon einige mit über 200 Besuchern. Bis im Mai werden es sicherlich noch einige mehr. «Das schaffen wir schon noch, aber es sind extrem viele Anfragen», sagt Adolf Müller, Präsident des Vereins Locorama Romanshorn.

Locorama beruht auf Freiwilligenarbeit

Die Führungen, welche das Locorama anbietet, werden von Mitgliedern des Vereins in Freiwilligenarbeit durchgeführt. Rund 4000 Stunden Freiwilligenarbeit werden von den meist älteren Herren jedes Jahr geleistet.

Der Verein zählt rund 40 Aktivmitglieder, einige davon basteln an den Zügen herum, andere reparieren die alten Stellwerke, die im Locorama immer noch in Betrieb sind. Zurzeit werden die alten Wägen gerade auf Vordermann gebracht, damit die Loks im Mai geputzt und gestriegelt sind, wenn die ersten Besucher des Jahres das Locorama betreten.

Viele alte Schätze

Die einzige Signalbrücke, die in der Schweiz existiert, steht auf dem Areal der Locorama. Von 1913 bis 2003 stand diese Signalbrücke im Bahnhof Romanshorn und zeigte den Lokführern an, ob diese weiterfahren durften.

Ausserdem steht neben dem Locorama ein Stellwerk, das noch in Betrieb ist und von welchem aus Weichen gestellt werden können.

Wer das Areal genau inspiziert, entdeckt zwischen den alten Lokomotiven und Bahnwägen eine Drehscheibe mit lauter Gleisen. «Auch diese wird noch genutzt, wenn wir beispielsweise Züge in der Remise neu aufstellen oder diese herausnehmen», erzählt Adolf Müller.

Weltneuheit wird diesen Frühling eingeweiht

«Draussen steht eine Hipp'sche Wendescheibe, das ist das erste mechanische Signal, das es in der Schweiz gab», sagt Adolf Müller stolz. Diese wird am 7. Mai eingeweiht, sie funktioniert einwandfrei.

Solche alten Schätze werden von den Freiwilligen im Locorama-Verein installiert und repariert. Allerdings gibt es heutzutage nicht mehr viele, die sich mit den alten Bahnutensilien auskennen. «In unserem Verein haben wir einige Mechaniker, aber nur wenige von ihnen haben tatsächlich einmal bei der Bahn gearbeitet», sagt Adolf Müller. «Es ist auch denkbar, dass es früher oder später niemanden mehr gibt, der die Maschinen im Locorama betreiben kann.» Das sei momentan aber noch nicht absehbar. Trotzdem ist der Verein auf der Suche nach Mechanikern, die sich mit Zügen auskennen.

Ausfährtli immer am letzten Sonntag

Vom Locorama aus starten so genannte Ufer-Dampffahrten mit den alten Zügen der Mittel-Thurgau-Bahn. Eine Dampflok fährt mit ein paar Anhängern jeweils vom Locorama nach Kreuzlingen oder Rorschach. Die Fahrten sind öffentlich, ganz nach Motto: «Wär äs Billett hät, dörf mit!»

Kinder können mit einer Draisine auf dem Areal herumdüsen, am Sonntag fährt auch eine Gartenbahn und ein alter Traktorzug namens Goofy. Dieser bringt die Kinder vom Bahnhof Romanshorn ins Locorama.

Seit 2007 gibt es das Locorama. Das Gebäude gehörte einst der SBB und wurde von einer Stiftung aufgekauft. Die Remise, in der das Locorama untergebracht ist, ist eine der einzigen in der Schweiz, die noch in ihrer ursprünglichen Depotfunktion genutzt wird. Die Züge, die im Locorama stehen, fahren jeden letzten Sonntag im Monat durch den Thurgau, angeführt von einer alten Dampflok. Seit 2010 hat das Locorama offizielle Öffnungszeiten und ist für Besucher zugänglich.
veröffentlicht: 28. März 2017 09:35
aktualisiert: 29. März 2017 05:57
Quelle: enf

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