Trump attackiert Syrien als Vergeltung

07.04.2017, 13:37 Uhr
· Online seit 07.04.2017, 03:36 Uhr
Die USA haben am Freitag mit ihrer bisherigen Position im Syrien-Konflikt gebrochen und einen Luftangriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt durchgeführt. Die Reaktionen sind gemischt - insbesondere Syriens Verbündeter Russland reagiert scharf.
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US-Präsident Donald Trump hatte den Angriff auf den Flughafen als Reaktion auf einen mutmasslichen Chemiewaffeneinsatz syrischer Truppen befohlen, bei dem am 4. April Dutzende Menschen getötet worden waren, darunter viele Kinder. Aktivisten zufolge wurden vier syrische Soldaten getötet, die syrische Armee sprach von sechs Toten.

Trump begründete den Angriff in einer kurzen Ansprache in seinem Privatdomizil Mar-a-Lago in Florida mit US-Sicherheitsinteressen. Mit dem Giftgaseinsatz vor wenigen Tagen habe Syrien seine internationalen Verpflichtungen sowie UNO-Resolutionen verletzt.

59 Raketen gefeuert

Dem US-Verteidigungsministerium zufolge wurden von Kriegsschiffen im Mittelmeer 59 Marschflugkörper des Typs Tomahawk auf die Luftwaffenbasis Al-Schairat in der Provinz Homs abgefeuert. Dies sei der Stützpunkt, von dem aus der Giftgasangriff geflogen worden sei, sagte Trump.

Das Pentagon veröffentlichte Videomaterial, das den Abschuss der Tomahawks von US-Zerstörern zeigt. Die Luftschläge hätten das Ziel gehabt, die syrische Regierung von Baschar al-Assad von weiteren Chemiewaffen-Einsätzen abzuschrecken, hiess es. Russische Militärs seien vor dem Militärschlag informiert worden.

Flugplatz wurde stark zerstört

Der Gouverneur der Provinz Homs sagte der Nachrichtenagentur dpa, der angegriffene Flugplatz sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hiess es, zwölf Kampfjets und Helikopter sowie zwei Start- und Landebahnen seien zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden.

Demnach waren die meisten Kräfte vor der Bombardierung aber von der Basis abgezogen worden. Der regierungsnahe TV-Kanal Al-Mayadeen berichtete, Syriens Luftwaffe habe auch die meisten Jets auf dem Flugplatz vor dem Angriff in Sicherheit gebracht.

Putin: «Aggression gegen das Völkerrecht»

Im syrischen Staatsfernsehen wurde der US-Angriff als «Akt der Aggression» verurteilt. Auch Russland und der Iran verurteilten das Vorgehen. «Präsident Putin hält die amerikanischen Angriffe für eine Aggression gegen einen souveränen Staat, gegen das Völkerrecht, dazu noch mit einem erdachten Vorwand», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Die syrische Armee habe keine Chemiewaffen mehr, das habe nach der Entwaffnung auch die zuständige UNO-Organisation bestätigt. In einer ersten Reaktion setzte Russland eine Vereinbarung mit dem US-Militär aus, nach der sich beide Länder über Militärflüge und Angriffe über Syrien informierten. In der kommenden Woche wird US-Aussenminister Rex Tillerson zu einem bereits geplanten Besuch in Moskau erwartet.

Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete Syriens. Seit September 2015 fliegt Russlands Luftwaffe Angriffe in dem Land. Sie richten sich gegen die Terrormiliz IS ebenso wie gegen Rebellen, die mit der Terrormiliz verfeindet sind.

Merkel und Hollande: Assad trägt «alleinige Verantwortung»

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel teilte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem französischen Präsidenten François Hollande mit, Assad trage «die alleinige Verantwortung für diese Entwicklung». Trump hatte Assad für den mutmasslichen Giftgasangriff verantwortlich gemacht.

Saudi-Arabien, Erzrivale des Irans in der Region, begrüsste den US-Angriff als «mutige Entscheidung» Trumps. Die Türkei, die seit langem eine Ablösung Assads fordert, nannte den Angriff eine «positive Antwort auf Kriegsverbrechen». Grossbritannien unterstützte das Bombardement ebenfalls.

Die NATO teilte mit, Generalsekretär Jens Stoltenberg sei vor dem Angriff informiert worden. Der UNO-Sicherheitsrat hatte sich zuvor bei einer Sondersitzung in New York erneut nicht auf eine neue Syrien-Resolution verständigen können.

US-Regierung vollzieht Kehrtwende

Das Weisse Haus betonte, der Einsatz sei nicht der Beginn einer grossangelegten Offensive zum Sturz Assads. Dennoch vollzieht die neue US-Regierung mit dem Angriff eine Kehrtwende in der Syrien-Politik.

Aussenminister Rex Tillerson hatte erst vor einer Woche bei einem Besuch in der Türkei gesagt, das Schicksal Assads werde vom syrischen Volk entschieden. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung unter Barack Obama, die dem Präsidenten in Damaskus die Hauptverantwortung für den Konflikt in dem Bürgerkriegsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeitete.

veröffentlicht: 7. April 2017 03:36
aktualisiert: 7. April 2017 13:37
Quelle: SDA

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