Velofahrer beklagen ungepfadete Wege

19.01.2017, 17:07 Uhr
· Online seit 19.01.2017, 16:54 Uhr
Während die Strassen für die Autos rasch geräumt werden, müssen sich die Velofahrer in vielen Städten im FM1-Land durch die Schneemaden der Pfadschlitten kämpfen. Velofahrer in Chur haben sich nun beschwert. Eine Umfrage zeigt: Nur in wenigen Städten geniessen Velofahrer im Winter Vorfahrt.
Fabienne Engbers
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«Das Auto ist auf Churs Strassen König», sagt Verkehrsingenieur Peter Hartmann gegenüber der «Südostschweiz». Er fordert, dass die Velowege zeitgleich zu den Strassen geräumt werden. Nicht seiner Meinung ist der Churer Stadtrat Tom Leibundgut, der selbst auch Velofahrer ist. «Aber während dieser 10 bis 15 Tage im Jahr, in denen es so viel Schnee hat, kann man auch zu Fuss gehen oder mit dem Bus fahren», findet er.

Es türmen sich die Schneeberge

Die Schneemaden, die sich, nachdem der Pfadschlitten durch ist, auf den Velowegen türmen, bleiben oft liegen. «Diese Schneemaden werden von Hand weggeräumt, das geht nicht mit dem Pflug und dauert dementsprechend länger», sagt Tom Leibundgut, Vorsteher des Churer Baudepartements. Die Räumung der Velowege habe in Chur nur tiefe Priorität. «Zuerst werden Trottoirs, Fussgängerstreifen und Bushaltestellen geräumt», sagt er auf Anfrage.

Berufsverkehr hat Vorrang

Eine Umfrage bei städtischen Verwaltungen im FM1-Land zeigt: Die Velowege haben nur selten Priorität. In Buchs liegt sogar immer noch Schnee auf dem Veloweg. «Die Autofahrer sind teilweise über den liegenden Schnee gefahren. Das hat den Schnee angedrückt und nun gibt es eine Schneedecke auf den Velowegen, die für Velofahrer unangenehm ist», sagt Beat Cerny, Werkhofleiter der Stadt Buchs. Er hat noch nie erlebt, dass es in so kurzer Zeit so stark geschneit hat. «Jetzt bringen wir die schneebedeckten Stellen wegen der kalten Temperaturen auch mit Salz nicht mehr weg», sagt Beat Cerny. Bei der Stadt seien Reklamationen eingegangen. «Es waren aber nur vereinzelte, wir geben unser Bestes, dass auch die Velofahrer gute Verhältnisse haben», sagt der Werkhofleiter. Er empfiehlt den Buchser Velofahrern, auf die Füsse oder den ÖV umzusteigen.

«Im Winter gehört das Velo nicht auf die Strasse»

Thomas Schmid, Betriebsleiter des Gemeindewerkhofs in Herisau, hat eine klare Einstellung gegenüber Velofahrern im Schnee. «Im Winter gehören Zweiräder einfach nicht auf die Strasse, das ist zu gefährlich.» In Herisau benutze man Radstreifen und Velowege als Schneeablage für die Werkhofarbeiter. «Wir pfaden auf der Strasse und auf dem Trottoir, der Schnee kommt dann auf den Veloweg, weil wir den restlichen Platz brauchen. Wenn wir Zeit haben, dann laden wir die Schneemaden auf einen Lastwagen und bringen sie weg», sagt Thomas Schmid. Beschwerden gebe es nur vereinzelt, da die Räumung der Velostreifen möglichst zeitnah geschehe. «Würde der Schnee länger liegen bleiben, gäbe es sicherlich mehr Beschwerden», sagt Thomas Schmid.

Rapperswil-Jona sorgt sich um seine Velofahrer

Ganz anders sieht es in Rapperswil-Jona aus. «Der Velostreifen hat bei uns hohe Priorität. Wenn es in der Nacht geschneit hat, sollten alle Velowege bis etwa um 7 Uhr geräumt sein», sagt Corsin Tuor, Leiter Werkdienst der Stadt Rapperswil-Jona. Dafür beginne der Werkhof morgens um zwei Uhr mit der Schneeräumung. Die ÖV-Linien, Hauptstrassen und Schulwege seien von oberster Wichtigkeit, Parkplätze und Quartierstrassen räume man zuletzt. Werde eine Strasse gepfadet, achte der Werkhof darauf, dass auch der Veloweg frei sei. «Wir haben hier einen hohen Standard. Velofahrer haben sich bis dato noch keine beschwert dieses Jahr, wir bekommen nur positive Rückmeldungen», sagt Corsin Tuor.

St.Gallen holt sich Feedback

Auch in St.Gallen werden die Strassen nach Wichtigkeit geräumt, Hauptstrassen zuerst und dann absteigend Neben- und Quartierstrassen. «Ausserdem sitzen wir Anfang und Ende Winter immer mit den Interessensvertretern der städtischten Veloverbände zusammen, um gute und schlechte Punkte zu besprechen. Aus diesem Gespräch entsteht ein Massnahmenkatalog und wir passen unser Vorgehen an, um den Velofahrern gerecht zu werden», sagt Gerald Hutter, Strasseninspektor in St.Gallen. Sogar bauliche Massnahmen ziehe man in Betracht. Beschwerden gebe es dank der Absprache mit Veloverbänden praktisch keine. «Schneit es aber stark, wird es auch für die Velofahrer streng», sagt Hutter.

Sollten Velowege und Velostreifen gepfadet werden?

Dieses Jahr war Morgen-Joe beim Pfaden an vorderster Front dabei:

veröffentlicht: 19. Januar 2017 16:54
aktualisiert: 19. Januar 2017 17:07
Quelle: enf

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