Wie weiter mit dem «Marvel Boy»?

26.10.2016, 18:54 Uhr
· Online seit 26.10.2016, 16:33 Uhr
Am Tag ist Matthias Gehring Gemeindepräsident von Hauptwil-Gottshaus, in seiner Freizeit tüftelt er für sein Leben gern. Im VOX-Format «Die Höhle der Löwen» präsentierte er am Dienstagabend Marvel Boy - einen Roboter, der selber Softeis herstellt.
Laurien Gschwend
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«Marvel Boy ist Schweizer und macht nichts gratis», so Matthias Gehring während seiner Präsentation vor der VOX-Jury. Füttert man Marvel Boy mit ein paar Batzen, spuckt dieser nach kurzer Zeit ein Softeis aus. Man kann dabei wählen, ob man ein Cornet oder einen Becher möchte, Saucen nach Lust und Laune hinzufügen sowie ein Granulat - die meisten wählen Smarties. Ein Sechsachser-Industrieroboter, der normalerweise in der Uhrenindustrie eingesetzt wird, ist in Marvel Boy eingebaut.

«Marvel Boy ist ein Wunderkind»

Die Reaktionen auf Marvel Boy seien durchwegs positiv. «Alle finden es lässig. Der Roboter funktioniert interaktiv, und wenn er gerade nichts zu tun hat, tanzt er ‹Gangnam Style›», freut sich Gehring. Die Eismaschine sei eine Art Wunderkind, «deshalb heisst sie auch Marvel Boy», eine Anspielung auf Comic-Superhelden.

TV-Sendung, um Bekanntheit zu steigern

Matthias Gehring ist stolz auf sein «Baby», den Marvel Boy. Deshalb entschied er sich, sich in «Die Höhle der Löwen» zu begeben. Start-ups präsentieren in der VOX-Sendung ihre Innovation, um einen Kredit zu erhalten. Aber nicht nur das. «Ich habe vor allem mitgemacht, um eine Plattform zu erhalten und ein möglichst grosses Publikum mit wenig Aufwand zu erreichen», so der Thurgauer Gemeindepräsident.

Quelle: Streamable 

Diejenigen, welche die besten Geschäftsideen haben, werden nach «Die Höhle der Löwen» finanziell unterstützt. Keiner der Investoren war allerdings dazu bereit, mit Matthias Gehring einen Deal einzugehen. Sein Produkt sei zu wenig ausgereift für den Markt.

«Für mich ist das jetzt aber kein Grund zu sagen, Marvel Boy sei gestorben», sagt Gehring. Bis jetzt habe er auch alles privat finanziert. Müsse er das auch in Zukunft tun, gehe es einfach nicht so schnell voran wie erhofft.

Marvel Boy ist ein Hobby

«Ich habe ja keinen Zeitdruck», sagt der Gemeindeammann. Sein Marvel Boy sei ein Hobby, an dem er jeweils abends, an den Wochenenden und in den Ferien arbeite. «Manchmal kommt es auch vor, dass ich das Projekt einen Monat lang liegen lasse.» Deshalb lasse sich die Freizeitaktivität gut mit dem politischen Amt vereinbaren.

Der TVO-Beitrag über «Marvel Boy»

Roboter ist ganz schön schwer

Auch wenn es in der TV-Sendung nicht geklappt hat, erinnert er sich gerne an ein «cooles Wochenende» zurück. «Ich habe für mich persönlich viel gelernt.» Er habe erfahren, wie ein solcher Pitch funktioniere - von der Vorbereitung bis zur grossen Nervosität in der Show.

«Schon die Logistik erforderte viel Planung, zumal Marvel Boy etwa anderthalb Tonnen wiegt, man kann ihn nicht einfach auf einen Anhänger packen und nach Köln fahren», sagt er mit einem Schmunzeln. Deshalb habe er eine Transportfirma dafür engagiert.

Hotdog-Maschine adaptiert

Auf die Idee, einen Glacé-Roboter zu entwickeln, ist Matthias Gehring per Zufall gekommen. «Ich war in Peking und neben dem Hotel gab es eine Food-Messe», erzählt er. Dort sei er auf einen Hotdog-Roboter gestossen. «Aufgrund der lebensmitteltechnischen Bestimmungen ist es in der Schweiz aber ziemlich schwierig, einen solchen zu betreiben.» Deshalb entschloss sich der Thurgauer, ein ähnliches Modell für Softeis zu entwickeln.

«Vieles selber beigebracht»

«Ich bin gerne anders als alle anderen», so Gehring, «sei es in der Politik oder im privaten Bereich». So etwas wie Marvel Boy gebe es weltweit nicht. Das technische Know-how, um den Roboter zu kreieren, habe er aufgrund seines Studiums in Wirtschaftsinformatik. Dank unterschiedlicher Tools sei es heute ausserdem gar nicht mehr so schwierig, einen solchen Automaten zu programmieren. «Vieles habe ich mir selber beigebracht», so der Ostschweizer. Einige Aufgaben habe er auch extern machen lassen.

Cocktails aus dem Marvel Boy

Momentan wartet Marvel Boy im Zuhause seines Entwicklers auf den Winter. «Er steht bereit, damit ich noch einige Modifikationen machen kann», sagt Gehring. Die Menüführung müsse noch verbessert werden, einer der Kritikpunkte in «Die Höhle der Löwen». Für Matthias Gering ist Marvel Boy ein Prototyp mit einigen Verbesserungsmöglichkeiten. Es sei bereits eine Anfrage eingegangen, ob Marvel Boy auch in der Lage sei, Cocktails zu mixen. «Grundsätzlich ist das möglich», sagt der Tüftler.

Ein absoluter Publikumsmagnet

Seit Marvel Boy Mitte 2015 eingesetzt wurde, brachte er Kinderaugen in Badeanstalten, Zoos und Schulen zum Leuchten. Aber auch Eventagenturen und Caterings freuen sich über die Hilfe des Roboters. 11'000 Glacés hat die Maschine schon produziert.

Letztens habe eine «grosse internationale Musikfirma» angefragt, ob sie Marvel Boy an Events einsetzen dürfe, freut sich Matthias Gering. Die «Industrie 4.0» sei in vielen Bereichen zu spüren, «gewisse Tätigkeiten übernehmen Maschinen». Futuristisch hin oder her, «der Softeis-Roboter ist ein absoluter Publikumsmagnet».

Hier könnt ihr euch «Die Höhle der Löwen» in voller Länge ansehen. Ihr möchtet den Eis-Roboter mieten? Unter diesem Link geht’s zur Webseite. 

veröffentlicht: 26. Oktober 2016 16:33
aktualisiert: 26. Oktober 2016 18:54

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