«Wollten Gelmis Vertrag verlängern»

12.07.2017, 17:18 Uhr
· Online seit 12.07.2017, 17:11 Uhr
Mit Roy Gelmi verlässt ein eigener Nachwuchsspieler den FC St.Gallen. Das sorgte für Verwirrung. Nun nimmt Ferruccio Vanin, CEO der FC St.Gallen AG, Stellung zum Transfer. Dabei bestätigt er unter anderen, dass sich St.Gallen nochmals auf dem Transfermarkt umschaut.
Stefanie Rohner
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Der Transfer von Roy Gelmi hat Wellen geworfen, weil er aus dem eigenen Nachwuchs kommt und weil er sich zum gestandenen Super-League-Spieler entwickelt hat. Hat es der FC St.Gallen verpasst, Gelmi zu halten?

Das glaube ich nicht. Wir haben dafür gekämpft, dass er beim FC St.Gallen bleibt. Wir haben intensive Gespräche mit ihm geführt, auch im Trainingslager. Schliesslich war es seine Entscheidung zum FC Thun zu gehen. Wir wollten ihm keine Steine mehr in den Weg legen.

Finanziell kann der FC St.Gallen durchaus mit dem FC Thun mithalten, ist vielleicht sogar besser aufgestellt. Es kann also nicht daran gelegen haben, dass St.Gallen mit dem Angebot nicht hätte mithalten können. Hat man zu spät realisiert, dass der Spieler auf eine Vertragsverlängerung drängt?

Das glaube ich nicht. Wir haben die Gespräche so eingeleitet, dass klar war: Wir möchten seinen Vertrag verlängern. Aber er hat sich dennoch für diesen Weg entschieden. Das haben wir respektiert, gerade auch weil er ein eigener Nachwuchsspieler von uns ist.

Roy Gelmi hat während zwei Jahren auf einem guten Niveau gespielt. 64 Matches hat er absolviert. Das ist sehr viel. Hat man den Spieler vielleicht vergrault, indem man ihn im Ungewissen gelassen hat, was seine Zukunft betrifft?

Was vor meinem Antritt Mitte Mai war, davon habe ich keine Detailkenntnisse. Ich bin aber der Meinung, dass wir ihn nicht vergrault haben. Die Signale im Trainingslager, wo wir die Gespräche geführt haben, waren positiv. Daher hat es mich schon überrascht, als klar wurde, dass er diesen Transfer anstrebt.

In der Zentrale des FC St.Gallen gibt es mehrere Baustellen: Silvan Hefti fehlt zum Saisonstart verletzungsbedingt, der Captain Nzuzi Toko wird sogar erst im Oktober zurückerwartet und Roy Gelmi ist weg. Muss der FCSG nochmals aktiv werden auf dem Transfermarkt?

Das ist so. Wir sind am Sondieren und haben die eine oder andere Idee. Wir stecken auch schon in Verhandlungen mit möglichen Spielern.

Wer führt diese Verhandlungen?

Das mache ich gemeinsam mit dem Cheftrainer Giorgio Contini. Dies ist so abgestimmt mit der obersten Leitung der FC St.Gallen AG.

Die Arbeit, die eigentlich der Sportchef (im Moment noch Christian Stübi, der seinen Rücktritt auf Ende Jahr gab; Anm. d. Red.) ausführen würde, ist derzeit in Ihrer und Giorgio Continis Zuständigkeit. Ist es vorstellbar, dass sie beide auch in Zukunft das Amt des Sportchefs ausführen?

Davon gehe ich nicht aus. Wir sind gerade auf der Suche nach einer Besetzung für das Amt des Sportchefs. Die Leitung des FC St.Gallen wünscht aber, dass wir in Sachen Transfer und Fussballstrategie breiter abgestützt sind, als auch schon.

Was heisst das konkret?

Wir möchten Entscheidungen als Team besprechen und gemeinsam fällen.

Kann ausgeschlossen werden, dass es das Sportchef-Team Vanin/Contini geben könnte?

Stand heute ist es schwierig etwas auszuschliessen. Aber tendenziell ist es so, dass wir die Funktion so ersetzen wollen, wie wir sie bisher hatten.

Christian Stübi ist derzeit in den Ferien - wann kann kommuniziert werden, wie es mit ihm weiter geht?

Er hat gewünscht, in die Ferien gehen zu können, damit waren wir einverstanden. Ende Juli ist er zurück. Ich denke, anfangs August werden wir mit ihm alles besprechen.

Die Meisterschaft startet am 22. Juli. Mit welchem Gefühl gehen Sie in die Saison?

Ich habe ein gutes Gefühl. Die Eindrücke, die ich im Trainingslager gewonnen habe, waren gut. Die Mannschaft hat gut trainiert und der Staff macht einen guten Job. Ich sehe dem Saisonstart positiv entgegen. Ich denke, dass wir durchaus in der Lage sind, gute Resultate zu erzielen.

Das Interview führte TVO-Reporter Dominic Ledergerber. Transkribiert wurde es von der Online-Redaktion.

Roy Gelmi, der den FC St.Gallen verlassen hat, äusserte sich ebenfalls zu seinem Transfer zum FC Thun: «Ich wäre sehr gerne beim FC St.Gallen geblieben. Acht Jahre war ich im Verein und dieser ist mir sehr ans Herz gewachsen. Genauso wie die Fans, die Spieler und das gesamte Umfeld. Ich bin sehr enttäuscht, dass es so weit hat kommen müssen. Aber ich habe das Vertrauen und die Wertschätzung vom Verein nicht gespürt, das hat mir gefehlt. Darum hat es für meine sportliche Karriere am meisten Sinn ergeben, zum FC Thun zu wechseln. Von diesem erhalte ich grosses Vertrauen», sagt Gelmi.
 (red.)
veröffentlicht: 12. Juli 2017 17:11
aktualisiert: 12. Juli 2017 17:18

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