Konfiszierte Pflanzen waren Industriehanf

06.01.2017, 08:35 Uhr
· Online seit 05.01.2017, 10:52 Uhr
Nachdem die Kantonspolizei St.Gallen im September die Hanfpflanzen in einer Indoor-Hanfplantage in Niederhelfenschwil beschlagnahmte, gibt die Staatsanwaltschaft jetzt bekannt, dass es sich bei den Pflanzen um Industriehanf handelte. Die Betreiber sind erleichtert, eine Entschädigung für die Ausfälle des Bauern wäre denkbar.
Fabienne Engbers
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Bei der Hausdurchsuchung in Enkhüseren in Niederhelfenschwil wurde eine nicht angemeldete Hanfindooranlage festgestellt. Die Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen beschlagnahmte die entdeckten Pflanzen und Gerätschaften, die zur Aufzucht der Pflanzen genutzt werden. Die Firma medropharm, welche den Hanfanbau in die Wege geleitet hat, fordert eine Entschädigung für Ernteausfall und Anlageschaden, die dem Bauern zugefügt wurden.

Pflanzen wurden von der Staatsanwaltschaft untersucht

Ein Teil der Pflanzen wurde zur Ermittlung des THC-Gehalts untersucht, der Rest der Pflanzen wurde vernichtet. Die Untersuchung ergab laut der Staatsanwaltschaft, dass die Pflanzen weniger als ein Prozent THC beinhalteten und somit als «Industriehanf» gelten. Für Patrick Widmer, Mitinhaber der Firma medropharm, war das von Anfang an klar. «Wir hatten Bescheinigungen und diverse Formulare, die bestätigten, das Industriehanf angebaut wurde.» Vergessen wurde nur, die Farm bei den Behörden zu melden.

Eine Entschädigung wird geprüft

Die Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen wird die Untersuchung wegen Verdachts der Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetzes einstellen. «Ausserdem prüfen wir, ob eine Entschädigung des Beschuldigten in Frage kommt und wenn dem so ist, wie hoch die Entschädigung ausfällt», sagt Roman Dobler. Die beschlagnahmten Gerätschaften werden dem Beschuldigten herausgegeben. Für Patrick Widmer ist das selbstverständlich. Würde man die entstandenen Schäden, die der Bauer erlitten hat, zusammenzählen, käme man auf rund 150'000 Franken. «Man muss dabei nicht nur den Anlageschaden, sondern auch Ernteausfälle und Verfahrenskosten berücksichtigen», sagt Patrick Widmer.

Anlage war verdächtig

Der Grund für die radikale Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft und der Polizei liegt unter anderem auch in der Gestaltung der Hanfplantage. «Diese Indooranlage schien, als würde man sie verstecken wollen. Sie war nicht durchsichtig wie ein normales Gewächshaus, sondern hatte doppelte Wände und besass Aktivkohle-Filter, die Gerüche neutralisieren», sagt Roman Dobler. Das habe äusserst verdächtig gewirkt.

Ausserdem sind der Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren viele Leute begegnet, die behaupteten, ihr Hanf wäre Industriehanf. Diese hatten fast ausnahmslos alle gelogen. Wir haben bis zum Jahr 2016 über 200 Indoorhanfplantagen hochgenommen und unsere Erfahrung zeigt, dass wir faktisch keine dieser Plantagen aus Industriehanf bestand, sagt Roman Dobler.

Hanfanbau hat schon wieder gestartet

Die Firma medropharm war während der laufenden Ermittlungen nicht untätig. «Wir haben die Anlage bereits wieder in Betrieb genommen», sagt Patrick Widmer. Die ersten Pflänzchen gedeihen schon wieder in Reih und Glied. Dieses Mal wurde die Anlage auch bei den Behörden angemeldet. Für die Zukunft erhofft sich Patrick Widmer eine bessere Zusammenarbeit mit der Polizei. «Der Indooranbau von Industriehanf ist für alle ein sehr neues Gebiet. Wir wollen offen kommunizieren und dadurch Konflikte mit den Behörden vermeiden», sagt Widmer.

 

veröffentlicht: 5. Januar 2017 10:52
aktualisiert: 6. Januar 2017 08:35
Quelle: enf

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