Rheintaler Moster: «Der Ausfall ist massiv»

· Online seit 07.09.2017, 17:06 Uhr
Man hat es erwartet, jetzt liegen erste Zahlen vor: Die Obsternte fällt dieses Jahr miserabel aus. Während grosse Mostereien mit einer solch schlechten Ernte umgehen können, ist es für kleinere wie die Mosterei Kobelt in Marbach ein massiver Einschnitt. Vor allem, wenn sich so ein Jahr wiederholt.
Leila Akbarzada
Anzeige

Am Sonntag hatte die Mosterei Kobelt in Marbach ihr Jubiläumsfest. Dort wollte man vor Ort demonstrieren, wie die Mostpresse funktioniert. «Es ist im Moment sehr schwierig, Obst zu beschaffen. Wir mussten bis ins Puschlav fahren», sagt Ruedi Kobelt, Inhaber der Mosterei Kobelt. Der Familienbetrieb wird in fünfter Generation geführt. Die Zahlen im Verkauf stimmen bei der kleinen Mosterei. Doch für die anlaufende Produktion sieht es nicht so gut aus.

5 statt 50 Tonnen

Denn es fehlt Mostobst, und zwar an allen Enden. «Wir suchen Obst. Wir haben bisher zweimal gepresst, das sind etwa fünf Tonnen. Das ist viel zu wenig für uns. Wir sollten pro Woche etwa 50 Tonnen haben, damit es Ende Oktober einigermassen reicht», erklärt Kobelt. «Eine natürliche Schwankung ist normal, aber der Einbruch dieses Jahr ist massiv.»

Kobelt schätzt den Ausfall auf 70 Prozent. «Das ist sehr viel. Wir versuchen, aus anderen Regionen Obst zuzuführen», sagt Kobelt. Man habe Bekannte, von denen man regelmässig Obst beziehe. Aber jetzt frage man auch solche an, die man nicht kenne, und die vielleicht selber nicht genug hätten. «Das ist eine aufreibende Arbeit.»

Schlechte Ernte wegen Frostnächten

Die Mosterei Kobelt bezieht ihr Obst normalerweise zu 90 Prozent aus Oberriet, St.Margrethen, Diepoldsau und Oberegg. Nun fallen viele Zulieferer aus dieser Region aus. Die Frostnächte im April sind die Hauptursache für den Ernteausfall. «Die Bäume blühten schön, doch die Blüten sind zu Eis gefroren wegen der Frostnächte. Deshalb hängt jetzt weniger Obst an den Bäumen.»

Zu wenig Bäume im Rheintal?

Doch Kobelt sieht noch einen anderen Grund: «Es gibt zu wenig Bäume in der Region. Auf alten Fotos vom Hang in Marbach sieht man zwei Häuser und 100 Bäume. Heute ist es fast umgekehrt», sagt Kobelt. Deshalb komme man auch nicht an die Menge von früher heran. «In den letzten zwei Jahren haben wir zwischen 600 und 800 Tonnen Obst verarbeitet. Unser Ideal wäre 1000 Tonnen. Das Maximum erreichten wir im Jahr 1988 mit 1800 Tonnen.» Aber heute gebe es zu wenig Bäume. Es brauche wieder mehr Anlagen im Rheintal.

Weniger Sorgen bei Mosterei Möhl

Auch bei grösseren Playern wie der Mosterei Möhl spürt man die schlechte Ernte. Möhl verbucht zurzeit halb so viele Anlieferungen als zu «normalen» Jahren. Aber man kann damit umgehen. «Wir haben noch viel Vorrat vom letzten Jahr, um genügend Saft aus Konzentrat herzustellen», sagt Ernst Möhl von der Mosterei Möhl in Arbon. «Aber fest steht: Wenn noch so ein Jahr folgt, dann haben wir ein Problem.» Das wäre auch bei Kobelt der Fall.

veröffentlicht: 7. September 2017 17:06
aktualisiert: 7. September 2017 17:06
Quelle: lab/lak

Anzeige
Anzeige