Dünn, dünner, am schönsten
Schon wieder schöne Frauen, die bewertet werden. Die Männer und Frauen versammeln sich im Büro und kommentieren lautstark, wer schön ist und wer nicht. «Wenigstens ist keine dicke dabei», könnte ein Spruch gewesen sein, als die «Miss Schweiz»-Finalistinnen 2018 bekannt wurden. Nein, dick ist keine. Alle sind dünn und zwar so dünn, dass man bei einigen die Rippen und Knochen hervorstehen sieht.
Mit einem Body Mass Index (BMI) von 16.51 hält die Tessinerin Marla den Tiefenrekord. Ab einem BMI von 18 gilt man als untergewichtig. Auch wenn der BMI ein umstrittener Richtwert ist, dass alle dünn sind, sieht man auch, ohne zu rechnen.
Schön gleich dünn
Vier der «Miss Schweiz»-Anwärterinnen haben einen BMI unter 18. Gleich darauf folgen vier mit einem BMI knapp über 18. Nur eine schafft es auf einen BMI über 20: Die Nidwalderin Vanessa hat einen BMI von 20.02 und ist mir damit gleich am sympathischsten. Zur Erinnerung: Mit einem BMI zwischen 18 und 25 wird man in der Kategorie «Normalgewicht» eingeteilt.
Dabei scheint das Gewicht bei der Bewerbung gar keine Rolle zu spielen. Auf der Website der «Miss Schweiz»-Wahlen wird das Gewicht nicht erwähnt. Man muss lediglich Schweizerin sein, zwischen 18 und 27 Jahre alt und über 168 cm gross. Klingt so, als hätte man als normale Frau auch eine Chance. Aber der Schein trügt: In die Schlussrunde kommen ja eben doch nur die dünnen.
Falsches Vorbild
Ich selbst habe viele Kolleginnen, die mit ihrem Gewicht kämpfen, obwohl dies ganz normal ist. Ganz normale, schöne Frauen mit einer normalen, gesunden Figur, die wegen solcher Sendungen nur noch einen Apfel und ein Joghurt zum Zmittag essen. Die Botschaft der neuen «Miss Schweiz»-Wahl auf dem Sender 3+ ist also ganz klar: Schöne Frauen sind dünn. Daraus folgt: Nur dünne Frauen sind schön.
Für eine Sendung, die wohl auch in der Familie mit jungen Mädchen und von Teenagern geschaut wird, sehr problematisch. Ich wünsche mir eine Miss Schweiz, die ein gesundes Vorbild für alle Schweizer Frauen und Mädchen ist. Aber davon kann Frau in der Welt des Catwalks wohl noch lange träumen.