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Abonnenten lassen «Senf» nicht sterben

Abonnenten lassen «Senf» nicht sterben

10.10.2017, 17:02 Uhr
· Online seit 10.10.2017, 16:58 Uhr
Das St.Galler Fussball-Magazin «Senf» verkauft sich nicht wie gewünscht. Eine Massnahme der Redaktion zeigt nun Wirkung. Wie eine fussballbegeisterte Region verhindert, dass ihr Fussball-Magazin stirbt.
Stephanie Martina
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Der «Senf» verkaufe sich nicht wie gewünscht, schrieb die Redaktion letzten Freitag, kurz vor dem Wochenende auf ihrer Facebookseite. Weiter hiess es, man sei überzeugt, dass dies am fehlenden Verkaufstalent des «Senf»-Kollektivs liege und nicht am mangelnden Interesse der Leserschaft. «Beweist uns, dass wir richtig liegen und holt euch das Jahresabo zum Sonderpreis» so der Aufruf mit dem Ziel, bis Ende Oktober 100 neue Abonnemente abzuschliessen.

Kein Spendenaufruf, aber eine ehrliche Bitte um Hilfe: Der SENF verkauft sich nicht so, wie wir uns das wünschen. Wir...

Posted by SENF on Freitag, 6. Oktober 2017

Ganz sicher, ob der Online-Aufruf der richtige Weg war, um das Magazin zu retten, waren sich die «Senf»-Macher nicht. Doch ihre Zweifel wurden schnell ausgeräumt. Bereits nach rund 48 Stunden war das 100. Abo verkauft, das Ziel erreicht. Für «Senf»-Redaktor Ruben Schönenberger ein klares Zeichen dafür, dass das St.Galler Fussball-Magazin gefragt ist. «Vielen liegt offenbar etwas am ‹Senf›. Darauf haben wir gehofft. Aber mit einer solch grossen Resonanz hätten wir nie gerechnet. Wir wären schon zufrieden gewesen, wenn wir das Ziel bis Ende Monat erreicht hätten», sagt Schönenberger.

127 neue «Senf»-Abonnenten

Die Tatsache, dass die «Senf»-Mitglieder - wie sie selbst zugeben - bessere Schreiber als Verkäufer sind, machte sich im Absatz bemerkbar. Deshalb sah sich das Kollektiv gezwungen, Massnahmen zu ergreifen. «Wir stellten uns die Frage, weshalb es uns nicht gelingen wollte, die Ausgaben unter die Leute zu bringen. Liegt es an unserem mangelnden Vertriebstalent oder besteht einfach kein Bedarf?» Diese Frage scheint nun geklärt: Bis am Dienstagmittag konnten 127 neue Abonnenten gewonnen werden. Dieser Zuwachs übersteigt die bisherigen Abozahlen deutlich.

Wir sind überwältigt - nur etwas mehr als zwei Tage hats gedauert, bis das 100. Abo abgeschlossen wurde. Vielen...

Posted by SENF on Dienstag, 10. Oktober 2017

Im Facebook-Post betont das Kollektiv, dass es sich um keinen Spendenaufruf handle. Da alle Redaktoren ehrenamtlich arbeiten würden und kein Gewinn erwirtschaftet werden müsse, seien die Finanzen noch intakt, sagt Schönenberger. Auch wenn das Kollektiv in diesen Tagen nicht reagiert hätte, wäre das Magazin nicht sofort eingestellt worden. «Wir sind dabei, die neunte Ausgabe zu produzieren. Diese wäre so oder so noch erschienen. Danach hätten wir aber zumindest grosse Änderungen vorgenommen, zum Beispiel die Einstellung des gedruckten Magazins», erklärt Schönenberger.

Hätte die Abo-Kampagne keinen Erfolg gehabt, wäre dies aber vor allem eines gewesen: Ein grosser Dämpfer für das rund 15-köpfige Kollektiv, das mit Herzblut über die Ostschweizer Fussballszene berichtet. «Wenn unser Magazin nicht gelesen werden würde, würde es keinen Sinn machen, es weiter zu produzieren - selbst wenn es finanziell aufgehen sollte», betont Schönenberger.

Nummer neun: Eine Hommage ans Espenmoos

Die Frage, wie es mit dem St.Galler Fussball-Magazin weitergehen wird, ist also vom Tisch. Die Aktion brachte der Redaktion, was sie sich gewünscht hatte: Bestätigung. Mit neuem Elan - und der Gewissheit, dass ihr Magazin Anklang findet - macht sich das Kollektiv nun an die Fertigstellung der neunten «Senf»-Ausgabe. Diese ist dem ehemaligen St.Galler Stadion Espenmoos gewidmet. «Wir wollen Geschichten rund ums Espenmoos aufleben lassen. Nummer neun ist ein Versuch, die mit dem Espenmoos verbundene Emotionalität in Heft-Form zu bringen. Denn bei vielen ist diese auch heute - zehn Jahre nach dem Umzug ins heutige Stadion - noch vorhanden.»

Zudem ist auch das zehnte Magazin – eine Sonderausgabe – schon in Planung. Schönenberger will aber noch nichts verraten. «Nur soviel: Sie erscheint im kommenden Sommer und wird vermutlich mehr als nur ein Heft sein.»

Daneben wollen sie den in den vergangenen Tagen in Gang gekommen Aboverkauf vorantreiben. «Obwohl wir unser Ziel bereits erreicht haben, wollen wir am Ball bleiben und weitere Abonnenten gewinnen», sagt Schönenberger. Der wichtigste Absatzkanal dürfte aber dennoch der Verkauf vor dem Stadion bei FCSG-Heimspielen bleiben. Man sei nun dabei, ein Verkaufsteam auf die Beine zu stellen, erklärt Schönenberger. So schlechte Verkäufer scheinen die «Senf»-Macher also doch nicht zu sein.

«Senf» ist ein unabhängiges St.Galler Fussball-Magazin, das in einer Auflage von 1000 Exemplaren zwei Mal pro Jahr erscheint. Inzwischen sind acht Ausgaben erhältlich. Die nächste erscheint im Frühjahr 2018.
veröffentlicht: 10. Oktober 2017 16:58
aktualisiert: 10. Oktober 2017 17:02

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