Erstes Video: Reh schwimmt durch Rhein
Was für uns Menschen eine Herausforderung wäre, ist für dieses Reh offenbar ein Leichtes. Mittels Handyvideo dokumentiert eine Spaziergängerin, wie ein Reh den Rhein zwischen Sevelen und Vaduz quert. Die Aufnahme zeigt, wie das Reh nach dem Durchschwimmen aus dem Wasser steigt, den Damm erklettert und Richtung Fürstentum hüpft.
Rhein ist keine Barriere
Das Video ist ein Unikat und für den Wildtierbiologen Michael Fasel eine kleine Sensation. «Bis jetzt waren wir uns nicht sicher, ob Tiere wie Rehe oder Hirsche wirklich durch den Rhein schwimmen können. Zum ersten Mal haben wir den Beweis, dass sie dies sogar ohne grosse Mühe schaffen und der Rhein keine unüberwindbare Barriere darstellt.»
Argument für Wildwege
Michael Fasel, der auch als Präsidenten der Liechtensteiner Jägerschaft fungiert, hofft, dass diese Aufnahmen Auswirkungen haben. «Das Video ist ein gewichtiges Argument, dass nun endlich ein rheintalquerender Wildtierkorridor realisiert werden muss und dieser auch Sinn ergibt. Würden die Tiere beim Durchqueren des Rheins scheitern, so würden auch die Massnahmen an Land nichts nützen.»
Rheintal ist zu verbaut
Die Liechtensteiner Jägerschaft setzt sich schon seit rund 20 Jahre für Wildwege ein. «Der Talraum wird durch Siedlungen, Autobahnen, Eisenbahnen und Zäune für wandernde Wildtiere immer mehr verbarrikadiert», sagt Michael Fasel. «Unternommen wird aber kaum etwas.» Das Schweizer Bundesamt für Strassen (Astra) hätte eigentlich eine Wildbrücke angedacht, zwischen dem Raum Grabs/Buchs und den Rietgebieten bei Schaan, Bendern und Eschen-Nendeln. Obwohl die Planung schon 2018 hätte beginnen sollen, ist bisher nichts passiert, schreibt das Volksblatt.
Tiere könnten aussterben
Auch laut dem Bundesamt für Umwelt gelten die einstiegen Wildwege als «weitgehend unterbrochen» oder «beeinträchtigt». Dies sei problematisch, sagt Michael Fasel. «Die Landschaft muss für die Tiere passierbar bleiben. Die Tiere könnten sonst in abgeschlossenen Gebieten isoliert werden und genetisch ‹verarmen›.» Dies könne sogar bis zum Aussterben führen.
Politik soll handeln
Michael Fasel hofft nun auf Unterstützung aus der Politik. «Es braucht eine klare Entscheidung, welche Räume man den Widtieren wie Rehen, Hirschen oder Wölfen geben will. Dann braucht es eine Strategie, wie man diese Räume vernetzt.» Dies erfordere ein klares Konzept und sollte möglichst schnell ein wichtiger Punkt auf der politischen Agenda werden.