«Gehörloser rannte davon und fluchte»

28.09.2018, 15:23 Uhr
· Online seit 24.09.2018, 06:04 Uhr
Ein angeblich gehörloser Mann bettelte in Herisau um Geld. Als ein Leserreporter den Mann fotografieren wollte, rannte er davon und flüchtete in einem Fahrzeug. Der Betrüger ist in der Ostschweiz kein Einzelfall.
Lara Abderhalden
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«Ich fuhr zum Mittagessen nach Herisau. Als ich ankam und aussteigen wollte, klopfte ein Mann von aussen an die Autoscheibe», sagt ein Todayreporter. Der Mann habe einen Zettel in der Hand gehabt, mit dem er Geld für ein Heim für Gehörlose sammelte. Da der FM1Today-Leserreporter davon ausging, dass es sich beim Mann um einen Betrüger handelte, reagierte er unkonventionell - und mutig: «Ich habe so getan, als würde ich Geld aus der Tasche nehmen, dabei nahm ich mein Handy heraus und fotografierte den Mann.»

Sein Verdacht bestätigte sich: Der Mann ergriff sofort die Flucht und fluchte vor sich hin. Stumm ist er also nicht. «Ich rannte ihm nach, weil ich wissen wollte, was er zu verbergen hatte. Er stieg um die Ecke in ein Fahrzeug und fuhr davon.»

Kantonspolizei weiss vom Vorfall

Der Leserreporter meldete den Fall der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden. Diese gab sogleich eine Fahndung heraus. Der flüchtige Täter konnte allerdings nicht mehr angehalten, respektive gefunden werden. «Wir nehmen solche Meldungen sehr ernst», sagt Mediensprecher Ueli Frischknecht. In einem solchen Fall biete die Polizei eine Patrouille auf, die dann versucht, den Täter zu stellen und zu kontrollieren. «Wichtig ist, dass man bei einem Anruf auch angibt, in welche Richtung der Täter geflüchtet ist», sagt Frischknecht.

Banden sind polizeibekannt - und teils gefährlich

Das Phänomen ist der Polizei bekannt: «Das sind Banden, vornehmlich aus dem Ostblock, die in der Schweiz in Städten und Dörfern regelrecht ausschwärmen.» Oftmals klingeln die Betrüger auch an Haustüren. Dort ist besondere Vorsicht geboten, sagt Frischknecht: «Die Gespräche an der Haustür sind oft auch ein Vorwand, um für einen späteren Einbruch das Haus auszukundschaften.»

Auch im Kanton St.Gallen kennt die Polizei das Problem mit Bettlern. Allein am Mittwoch und Donnerstag wurden der Polizei drei Fälle von Betrügern gemeldet, in allen Fällen handelte es sich um Bettlerinnen: «Die Bettler sind häufig gut organisiert und in Gruppen unterwegs», sagt Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St.Gallen. Einer sei dafür zuständig, die Menschen anzusprechen, ein anderer kümmere sich um die Flucht.

Bettlern niemals Geld geben

Die Art und Weise wie die Bettler die Menschen um ihr Geld bringen wollen, variiere von Fall zu Fall: «Die meisten Bettler setzten auf Mitleid und versuchen so, kleine Geldmengen zu erhalten», sagt Krüsi. Die vielen kleinen Geldmengen würden sich aber im Verlaufe des Tages summieren: «Wenn wir Bettler erwischen, haben sie häufig eine hohe Summe an Geld in den Taschen.» Die Polizei rät deshalb, Bettlern niemals Geld zu geben: «Will man den Menschen helfen oder sie unterstützen, dann zahlt man lieber in eine gemeinnützige Organisation ein, dadurch gelangt das Geld auch wirklich zu den Bedürftigen.»

Auf die Schliche kommt die Polizei den Betrügern nicht immer, da es manchmal schwierig nachzuweisen sei, dass die Personen zuvor um Geld bettelten. «Ausserdem wechseln die Gruppen häufig ihren Standort. Meistens sind sie dort unterwegs, wo viele Menschen sind, beispielsweise in Einkaufszentren, Städten oder an Festen.»

(abl/saz)

 

veröffentlicht: 24. September 2018 06:04
aktualisiert: 28. September 2018 15:23

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