Kantischüler müssen wieder früh raus

· Online seit 20.08.2018, 05:51 Uhr
Der zwanzig Minuten spätere Schulstart am Morgen sorgte an der Kantonsschule Burggraben für Hektik während des ganzen Tages. Deshalb hat die Schulleitung die zweijährige Testphase beendet - was bleibt ist eine fünf Minuten längere Schlafenszeit.
Angela Mueller
Anzeige

Früh aufstehen ist für die meisten Jugendlichen ein Gräuel: Doch genau das müssen die Kantischüler seit diesem Semester in St.Gallen wieder. Die zweijährige Versuchsphase mit Schulbeginn um 7.55 Uhr statt 7.35 Uhr wurde beendet. Die Schulglocken läuten seit letztem Montag um 7.40 Uhr - eine Viertelstunde früher als vor den Sommerferien.

Den ganzen Tag Hektik

Für den zweijährigen Test, morgens später starten zu können, hat man an der Kanti die Pausen gekürzt. Damit konnten ein späterer Schulschluss am Abend und kürzere Mittagszeiten verhindert werden. «Dies war notwendig, weil Jugendliche abends oft noch in Vereinen und dergleichen engagiert sind», sagt Marc König, Rektor der Kantonsschule Burgraben St.Gallen und Präsident Schweizer Rektorenkonferenz. Ein kürzerer Mittag wäre den Schulwegen der Stadtschüler nicht gerecht geworden.

Doch die kurzen Pausen haben sich nicht ausgezahlt: «Die Ruhe am Morgen haben wir mit Hektik während des ganzen Tages bezahlt», sagt König.

Die Pausen waren schlicht zu kurz für ein Haus mit 1300 Schülern und 60 Zimmern in insgesamt drei Gebäuden. Die Schüler waren jeweils zwischen den Schulstunden gezwungen, durch die Gänge zu jagen, um rechtzeitig zur nächsten Lektion zu kommen.

Positive Rückmeldungen von Schülern und Eltern

König geht davon aus, dass seine «motivierte Schülerschaft mit der neuen Situation umgehen kann». Den zweijährigen Versuch erachtet er nicht als vergebliche Mühe: «Für eine Schule ist es wichtig, weltoffen zu sein und etwas auszuprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es nicht funktioniert.» Der spätere Schulstart war von der Schülerschaft angeregt worden.

Der Versuch wurde vom Rektor unterstützt, weil er vom günstigen Effekt längerer Schlafzeiten auf die Jugendlichen überzeugt ist. «Sowohl von Schülern als auch von Eltern haben wir positive Rückmeldungen erhalten», sagt er.

Immerhin - dank dem zweijährigen Schulversuch beginnt die Schule fünf Minuten später - das reicht um sich im Bett noch einmal auf die andere Seite zu drehen.

Hormonell bedingter Schlafmangel

Während der Pubertät verändert sich das Schlafverhalten der Kinder, sie werden später am Abend müde, dies ist wissenschaftlich bewiesen. Das Hormon Melatonin, das für den Schlafrhythmus verantwortlich ist, wird später im Tagesverlauf produziert. Gemäss einer Studie der US-amerikanischen Brown-Universität verschiebt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus sogar bereits ab dem 10 Lebensjahr. Die Universität Basel hat herausgefunden, dass Jugendliche während der ersten fünf Jahren nach Auftreten der ersten Menstruation beziehungsweise des Stimmbruchs immer später ins Bett gehen. Doch Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und den Gemütszustand der Jugendlichen aus.

 

veröffentlicht: 20. August 2018 05:51
aktualisiert: 20. August 2018 05:51

Anzeige
Anzeige