Kinder auf Social Media: Geht das gut?

· Online seit 07.12.2018, 08:23 Uhr
Es gibt Kinder die mit Social Media Millionen verdienen und Millionen von Followern haben. Dem Gegenüber stehen die Eltern, die ihre Kinder einfach im Internet zeigen wollen.Doch ist es überhaupt in Ordung, seine Kinder auf Social Media zu vermarkten?
Stefanie Rohner
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Wie schön es doch ist, durch das Fotoalbum der Kindheit zu blättern und sich zurückzuerinnern. Bilder von Kindern im Sandkasten, den ersten Ferien am Meer oder beim Spielen im Wald. Ohne Zweifel, es ist toll, Erinnerungsfotos zu haben.

Doch längst sind diese Fotoalben auch im Internet angekommen. Stolze Eltern posten Fotos ihrer frisch geborenen Kinder und lassen die ganze digitale Welt dabei sein, wenn das Kind aufwächst. Doch die Kinder sind bei der Entscheidung, ob sie das wollen, nicht mit einbezogen.

Privatsphäre-Einstellungen nutzen

«Das Hauptproblem ist, dass die Privatsphäre der Kinder vergessen geht. Die Eltern, die ihre Kinder sehr herzig finden, denken nicht daran, wie ihr Kind diese Fotos als Teenager oder Erwachsener finden könnte», sagt Martin Steiger, Anwalt für Recht im digitalen Raum.

Er sagt, auch für Kinder gelte der Persönlichkeitsschutz und der Schutz der Privatsphäre, aber gerade bei kleinen Kinder seien die Eltern dafür verantwortlich. «Das führt zu einem Interessenskonflikt. Einerseits möchte man seine Kinder zeigen, andererseits muss man sie schützen», sagt Steiger.

Der Anwalt sagt, es sei deshalb eine gute Idee, die Privatsphäre-Einstellungen von Facebook oder Instagram zu nutzen. Doch das reicht nicht immer. Bei Social Media bestehe das Problem, dass die Fotos möglicherweise doch geteilt oder öffentlich gemacht werden.

Fotos im Gruppenchat okay

Es kann natürlich abgeschwächt werden, wenn das Gesicht des Kindes nicht zu sehen ist. «Es hilft, wenn man sein Kind nicht in peinlichen Situationen zeigt und wenn das Gesicht nicht sichtbar ist. Man muss bedenken, dass gerade bei entwürdigenden, peinlichen Bildern die Freunde immer noch wissen, wer das Kind ist», sagt Steiger.

In erster Linie denke man vielleicht an eine breite Öffentlichkeit, vergesse dabei aber, dass das Kind - gerade wenn es älter wird - nicht unbedingt will, dass die halbe Verwandtschaft es so sieht. Dasselbe, so Steiger, gelte für Whatsapp.

«Die Eltern müssen sich überlegen, welche Bilder sie wem zugänglich machen wollen. Fotos in einem Gruppenchat mit der engeren Familie auszutauschen, ist sicher okay.»

Kind kann Eltern verklagen

Ab wann aber ist ein Kind fähig, selbst zu entscheiden, ob die Eltern ein Foto posten sollen oder nicht? «Die Faustregel besagt ab 14 Jahren. Aber das kann je nach Kind ganz unterschiedlich sein. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihr Kind an das Thema heranzuführen. Je älter das Kind, desto mehr muss es den Umgang mit eigenen Fotos auch lernen», sagt Steiger.

Ist ein Kind erwachsen, kann es natürlich sein, dass es mit dem Umgang der Eltern auf Social Media nicht einverstanden ist. Könnten sie ihre eigenen Eltern dafür verklagen? «Das könnten sie tun. Das könnten sie schon vor dem 18. Lebensjahr. Ich hoffe aber, dass man ein solches Problem in der Familie lösen kann, statt vor Gericht zu gehen», sagt Steiger.

22 Millionen Dollar im Jahr

Fotos sind keineswegs die einzige Möglichkeit, sein Kind zu präsentieren. Youtube bietet dafür ebenso eine Plattform. Der bestverdienende Youtuber ist Ryan aus Amerika. Der Siebenjährige testet Spielzeug und verdient mit seinen Videos 22 Millionen Dollar im Jahr. Sein Youtube-Channel zählt 17 Millionen Follower.

«Ein solcher Channel kann natürlich für ein Kind sehr lässig sein. Aber auch hier sind die Eltern in der Verantwortung. Sie müssen abwägen, was für das Kind sinnvoll ist, und wie sie es schützen. Gerade auch, wenn es um viel Geld geht. In erster Linie sollte es nicht um das Geld, sondern um das Wohl des Kindes gehen», sagt Steiger.

Geld gehört dem Kind

Online-Plattformen haben Regeln für den Kinderschutz und die Verträge können erst abgeschlossen werden, wenn man volljährig ist. Eltern müssen also auch das Geld des Kindes verwalten.

«Der Staat greift erst in Extremfällen ein - hier wäre das die Aufgabe der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde», sagt Steiger.

Man darf also seine Kinder auf Social Media vertreten, auch Geld damit verdienen. «Man muss einfach daran denken: Das Kind ist kein Produkt, das man verkauft. Das Kind verdient in diesem Fall das Geld. Die Eltern haben dabei eine Vertretungsfunktion. Und das Kind hat später Anspruch auf dieses Geld», sagt Steiger.

veröffentlicht: 7. Dezember 2018 08:23
aktualisiert: 7. Dezember 2018 08:23
Quelle: str

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