Mungg fährt 150 Kilometer im Auto mit

29.05.2018, 10:54 Uhr
· Online seit 29.05.2018, 10:38 Uhr
Kaum zu glauben: Ein Bündner Murmeltier fährt mit einem Bergführer quer durchs FM1-Land bis nach Deutschland. Erst am nächsten Morgen entdeckt der Allgäuer den blinden Passagier.
Lara Abderhalden
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«Ich kann nicht genau sagen, was passiert ist», sagt Peter Schmid, Bergführer aus dem Allgäu zu FM1Today. «Was ich mit Sicherheit weiss, ist, dass das Tier am nächsten Morgen in meiner Skiwerkstatt war.» Dort fand er es, oder besser gesagt seine Schnauze, die unter einem Schrank hervor lugte. Passiert ist das ganze bereits vergangene Woche, wie die Allgäuer Zeitung berichtete.

Murmeli war überall im Haus

Peter Schmid vermutet, dass das Tier auf dem Parkplatz auf dem Dürrboden bei Davos irgendwie in oder unter sein Auto gelangt war: «Ich habe einen Kastenwagen und hinten war er leer, da bin ich mir sicher. Entweder war es unter dem Sitz, im Motorraum oder es hat sich in der Radaufhängung versteckt.» Aus Schreck habe es sich dann vermutlich nicht mehr heraus getraut: «Obwohl wir noch einen Kaffeestop eingelegt haben, kam es erst im Allgäu, rund 150 Kilometer vom Einstiegsort in Davos raus.»

Gesehen hat der Bergführer das Murmeli erst einen Tag später: «Da war es bereits fast im ganzen Haus. In der Garage, im Treppenhaus und schliesslich in der Skiwerkstatt. Dort ist etwas umgefallen und ich habe plötzlich die Schnauze des Tieres gesehen.» In diesem Augenblick habe es Peter Schmid gedämmert und er wurde sich bewusst, welche Reise der Mungg zurück gelegt haben muss.

«Im Zoo wäre es gestorben»

Mithilfe einer Bekannten fing er das Tier wieder ein und machte es ihm in einer grossen Bauwanne mit Gras und Wasser bequem. Insgesamt drei Tage hatte er das Murmeltier als Haustier. In dieser Zeit habe es nur zweimal gepfiffen: «Einmal als wir es eingefangen haben und das zweite Mal als ein Hund nahe an ihm vorbei lief.» Für Peter Schmid war schnell klar, dass er das Tier wieder zurück in die Natur bringen wollte. Nur konnte er den Mungg weder im Allgäu aussetzen noch in einen Zoo bringen: «Hätte man das Tier im Zoo ausgesetzt, wäre es vermutlich von den anderen gefressen worden. Murmeltiere sind nur in der eigenen Population überlebensfähig», erzählt Peter Schmid.

Murmeltier zurück nach Davos gebracht

Deshalb beschloss der Allgäuer am Freitag, das Tier zurück nach Davos zu bringen. Dieses Mal durfte das Murmeltier «First Class» in der Wanne die 150 Kilometer zurück in die Heimat fahren. «Als wir auf dem Dürrboden ankamen, wollte es zuerst zwar nicht aus der Wanne, als ich sie umkehrte, sprintete es aber mit Freude los.» Es fühlte sich, gemäss Peter Schmid, offensichtlich zuhause. Schwer fiel der Abschied nicht: «Nur meine Freundin meinte, wir sollten das Tier doch als Haustier halten. Für mich gehören Tiere aber in die Freiheit.»

veröffentlicht: 29. Mai 2018 10:38
aktualisiert: 29. Mai 2018 10:54
Quelle: abl

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