Teufen

Hofladen-Diebstähle häufen sich: «Macht mich hässig»

04.11.2022, 10:15 Uhr
· Online seit 03.11.2022, 19:34 Uhr
Gleich sechs mal sollen sich zwei junge Herren ohne zu bezahlen im Hofladen in Teufen bedient haben. Das ist für Familie Tanner nichts Neues: Diebstähle kommen immer wieder vor, auch wenn die aktuelle Häufung auffällig ist.

Quelle: TVO

Anzeige

Eine Frau steigt von ihrem E-Bike und betritt den Hofladen des Mühltobelhofs. Sie erledige ihre kleineren Einkäufe oft hier, sagt die Dame, während sie Äpfel in einen Plastiksack abfüllt. Ähnlich wie beim Self-Checkout der grossen Detailhändler wiegt sie ihren Einkauf und bezahlt diesen anschliessend mit der Karte.

So wie es die meisten der Kunden der Familie Tanner machen. Aber ganz alle sind es eben doch nicht.

Immer wieder Diebstähle

Mit einem Facebook-Post macht die Bauernfamilie auf mehrere Diebstähle in der jüngeren Vergangenheit aufmerksam. Die Bilder der Überwachungskameras zeigen zwei Personen. «Diese jungen Herren haben schon mindestens sechs mal nicht bezahlt», heisst es weiter. Der Wert der nicht bezahlten Waren betrage mindestens 500 Franken.

Das komme immer wieder vor, sagt Ruth Tanner: «Das kommt in Wellenbewegungen. Wir hatten anfangs des Jahres und im Juli gleich mehrere solche Fälle auf einmal.» Der Ärger darüber ist gross, auch wegen des Zusatzaufwands. «Derzeit müssen wir jeden Abend die Aufnahmen der Sicherheitskameras durchsehen. Auch ein neues Bezahlsystem haben wir eingeführt», sagt die Bäuerin.

Bediente Kasse ausgeschlossen

Der Hofladen der Tanners gehört zu den besser ausgestatteten seiner Art. Es gibt Fleisch und Eier vom heimischen Hof zu kaufen, aber auch sonstige Produkte aus der ganzen Ostschweiz, wie zum Beispiel alle Arten von Gemüse, Gebäck oder Konfitüre.

Dementsprechend ist der Laden gut besucht und kann auf eine grosse Stammkundschaft zählen. Unter der Woche kommen täglich 20 bis 30 Kunden, am Wochenende sogar noch mehr. Jemanden fix anzustellen, liegt aber nicht drin, sagt Tanner: «Bei den Diebstählen momentan wäre es gut, aber wir haben jeden Tag 12 Stunden lang geöffnet. Das ist kaum umsetzbar.»

Hofladen war richtige Entscheidung

Tanners haben ihren Laden vor über sechs Jahren eröffnet. Erst eher als Nebenprojekt, mittlerweile sei er aber zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden. «Den Hofladen aufzumachen, war sicher die richtige Entscheidung», sagt die Bäuerin, «gerade während Corona haben wir einen regelrechten Boom erlebt und es ist uns gelungen, diese Kunden zu halten».

Doch gerade weil sie über die Jahre so viel Arbeit und Herzblut in ihren Laden gesteckt haben, schmerzen solche Diebstähle. «Dass mal ein Apfel beim Wiegen vergessen geht, ist ja klar, aber zuletzt haben sich diese Herren einfach ihre Rücksäcke gefüllt. Das macht natürlich hässig», sagt Tanner.

Handlungsspielraum begrenzt

Leider sei ihr Handlungsspielraum begrenzt, doch die Polizei sei jeweils recht erfolgreich bei der Suche nach den Tätern. Das bestätigt auch Beat Brunner vom Bauernverband Appenzell Ausserrhoden: «Ein sehr grosser Teil der Kunden hält sich an die Spielregeln und bezahlt alles vorbildlich. Trotzdem empfehlen wir unseren Bauern Überwachungskameras und das bargeldlose Bezahlen.»

In Tanners Hofladen ist das schon länger möglich. Früher hatten sie auch Wechselgeld im Laden, doch weil das Kässeli mehrfach geleert wurde, bleibt es nun leer. Das sei zwar schade, sagt Frau Tanner – doch die ehrlichen Kunden, wie die Dame mit dem E-Bike, oder einen Mann mit niederländischem Akzent, scheint es nicht zu stören.

veröffentlicht: 3. November 2022 19:34
aktualisiert: 4. November 2022 10:15
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige