Ostschweiz

Besorgter Familienvater: Muss die Bergschule Braunwald geschlossen werden?

Lehrpersonenmangel

«Der Anfang vom Ende»: Muss die Bergschule Braunwald bald schliessen?

26.04.2024, 09:32 Uhr
· Online seit 26.04.2024, 06:22 Uhr
Schweizer Schulen kämpfen landesweit mit Lehrpersonenmangel. Im glarnerischen Braunwald könnte dies nun Folgen haben. Die über 100 Jahre alte Bergschule steht vor dem Aus.
Linda Hans
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Der besorgte Vater Thomas Gilgen aus Braunwald sucht in einem Facebook-Post eine Lehrperson für die Bergschule seiner Tochter. Seine Angst: Wenn niemand rechtzeitig gefunden wird, könnte die Schule nach 173 Jahren in diesem Sommer für immer geschlossen werden. Der Post wurde mittlerweile bereits über 10'000 Mal geteilt.

Schliessung ist nicht ausgeschlossen

«Es kann passieren, dass die Bergschule Braunwald geschlossen werden muss», sagt Hansueli Rhyner, Präsident der Schulkommission Glarus Süd, auf Anfrage. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt aber die letzte zu ergreifende Massnahme.

Aktuell ist für das kommende Schuljahr eine Lehrperson im 100-Prozent-Pensum angestellt. Um den Schulbetrieb jedoch wie bis anhin weiterführen zu können, wird eine weitere Lehrperson benötigt. Der Facebook-Aufruf von Gilgen mit dem verlinkten Stelleninserat soll dabei helfen, eine geeignete Person zu finden.

«Das wäre eine Qualitätseinbusse»

Rhyner betont mehrmals, dass die Schliessung der Bergschule die letzte Massnahme im Notfallplan der Schulkommission sei. Die Eltern wurden am vergangenen Dienstagabend über die verschiedenen Möglichkeiten informiert.

«Die erste – und gewünschte – Lösung wäre, dass wir eine ausgebildete Lehrperson für die ausgeschriebene Stelle finden», sagt Rhyner. Die zweite Lösung wäre, dass man eine unausgebildete Person für die Stelle findet, welche aber den Anforderungen der Schulkommission gerecht werden muss.

Auch bestehe an dritter Stelle die Option, Lektionen abzubauen. In dem vorherrschenden Mehrklassensystem müssen die Schüler für gewisse Fächer wie beispielsweise Fremdsprachen unterteilt werden. Eine Lehrperson allein kann dies jedoch nicht stemmen und so müssten die Aufteilungen abgebaut werden: «Irgendwie könnte man das vielleicht schon machen, aber es wäre natürlich eine Qualitätseinbusse.»

Diese Klassen wären betroffen

Von der Schliessung betroffen wären 13 Primarschulkinder, welche aktuell die zweite bis fünfte Klasse besuchen. Bei einer Schliessung des Schulstandorts müssten sie runter ins Tal in die Primarschule Linthal. Da Braunwald autofrei ist, können die Kinder nur mit der Standseilbahn zur Schule gehen, ein Schulbus wäre keine Option.

Die Kinder, welche sich aktuell in der sechsten Klasse befinden, sind von einer möglichen Schliessung nicht betroffen, da sie für die Oberstufe sowieso nach Linthal wechseln müssen. Auch gibt es aktuell keine Vorschulkinder, welche davon betroffen wären.

Denn diese müssen bereits seit zwei Jahren den Linthaler Kindergarten besuchen. Dies, da sich bei jeweils einem Kind pro Jahr keine Kindergartenklasse in Braunwald gelohnt hätte.

Eltern sind zuversichtlich

«Was vielen nicht bewusst ist, ist, dass eine Schulschliessung auch der Anfang vom Ende eines Dorfes ist», sagt Thomas Gilgen, der Verfasser des Facebook-Posts. Nachdem er am Elternabend von den Notfallplänen der Schule erfahren hatte, beschloss er gemeinsam mit anderen Eltern, das Stelleninserat zu teilen.

Dass der Post so häufig geteilt wird, damit hatte er nicht gerechnet. Aber er freut sich über die Aufmerksamkeit und ist zuversichtlich: «Wir erhoffen uns, dass der Post eine potenzielle Lehrperson erreicht, denn dieser Fensterplatz mit prächtigster Aussicht ist einfach unwiderstehlich.»

Kindermangel bereitet auch Sorgen

Ein weiteres Problem gibt es aber trotzdem noch. Auch wenn eine passende Lehrperson gefunden wird, ist eine mögliche Schliessung in den nächsten Jahren noch nicht ganz ausgeschlossen. Es fehlen nämlich auch Schulkinder.

Für die kommenden zwei Schuljahre hat es noch genügend Schulkinder, um die Bergschule Braunwald zu betreiben. «Bereits in drei Jahren sind es dann nur noch sieben Kinder. Ich glaube, da muss man dann irgendwann auch sehen, dass es auch den Kindern gegenüber nicht mehr gerecht wäre», sagt Hansueli Rhyner.

Bereits seit einigen Jahren ist das Zusammenlegen von Schulstandorten in Glarus Süd ein Thema. Die Bergschule sei laut Rhyner aber immer separat diskutiert worden: «Wenn Kinder und Lehrpersonen vorhanden sind, dann wollen wir die Schule auch weiterhin betreiben.»

Dieser Problematik ist sich auch Thomas Gilgen bewusst. Daher habe er gemeinsam mit weiteren Eltern aus Braunwald auch vor einiger Zeit Initiative ergriffen, um junge Familien nach Braunwald zu holen.

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veröffentlicht: 26. April 2024 06:22
aktualisiert: 26. April 2024 09:32
Quelle: FM1Today

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