Gäste des Rössli stören sich an Glockenläuten
«Ich habe vor etwa 20 Jahren erreicht, dass am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr nicht mehr das volle Geläut erklingt. Es läutet natürlich trotzdem noch, einfach nur der gewöhnliche Halbstundenschlag», sagt Sabine Bertin, Geschäftsführerin des Gasthaus Rössli.
Etwa 10 Jahre später habe sie das gleiche für den Samstagmorgen erreicht. Seither ging nicht mehr viel. Problematisch war dies aber von Anfang an – Sabine Bertin führt das Rössli nämlich schon seit über 45 Jahren.
Das Rössli befindet sich direkt neben der paritätischen Kirche Mogelsberg. Die Glocken läuten sieben Tage die Woche, jede Viertelstunde, 24 Stunden am Tag – wie das Kirchenglocken eben so tun. Für die Betreiber des Gasthauses hat dies aber Folgen.
Sabine Bertin führt das Gasthaus Rössli in Mogelsberg bereits seit über 45 Jahren.
Gäste haben keine Zeit zur Gewöhnung
«Wenn man neben einer Kirche wohnt, dann gewöhnt man sich an das Glockengeläut, man hört es irgendwann nicht mehr. Aber meine Gäste haben keine Zeit, sich daran zu gewöhnen», sagt Bertin.
Für Seminare sei dies problematisch, weil die Kursteilnehmenden sich nicht richtig ausruhen können. Dabei sind Seminare für das Rössli wichtig, um das Hotel auch unter der Woche zu füllen.
Auch von Privatkunden erhält sie Rückmeldungen diesbezüglich: «Ich hatte schon viele Gäste, die gesagt haben: Alles super und fein, aber das nächste Mal kommen wir einfach fürs Essen und fahren dann wieder heim.»
Rössli will einvernehmliche Lösung
Das Rössli setzt seit 45 Jahren auf Bio Gourmet Küche und schonenden Umgang mit Ressourcen – Bertin wurde dafür auch schon vom Verein Slow Food ausgezeichnet. Trotzdem leide der Hotelbetrieb unter der Problematik mit den Kirchenglocken.
Daher will sie jetzt wieder etwas dagegen unternehmen. Auf Konfrontation möchte Bertin aber auf keinen Fall gehen: «Wir wollen eine einvernehmliche Lösung mit Gemeinde und Kirche suchen.»
Die Gemeinde will helfen
«Das Rössli geniesst eine grosse Resonanz und ist daher wichtig für den Tourismus in der Gemeinde. Darum wollen wir sie so weit möglich natürlich unterstützen», sagt Christian Gertsch, Gemeindepräsident der Gemeinde Neckertal, im Gespräch.
Er kennt das Anliegen des Gasthauses bereits und sei auch schon im Austausch mit der Kirche. Jedoch brauche dies Zeit: «Wir führen diese Diskussion aktuell und wollen eine einvernehmliche Lösung finden.»
Dazu werde auch das Faktenblatt vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) zur Beurteilung von Alltagslärm beigezogen. Konkrete Lösungsansätze gemäss Faktenblatt sind bauliche Massnahmen wie die Isolierung des Glockenturms oder das Reduzieren der Anschlagstärke sowie betriebliche Massnahmen wie Reduktion oder Abstellen der Glockenschläge in der Nacht.
Die Gemeinde hat einen gewissen Beurteilungsspielraum: Sie muss eine Interessenabwägung zwischen Ruhebedürfnis der Bevölkerung und dem Interesse an der lärmverursachenden Tätigkeit vornehmen und daran konkrete Lösungen definieren.
Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass eine Lösung gefunden werden kann, mit der alle gut leben können.
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