Quelle: FM1Today/Linda Hans/Philomena Koch
Braucht man am Sonntag Zigaretten, am Abend Bier oder hat spontan Lust auf etwas Süsses, kommt wohl den meisten ein k kiosk als Retter in der Not in den Sinn. Private Betreiber gehen dabei oft vergessen. Der Konkurrenzdruck ist hoch, die Margen sind klein: Trotzdem haben sich in der Stadt St.Gallen wieder Personen dazu entschieden, einen privaten Kiosk zu eröffnen.
An der Fürstenlandstrasse 115, gleich neben der Bushaltestelle Moos, ging vor wenigen Tagen ein neuer Kiosk auf. Das Kiosk-Gebäude stand vorher lange Zeit leer, der Vorgänger musste schliessen. Die Vision des Ladenbesitzers: Einen sozialen Treffpunkt für die Menschen aus dem Quartier schaffen.
Von Kaffee bis Keramik
Der Besitzer kommt eigentlich aus der Gastronomiebranche, aber er habe sich dazu entschieden, etwas Neues auszuprobieren: «Ich habe mir gedacht, warum nicht etwas mit Detailhandel ausprobieren? Schauen, wie sich die Selbstständigkeit für mich anfühlt.» Momentan sei er mit dem Kiosk noch in der Testphase, er habe sich bis im Mai Zeit gegeben, um zu sehen, wie es läuft.
Den Kiosk betreibt er momentan noch nebenberuflich. Daher geht es am Abend nach der Kioskschliessung für ihn nicht nach Hause, sondern zu seiner Haupttätigkeit in der St.Galler Gastronomie. Bezüglich des Sortiments sagt er: «Ich will ein spezielles Kiosksortiment haben. Ich betreibe ein kleines Geschäft und will andere kleine Geschäfte aus der Region unterstützen.»
Die Aussage spiegelt sich an der Kiosktheke wider: Neben klassischen Kiosk-Produkten, wie Zigaretten und Süssigkeiten, gibt es auch Eistee vom Holderhof, einem Thurgauer Hersteller, oder Baklava. Am unkonventionellsten bleibt aber das Keramikgeschirr. Die Idee dahinter ist, dass er originell sein will. Er möchte andere kleinere Unternehmen aus der Region unterstützen und der Bevölkerung einen Treffpunkt zum Austausch bieten. Welche Produkte am besten laufen, kann er momentan noch nicht beurteilen, aber die meiste Kundschaft käme am Abend.
Wohlfühlort Hochwacht
Drei Wochen ist es her, da wurde der neue Hochwacht Kiosk eröffnet. Der Quartierkiosk wird vom gelernten Gärtner Verim Muharemi aus St.Gallen betrieben. Er habe unweit des Kiosks einen Schrebergarten in der Ruckhalde und sei daher oft am Lokal vorbeigefahren. Er habe es schade gefunden, dass der Kiosk so verlottert war und dachte sich: «Hey, aus dem Laden könnte ich etwas Cooles machen.» Dann sei der Kiosk letzten Sommer ausgeschrieben gewesen und Muharemi habe seine Chance gepackt.
Auch er hat den Wunsch, einen Treffpunkt für das Quartier zu schaffen: «Ich will einen Ort schaffen im Quartier, an dem man sich wohlfühlt und der wieder ein wenig Leben ins Quartier bringt.» Er habe auch schon Ideen für eine kleine Gartenwirtschaft gleich hinter dem Kiosk. Es kämen ihm immer wieder neue Visionen in den Sinn. «Es ist wie ein Bausatz, der immer grösser wird und sich immer weiter entwickelt», sagt der St.Galler. Auch die Idee vom Imbiss im Kiosk kam ihm während den Bauarbeiten.
Imbiss als Lebensretter
Eine erste Bilanz von Muharemi zeigt, dass sich die Idee vom Imbiss auch lohnt: «Ohne den Imbiss könnten wir hier nicht überleben.» Neben dem Imbiss laufen die Getränke und Zigaretten auch gut, aber die Marge sei eben schlechter. Seine Produkte bezieht er grösstenteils von regionalen Anbietern und Nachhaltigkeit sei ihm wichtig. Daher hat er sich auch gegen konventionelle Süssigkeiten und für gesündere Angebote wie Dörrfrüchte und gebrannte Baumnüsse entschieden.
Auch für den gelernten Gärtner ist der Kiosk momentan noch der Nebenberuf. Da seine eigene Gartenbaufirma «Grünes Leben» bis anfangs März in der Winterpause sei, könne er den Kiosk jetzt richtig aufbauen und zum Laufen bringen. Danach suche er aber Angestellte für den Kiosk. Laut Muharemi sei der Start sehr zufriedenstellend angelaufen, das Quartier sei sehr unterstützend und nett. Die aufblühende Beziehung zum Quartier spürt man auch schon, Vorbeigehende grüssen und eine Frau sagt im Vorbeigehen: «Deine Pommes waren gestern übrigens sehr gut!»
Gesetzesänderung bereitet Sorgen
Am Marktplatz in St.Gallen hat Ezat Akbari letzten Mai seinen Kiosk Shop eröffnet. Knapp zwei Jahre davor nahm er seinen ersten Kiosk am Bahnhof Turbenthal in Zürich in Betrieb. Da sein Kiosk am Bahnhof gut lief, schaute er sich nach einem zweiten Geschäft um. Der Standort am Marktplatz sei perfekt, da es viele Leute habe und es ein Knotenpunkt sei. Er dachte sich: «Hier fehlt ein grösserer Kiosk mit einem grösseren Angebot.»
Sein Sortiment ist sehr vielfältig und reicht von standardmässigen Tabak- und Getränkewaren über Tomatensauce und Süssigkeiten aus aller Welt bis hin zu Hygieneprodukten. Am besten verdiene er an den Getränken und den E-Zigaretten. Die Einnahmequelle E-Zigaretten werde sich aber verschlechtern, da diese bald nicht mehr unter das Lebensmittelgesetz, sondern unter das Tabakproduktgesetz fallen. Wie sich dies auf sein Geschäft auswirken werde, weiss Akbari noch nicht.
Ein Kiosk-Urgestein
Viel Erfahrung im Business bringt Marc Bielmann mit, er betreibt seinen Kiosk am Spisertor bereits seit 16 Jahren. Davor sei der Kiosk aber bereits 30 Jahre lang von jemand anderem betrieben worden. Er verkaufe am meisten Zigaretten, aber daran verdiene man eben nichts. Die Marge sei laut Bielmann am besten bei Süsswaren, aber im Quartier gebe es keine kleinen Kinder mehr und somit lohne sich das für ihn nicht.
Von aussen erst auf den zweiten Blick zu erkennen, ist das kleine Café, das er in seinem Kiosk betreibt. Auch hier entstand vor 16 Jahren ein kleiner Treffpunkt für die Bewohner des Quartiers. «80 Prozent der Gäste sind mir in der Zeit, in der ich nun den Kiosk betreibe, weggestorben», sagt Bielmann. Er betreibe den Kiosk und das Café mittlerweile auch eher «hobbymässig».
Die Idee vom Kiosk als Treffpunkt funktioniert bei Marc Bielmann mittlerweile bereits seit 16 Jahren, also kein schlechtes Zeichen für die Ideen der neuen Betreiber. Ob sich die verschiedenen Konzepte der neuen «Kiöskler» auszahlen werden, bleibt abzuwarten.
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