Erntezeit

Obstbauern erwarten gute Chriesi-Ernte – so kannst du die Früchte verarbeiten

· Online seit 31.05.2020, 15:20 Uhr
Obstbäume blühen und bald sind die Früchte soweit, abgeerntet zu werden. Für die Kirschernte erwarten Obstverband und Obstbauern eine gute Ernte. Zwar seien es weniger Chriesi als 2019, dennoch könne der Schweizer Markt gedeckt werden.
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«Wir haben kürzlich eine erste Ernteschätzung gemacht und gehen davon aus, dass es in der Schweiz eine Ernte von rund 2180 Tonnen Chriesi geben wird», sagt Christian Schönbächler, Kommunikationsleiter des Obstverbandes. Das sei eine gute Ernte. «Es sind weniger Kirschen als im vergangenen Jahr, da gab es 2800 Tonnen. Aber im Fünfjahresvergleich ist die Ernte über dem Durchschnitt», sagt Schönbächler.

«Man kann Kirschen auch brennen»

Milde Winter und warmes Wetter sind gute Bedingungen für die Kirschen. «Der Frost Ende März, Anfang April hat dieses Jahr allerdings nicht geholfen und einige Sorten haben darunter gelitten. Aber wir gehen davon aus, dass die Kirschen gross und lecker sein werden.» Die Ernteschätzung dient dazu, den Markt möglichst gut auf die Menge vorzubereiten. So kann sichergestellt werden, dass auch eine grosse Ernte genügend Abnehmer findet. Schliesslich kann man das Obst aber auch weiterverarbeiten. «Man kann Kirschen ja auch brennen», sagt Schönbächler und lacht.

Blickt man auf die vergangenen Jahre zurück, waren diese erntetechnisch gut – abgesehen vom Jahr 2017. «Das war ein Horrorjahr für die Chriesi-Ernte. Es gab viel zu viel Frost und dadurch einen grossen Verlust. Ist die Vegetation fortgeschritten und sind die Blüten schon da, verunmöglicht der Frost die Entwicklung von Früchten», sagt Schönbächler. Andersherum sei es auch für die Bäume nicht gut, wenn es zu viele Früchte gibt. «Dann werden die Kirschen zu klein.»

Thurgau: Bald startet die Ernte

Im Thurgau bereitet man sich derzeit auf die Ernte vor, alle Helferinnen und Helfer sind organisiert. «In rund zwei Wochen können wir mit der Ernte beginnen, dann gibt es die ersten Schweizer Kirschen im Laden», sagt Thomas Lehner, Vorstandsmitglied des Thurgauer Obstverbandes und Kirschenproduzent.

Er rechnet bei seinen 11'000 Kirschbäumen mit einer mittleren bis guten Ernte. «Man kann die Ernte an der Anzahl Fruchtknospen und der Grösse der Früchte festmachen. Die Vergleichswerte zu vorherigen Jahren helfen bei der Einschätzung ebenfalls», sagt Lehner.

«Kordia-Kirsche ist eine Diva»

Die Kirsche hat es sehr gern warm und trocken, keinesfalls kalt und nass. Die Hauptsorte, die Kordia-Kirsche, hat dieses Jahr gelitten, da sie sehr anfällig auf Frost ist. «Da ist sie ein wenig eine Diva", sagt Lehner. Um die anderen Sorten stehe es aber gut.

Nicht nur der Frost kann der Kirsche schaden, auch verschiedene Schädlinge. «Die Kirschessigfliege und die marmorierte Baumwanze schaden den Früchten, wir können sie aber mit Netzen fernhalten», sagt Lehner. Die marmorierte Baumwanze sei ein neuartiges Problem, im vergangenen Jahr hätten die Obstbauern durch sie massive Schäden an den Birnen gehabt. «Die Kirschen hat sie bislang noch nicht befallen, aber das liegt wohl auch daran, dass diese Wanze erst später im Jahr auftaucht», sagt Lehner.

Kirschschnaps als Desinfektionsmittel

Der Thurgauer Obstbauer aus Braunau rechnet mit rund 20 Prozent weniger Ernte als 2019. «Wir können den Markt aber gut abdecken in der Schweiz. Auch bei einer grösseren Ernte schaffen wir es, die Kirschen zu verkaufen, da wir mit Tobi Bischofszell einen grossen Partner haben», sagt Lehner.

Tobi liefert an grosse und kleine Detailhändler und Thomas Lehner verkauft einen Teil im Hofladen. «In Extremjahren machen wir Schnaps aus den restlichen Kirschen, dieses Jahr sollte aber alles wegkommen», sagt er.

Den Schnaps konnte er in der Corona-Zeit übrigens gut brauchen. «Wir brannten den Kirschschnaps noch einmal höher, damit er 70 Prozent erreicht, und konnten so Desinfektionsmittel anbieten», sagt Lehner.

«Luxus: Früchte direkt ab Baum zu essen»

Sollte es mal vorkommen, dass überschüssiges Obst weggeworfen werden müsse, dann handle es sich meist nur um beschädigte Früchte, die beispielsweise von Vögeln angefressen wurden.

Da man Kirschen nicht zu lange am Baum lassen darf, muss die Ernte pünktlich erfolgen. «Es ist fatal für die Kirschen, wenn sie nicht rechtzeitig geerntet werden können. Sind sie überreif, dann werden sie von der Kirschessigfliege befallen. Wir sollten aber genügend Erntehelfer haben», sagt Lehner.

Der Obstbauer hat auf seinem Land jedoch nicht nur Kirschen, sondern auch Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Rhabarber, Zwetschgen und Aprikosen. «Unsere Kirschen sind durch die höhere Lage gefährdet durch den Spätfrost. Aber mit den anderen Früchten, die wir anbieten, sind wir abgesichert», sagt der Thurgauer.

Jetzt wo die Schweizer Kirschen bald im Laden ankommen, kann man sich schon überlegen, was man aus ihnen zubereiten möchte. Einige Variationen findest du in unserer Galerie. Thomas Lehner geniesst, wie er sagt, zwar gerne mal einen Kirschschnaps oder einen Kuchen, aber für ihn gibt es noch etwas Besseres: «Vor dem Frühstück ist es für mich der grösste Luxus, frische Früchte ab Baum oder Feld essen zu können.»

veröffentlicht: 31. Mai 2020 15:20
aktualisiert: 31. Mai 2020 15:20
Quelle: FM1Today

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