Ostschweiz
St. Gallen

Immer mehr Menschen verzichten auf Alkohol – die Akzeptanz steigt

«Trink doch was!»

Alkoholverzicht als soziales Dilemma: Der Druck auf Nicht-Trinkende

· Online seit 26.01.2024, 05:54 Uhr
Alkoholkonsum ist oftmals mit einem gesellschaftlichen Druck verbunden. Vermehrt entscheiden sich Menschen jedoch bewusst gegen den Griff zum Glas. Personen erzählen, wie der Verzicht auf Alkohol zu einem Balanceakt in sozialen Situationen wird.
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«Ich habe einfach kein Bedürfnis nach Alkohol», sagt FM1-Hörerin Jasmin. Und damit ist die dreifache Mutter aus Mosnang nicht alleine. In den letzten 25 Jahren ist der tägliche Alkoholkonsum in der Schweiz stark zurückgegangen. Das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik.

Und trotzdem: Viele, die auf Alkohol verzichten, sind dummen Sprüchen ausgesetzt. Das erzählt auch FM1-Hörerin Nadja: «Die Menschen glauben mir nicht, wenn ich sage, dass ich Alkohol nicht gern habe.» Es kommen Sprüche wie: «Sei keine Spielverderberin!» Doch warum reagieren wir Menschen so?

Alkohol als «soziales Schmiermittel»

«Zu vielen sozialen Anlässen gehört Alkohol ganz selbstverständlich dazu», erklärt Regine Rust, Geschäftsleiterin der St.Galler Stiftung Suchthilfe. Das habe sich über Jahrhunderte etabliert und mache es schwierig, daran etwas zu ändern. «Alkohol funktioniert als soziales Schmiermittel», sagt Rust.

Und genau darum spiele beim Thema Alkoholverzicht das Gemeinschaftsgefühl mit. Verzichtet eine Person aus einer Gruppe auf Alkohol, dann fühlt es sich an, wie der Ausstieg aus einem Gruppenritual. Und das wiederum führt bei gewissen Menschen zu Trotzreaktionen.

Dazu kommt, dass die anderen aus der Gruppe so mit ihrem eigenen Alkoholkonsum konfrontiert werden und diesen allenfalls überdenken. «Menschen wissen, dass es gesünder ist, keinen Alkohol zu trinken», sagt Rust. Je weniger Menschen aus einer Gruppe Alkohol trinken, desto schwieriger fällt manchen Menschen die Rechtfertigung ihres eigenen Alkoholkonsums.

«Okay» statt «Trink jetzt was!»

«Mein Nein zum Alkoholkonsum wird akzeptiert», erzählt FM1-Hörerin Jasmin aus Mosnang. Meistens handle es sich sowieso nur um leere Sprüche. Auch Regine Rust von der Stiftung Suchthilfe bestätigt, dass die Akzeptanz von Nicht-Trinkenden in den letzten Jahren gestiegen ist. «Wir sind auf einem guten Weg», sagt sie.

Dazu beigetragen haben, ihrer Meinung nach, die alkoholfreien Alternativen, die es vermehrt gibt. Und ebenfalls klar ist, je mehr Menschen auf Alkohol verzichten, desto grösser ist die Akzeptanz. Rust rät Nicht-Trinkenden, bereits vor dem Anlass mit Gegenreaktionen zu rechnen und sich eine Antwort zurechtzulegen. Manchen Personen helfe es auch, eine Ausrede wie beispielsweise «Auto fahren» oder «Medikamente nehmen» parat zu haben. Das sei jedoch stark von der Person abhängig.

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veröffentlicht: 26. Januar 2024 05:54
aktualisiert: 26. Januar 2024 05:54
Quelle: FM1Today

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