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Dolmetscher für Afghanische Flüchtlinge in Buchs: «Es ist so traurig»

Buchs

Dolmetscher für afghanische Flüchtlinge: «Es ist so traurig»

· Online seit 27.01.2022, 05:43 Uhr
Am Bahnhof Buchs kommen täglich zwischen 30 und 50 illegale Migranten an. Dolmetscher Araham Hag spricht mit diesen Menschen und berät sie im Bearbeitungszentrum. Er erzählt, wie es den Flüchtlingen geht, und wohin sie weiterreisen wollen.

Quelle: FM1Today/Tim Allenspach

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In einem kleinen Raum aus einfachen Holzplatten sitzt Araham Hag und spricht ruhig mit einem jungen Flüchtling aus Afghanistan. Neben den beiden sitzt ein konzentrierter Beamter der Kantonspolizei St.Gallen und tippt einige Wörter in einen Computer.

Im Bearbeitungszentrum Buchs sind seit Anfang Januar fast 700 solcher Gespräche geführt worden. Kurz nach dem illegalen Grenzübertritt am Bahnhof Buchs werden die Flüchtlinge in das Zentrum gebracht.

Was sind das für Menschen?

«Die Menschen, die hier ankommen, sind sehr arme Leute», sagt Araham Hag. Er arbeitet seit 35 Jahren als Dolmetscher und neu auch im Bearbeitungszentrum. «Jeden Tag diese jungen Männer zu sehen, macht mich traurig.»

Wieso flüchten die Männer aus Afghanistan?

Freiwillig verlassen die afghanischen Flüchtlinge ihr Heimatland kaum. Seit die USA die Truppen aus Afghanistan abgezogen hat, herrschen dort die Taliban, eine islamistische Terrororganisation. «Die Menschen aus Afghanistan flüchten, weil sie von den Taliban ins Militär eingezogen oder verfolgt werden», erklärt der Dolmetscher Araham Hag. «Viele haben nach dem Abzug der amerikanischen Truppen keine Arbeit mehr.»

«Die jungen Männer sind hungrig und traumatisiert»

In den Gesprächen versucht die Hilfsorganisation HEKS und der Dolmetscher die Flüchtlinge zu beraten. «Die jungen Männer sind hungrig und traumatisiert», sagt Araham Hag. Bis sie in der Schweiz ankommen, reisen sie durch verschiedene andere Länder. Unter anderen reisen sie durch den Iran, die Türkei, Griechenland, Bulgarien oder Serbien. «Besonders in Bulgarien und Serbien werden die afghanischen Flüchtlinge sehr schlecht behandelt, die Schweiz ist im Vergleich dazu ein Paradies», sagt der Dolmetscher.

Die Schweiz ist nicht das Ziel

Seit letzten Sommer sind über 5000 Menschen am Bahnhof Buchs illegal in die Schweiz gekommen. Kaum einer dieser Flüchtlinge bleibt hier, sagt Araham Hag: «Die Afghanen fragen immer wieder, wann sie weiterreisen können.» Ziel der meistens jungen Männer ist Frankreich. «Irgendjemand hat ihnen gesagt, sie würden in Frankreich einfach Asyl bekommen», erklärt der Dolmetscher. Dieses Gerücht ist aber falsch, denn in Frankreich gelten ähnlich harte Asylregeln wie in der Schweiz oder Deutschland.

Hoffen auf eine Zukunft

Viele dieser jungen Menschen, die täglich in Buchs ankommen, erhoffen sich eine gute Zukunft. «Sie wollen möglichst schnell wieder auf eigenen Beinen stehen und arbeiten», sagt der Dolmetscher Araham Hag. Er selbst kann kaum etwas für die traumatisierten Männer tun: «Ich sage ihnen immer wieder, esst etwas, schlaft eine Nacht hier und dann könnt ihr am nächsten Tag weiter.»

veröffentlicht: 27. Januar 2022 05:43
aktualisiert: 27. Januar 2022 05:43
Quelle: FM1Today

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