St.Gallen

Interpellation: Längere Sommernächte in Gartenbeizen

03.03.2020, 09:33 Uhr
· Online seit 03.03.2020, 09:23 Uhr
Warme Sommernächte, kühle Drinks und Gäste, die gerne Zeit im Freien verbringen: St.Galler Beizerinnen und Gastronomen müssen trotz wärmer werdenden Nächten ihre Gärten an vielen Orten früh schliessen. Das soll sich ändern.
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Nacht Gallen, die Interessengemeinschaft von Gastronomie- und Kulturbetrieben sowie Veranstaltern aus dem Nachtleben, und Gastro Stadt St.Gallen haben die dringliche Interpellation «Mediterrane Nächte für St.Gallen» eingereicht.

Mediterrane Nächte, so die Initianten, seien eine Reaktion auf das steigende Bedürfnis der Gesellschaft nach Bewirtung im Freien, auch spätabends und in der Nacht.

Zwei Stunden länger am Wochenende

Die eingereichte Interpellation fordert den Stadtrat auf, in St.Gallen die Einführung mediterraner Nächte als zweijährigen Pilotversuch zu prüfen.

Dieser sieht vor, dass in den Monaten Juni bis August bewilligte Terrassen- und Boulevardflächen am Freitag- und Samstagabend zwei Stunden länger bewirtet werden dürfen. 

Unterschrieben wurde die Interpellation von CVP-EVP, SP-JUSO-PFG, FDP, GLP und SVP. Einzig die Grünen und die Jungen Grünen haben sie nicht unterzeichnet. 

«Belebung, keine Partymeile»

Um über die Interpellation zu informieren, haben Nacht Gallen und Gastro Stadt St.Gallen am Montag zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Stadträtin Sonja Lüthi, Marc Weber von Nacht Gallen, René Rechsteiner von Gastro Stadt St.Gallen, der SVP-Stadtparlamentarier Donat Kuratli und Alexandra Akeret, SP-Stadtparlamentarierin und Präsidentin des Quartiervereins Südost, stellten sich den Fragen des Publikums und des Moderators Richi Küttel. 

Alle fünf sind der klaren Meinung, dass bei Umsetzung des Pilotversuchs die Stadt belebt werden soll. Dennoch sollen sich die Innenstädter wohl fühlen, wenn sie mit vielen Events konfrontiert sind. 

«Unser Ziel ist nicht eine Partymeile, sondern eine lebendige Stadt zu kreieren. Es geht hierbei nicht um Clubs, sondern um die Gärten von Beizen und Restaurants», sagt René Rechsteiner. 

«Die einzig richtige Entscheidung»

Geprüft wird nun, ob Beizer statt um 22 Uhr ihre Terrassen um 24 Uhr schliessen dürfen. «Wir sollten nicht von Anfang an alles fordern», sagt Donat Kuratli und meint damit die Tatsache, dass Beizen in anderen Städten bis 3 Uhr draussen geöffnet haben dürfen.

Deswegen fände er eine zweijährige Testphase richtig, um sich danach anzuschauen, ob sich das Konzept bewährt hat. «Denn es ist für viele nicht attraktiv, draussen essen zu gehen und um 22 Uhr nach drinnen zu wechseln», sagt Kuratli.

«Gleiches Recht für alle»

Den Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmern ist zudem wichtig, dass die verlängerten Aussenöffnungszeiten in der gesamten Stadt und nicht nur im Stadtzentrum gelten sollen.

«Die Stadt soll überall leben und da gehören auch die Quartiere und die Aussenbezirke dazu. Gleiches Recht für alle», sagt Marc Weber.

«Sensibilisieren, wo es nötig ist»

Zwar haben an der Diskussion keine Gegnerinnen und Gegner teilgenommen, jedoch zeigte sich im Publikum eine kritische Stimme. Ein Mann fürchtet, dass es dann in der Stadt noch lauter wird, er spricht damit die laute Musik an, die er von seinem Wohnort kennt.

«Es sollte Gastronomen jetzt schon bewusst sein, offene Türen zu vermeiden, damit die Musik nicht nach draussen dringt. Hierbei gilt es, zu sensibilisieren, wo es nötig ist. Wir wollen lediglich, dass es Gästen möglich ist, länger im Freien zu sein», sagt Rechsteiner. 

Toleranz der Stadtbewohner, Pflicht der Wirte

Er betont, dass die Bedürfnisse und das Ausgehverhalten sich verändert hätten und daher auch die Behörden gefragt seien, Reglemente anzupassen. Auf die Frage, ob mediterrane Nächte mit dem Lärmempfinden vereinbar seien, hat Alexandra Akeret eine Antwort: «Sicher müssen die Leute informiert werden, aber wir fordern ja keine längeren Öffnungszeiten, sondern nur längere Aussenöffnungszeiten. Und Raucher, die nach 22 Uhr raus müssen, sind meiner Erfahrung nach lauter, als Gäste, die sitzen bleiben können.»

Sie sagt, es gehe um Toleranz der Stadtbewohner, aber auch um die Pflicht der Wirte, für die nötige Ruhe zu sorgen. «Es gilt, die Entwicklung des Pilotversuchs abzuwarten», sagt Akeret. 

Teilrevision wäre nötig

Das Stadtparlament wird den Initianten an der Sitzung vom 24. März eine mündliche Antwort auf die Interpellation geben, der Stadtrat, so Lüthi, müsse ebenso Abwägungen treffen. 

Sonja Lüthi betont zudem, dass der Stadtrat nicht einfach etwas machen könne. «Die Nachtruhe beginnt um 22 Uhr. Wird die Interpellation gutgeheissen, würde das auch bedeuten, dass es eine Teilrevision des Immissionsreglements braucht. Wird das fakultative Referendum ergriffen, kommt es zur Abstimmung.»

Eine Frau im Publikum gibt gleich noch einen Input: «Wenn ihr das an Donnerstagen auch noch ermöglichen könntet, wäre das ein toller Überraschungseffekt», sagt sie und erntet begeistertes Klatschen von den anwesenden Gästen. Von fast allen zumindest.

veröffentlicht: 3. März 2020 09:23
aktualisiert: 3. März 2020 09:33
Quelle: FM1Today

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