Berschis

Kein Knattern, nur Idylle pur – so ist es auf der ersten Solar-Alp

· Online seit 09.06.2021, 05:52 Uhr
Die Alp Malun oberhalb des Walensees ist die erste Alp der Schweiz, die vollständig mit Ökostrom betrieben wird. Mit Solarzellen auf dem Dach und einem kleinen Wasserkraftwerk wird die Käserei, der Wohnbereich und die Melkmaschine mit Strom versorgt.

Quelle: FM1Today

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Auf der Alp Malun wird ab diesem Sommer grüner Käse produziert. Also, Käse aus grünem Strom. Wo früher ein knatternder Dieselgenerator Strom für den Alpbetrieb lieferte und CO2 in die frische Alpenluft stiess, glänzen nun schwarze Solarzellen auf dem Käsereidach. Auf über 1500 Metern Höhe werden in diesem Sommer 5000 Tonnen Käse, 4 Tonnen Joghurt und 600 kg Butter CO2-neutral produziert. In der Schweiz ein Novum. Dementsprechend stolz ist Thomas Schnider, Ortspräsident der Gemeinde Berschis. Er ist verantwortlich für die Alp, die der Ortsgemeinde gehört. «Da oben haben wir Natur pur. Jetzt hört man hier nur noch die Vögel pfeifen und die Kuhglocken bimmeln», sagt Schnider. So viel zur Idylle.

Umweltschutz auf 1500 Metern

Die primäre Motivation, hier oben Solarstrom zu produzieren, sei der Schutz der Umwelt: «So können wir unseren Beitrag an den Klimaschutz leisten. Von den Kosten her ist das gar kein Vorteil», so Schnider. Pro Saison brauchte die Alp Malun durchschnittlich 1200 Liter Diesel. Das ist jetzt vorbei: «Den Dieselgenerator können wir nun entsorgen.»

Jetzt speisen die Solarzellen auf dem Dach und das kleine Wasserkraftwerk eine grosse mobile Batterie. So kann dauerhaft Strom auf der Alp garantiert werden. Sie kostet 50'000 Franken und wird zur Hälfte vom Elektrizitätswerk Walenstadt mitfinanziert. Im Winter, wenn die Alp im Schnee versinkt, wird die Batterie an ihr Netz angehängt.

Teures Projekt

Vor zwei Jahren wurde auf der Alp Malun die alte Hirtenhütte abgerissen und mit dem 1.85 Millionen teuren Neubau ersetzt. Die Ortsgemeinde hätte dieses Projekt nicht alleine finanzieren können. Unterstützung bekamen sie unter anderem von der Organisation Patenschaft für Berggemeinden, diese zahlte fast eine halbe Million. Für private Alpbetriebe fast unmöglich, ein solches Projekt zu stemmen. «In diesem Bereich gibt es wenig Fördergelder. Da sollte vom Bund mehr gesprochen werden», so Schnider. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 stehen mehr Gelder für die Förderung solcher Projekte zur Verfügung, das CO2-Gesetz, das zur Abstimmung steht, würde hier ebenfalls noch Veränderung bringen. Zudem können die Investitionskosten von den Steuern abgezogen werden.

Politik am Projekt interessiert

Auch aus der Politik scheint Interesse da zu sein: So weihte die St.Galler Regierungsrätin Susanne Hartmann das neue Energiesystem ein. Auch schon Alt-Bundesrat Hans Rudolf-Merz hat einen Augenschein auf der Alp genommen. Als Präsident der Organisation Patenschaft für Berggemeinden, hat er dazu beigetragen, dass das Projekt realisiert werden konnte. «Wenn er einmal bei uns zu Besuch kommt, dann werde ich ihm sicher einen Laib Käse schenken», so Schnider.

In wenigen Tagen ziehen die drei Sennen in den Neubau oberhalb der Waldgrenze ein. Noch liegen einige Schneefelder auf den Wiesen, sie werden bald weggeschmolzen sein. Dann wird die neue Käserei zum ersten Mal in Betrieb genommen, und die ersten ökologischen «Mutschlis», Joghurts und «Buttermödeli» werden in ungewohnter Stille produziert – ohne Diesel, nur mit Sonne und Wasser.

veröffentlicht: 9. Juni 2021 05:52
aktualisiert: 9. Juni 2021 05:52
Quelle: FM1Today

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