Ostschweiz
St. Gallen

Mitarbeitende fordern neue Arbeitsmodelle – jetzt sind die Unternehmen gefragt

Ostschweizer Malerei

Mehr Freizeit oder mehr Geld: Hier entscheiden Mitarbeitende über ihr Arbeitsmodell

· Online seit 18.12.2023, 05:55 Uhr
Die Schweizer Bevölkerung hat in den letzten Jahren ein starkes Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten entwickelt. Ein Ostschweizer Unternehmen bietet ihren Mitarbeitenden neu gleich drei verschiedene Arbeitsmodelle an. Es stösst auf reges Interesse und Fachpersonen gehen davon aus, dass dies in Zukunft nicht weniger wird.
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Die durchschnittliche Stundenzahl im Arbeitsmarkt nimmt seit rund 20 Jahren ab. Schweizerinnen und Schweizer arbeiten seither vermehrt Teilzeit. Das stellt für die Unternehmen eine Herausforderung dar. In einer Zeit des Fachkräftemangels geht es darum, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Für Reto Föllmi, Professor für Volkswirtschaft an der Universität St.Gallen, ist klar: «Unternehmen müssen mit dieser Nachfrage gehen.»

Drei innovative Arbeitsmodelle bei einer Malerei

Das hat sich die Hofmann Malerei aus Wilen bei Wil zu Herzen genommen. Wer dort arbeitet, der kann zwischen drei verschiedenen Arbeitsmodellen wählen. So gibt es das Modell der Viereinhalb-Tage-Woche, bei der die Mitarbeitenden pro Tag etwas länger arbeiten, dafür früher ins Wochenende starten. Es gibt das Lohnmodell, bei dem Überstunden bis zu einer Woche im Jahr ausgezahlt werden. Oder das Ferienmodell, bei dem Überstunden als Ferientag kompensiert werden können.

Jeden Oktober können sich die Mitarbeitenden für ein Modell entscheiden. So haben sie die Möglichkeit, in unterschiedlichen Jahren auch unterschiedliche Modelle zu wählen. Denn, «es gibt nie ein Modell, das allen passt», sagt Dario Hofmann, Geschäftsführer der Hofmann Malerei. Von den 40 Mitarbeitenden haben sich zehn für das Viereinhalb-Tage-Woche-Modell oder das Lohnmodell entschieden.

Es braucht flexible Lösungen

«Ich finde es einen guten Ansatz, dass mehrere Modelle angeboten werden», sagt er. Dass sich zehn Mitarbeitende für das Angebot interessieren, zeige, dass es auf eine Nachfrage trifft. «Die Stärken des Schweizer Arbeitsmarkts liegen in den flexiblen Lösungen», so Föllmi. In der Malerbranche machen die Mitarbeitenden in den Sommermonaten oft Überstunden, wie Geschäftsführer Hofmann sagt. Dass die Malerei aus Wilen solche Modelle nun anbietet, begrüsst der HSG-Professor. «Firmen müssen sich von alten Denkmustern verabschieden», sagt er.

Verschiedene Ansätze möglich

Auch Barbara Josef, Mitgründerin der Firma 5to9, begrüsst diese Entscheidung. «Viele Unternehmen sind gerade in einem Experimentiermodus», sagt sie. Es gebe verschiedene Anknüpfungspunkte, weil «es sind nicht alle vom Geld getrieben». Für manche sei es zwar der Wunsch nach mehr Lohn, bei anderen jedoch nach mehr Freizeit oder Weiterbildungsmöglichkeiten.

Für Barbara Josef ist klar: «Das Ziel muss sein, dass mit den innovativen Arbeitsmodellen beide Seiten besser gestellt sind.» Nur so sei es ein nachhaltiger Prozess. Zudem ist es wichtig, dass «die Mitarbeitenden in den Prozess miteinbezogen werden». Auch für Dario Hofmann steht fest, dass mit solchen flexiblen Modellen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber profitieren.

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veröffentlicht: 18. Dezember 2023 05:55
aktualisiert: 18. Dezember 2023 05:55
Quelle: FM1Today

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