Frau Holle macht diesen Winter Ferien, liegt irgendwo am Strand und lässt es sich gut gehen. Zumindest bekommt man in den tieferen Lagen diesen Eindruck. Wirklich geschneit hat es dieses Jahr noch nicht - auch nicht in der Stadt St.Gallen, die sich sonst gerne etwas Weisses anzieht.
Wer beim Blick aus dem Fenster den Eindruck hat, das habe sich geändert, der täuscht sich. «Das ist Industrieschnee», sagt FM1-Meteorologe Roger Perret von Meteonews.
Unbekannt, da sehr lokal
Für die Entstehung von Industrieschnee müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Es braucht dazu Nebel oder Hochnebel mit einer Temperatur von unter null Grad. Wenn es dann auch noch Schadstoffe wie Feinstaub und Aerosol-Teile in der Luft hat, kann es aus diesem Nebel «schneien». Und dieser Industrieschnee kann auch eine Weile liegenbleiben.
Dieses vom Menschen begünstigte Wetterphänomen ist nicht allzu bekannt. Das hat mit der geringen Verbreitung zu tun, sagt Roger Perret: «Industrieschnee tritt nicht breitflächig, sondern sehr lokal auf. Zum Beispiel in der Nähe von Verbrennungsanlagen, vielleicht innerhalb von einem oder zwei Kilometern.» Das passt: Im Westen der Stadt St.Gallen ist es weiss, dort befindet sich die Abfallverbrennungsanlage.
Kein neues Phänomen
Mit der aktuellen Klimadiskussion drängt sich die Frage auf, ob wir mit zunehmender Schadstoffbelastung auch mehr Industrieschnee zu sehen bekommen. «Nicht unbedingt», sagt Perret, «in meinen zwanzig Jahren beim Wetterdienst gab es das bis jetzt jeden Winter».
So gehöre der Industrieschnee zu den häufigeren Wetterphänomenen und treffe bei Hochnebellagen öfters auf. Dennoch ist er ein Beispiel für die Beeinflussung des Wetters durch den Menschen, denn ohne Schadstoffe könnte er nicht entstehen.